Das Amulett von Gan (German Edition)
Einladung. Sie dankten König Auberon, verneigten sich vor ihm und folgten den Bergmännchen in andere Gemächer, wo sie sich von den Strapazen des Tages erholen konnten. Alfrigg blieb zurück und erhielt von König Auberon und seinen Beratern noch konkrete Ratschläge für den vor ihnen liegenden Weg.
Die Gastfreundschaft der Bergmännchen war wirklich beeindruckend. Es war, als läsen sie ihnen alle Wünsche von den Augen ab. Die köstlichsten Speisen verwöhnten ihre Nasen und Gaumen. Nachdem die vier genüsslich den letzten Rest eines golden glitzernden Desserts gegessen hatten, meinte Joe versonnen: »Es ist schon ein Jammer, keinem Menschen von dieser unterirdischen Welt erzählen zu dürfen. Das ist einfach unglaublich, was wir hier alles sehen.«
»Ja«, nickte Chika. »Aber irgendwie kann ich mich über diese Schönheit gar nicht wirklich freuen. Ich habe Angst vor dem, was auf uns zukommt. Was wird mit uns geschehen, wenn die Schwarzalben uns erwischen?«
Joe sagte: »Daran will ich lieber gar nicht denken.«
Pendo legte den Arm um Chikas Schulter. »Du brauchst dich nicht zu fürchten. Seit wir in Gan sind, haben wir im entscheidenden Moment immer Hilfe gefunden. Alon hat uns im Kampf gegen die bösen Bergmännchen geholfen und Alfrigg hat uns in sein Reich geführt, damit wir den Schwarzalben nicht hoffnungslos ausgeliefert sind. Nebijah und Alon sprachen von diesem großen Pelikan, der in der größten Not helfen soll, außerdem gibt es den Schöpfer der vier Lebensströme , der bei uns sein soll. Und ich glaube wirklich, dass es ihn gibt.« Durch diese Worte fühlte sich Chika etwas getröstet. Sie legte ihren Kopf auf Pendos Schulter und schloss die Augen.
»Mein Großvater sagte zu mir: Du brauchst dich nicht zu fürchten, denn dir wird alle Hilfe zuteil, die du dir erträumen kannst«, sagte Finn ermutigend.
»Als dein Großvater in Gan war, gab es nicht diese Gefahr. Die Lebensströme sind noch nie zuvor versiegt, und es gab auch keine Schwarzalben und bösen Zwerge hier«, entgegnete Pendo.
»Das stimmt. Allerdings würde Nebijah uns bestimmt nicht diesen Weg gehen lassen, wenn es von vornherein aussichtslos wäre.«
»Hoffentlich hast du recht«, sagte Chika ernst. »Aber vielleicht hatte sie auch einfach keine andere Wahl …«
Joe und Finn hatten nun ganz andere Fragen. Sie ließen sich von den Bergmännchen genau erklären, wie lange es ihr Reich schon gab, woher die Schätze stammten und wie sie an Lebensmittel kamen, die ja unmöglich alle unter der Erde wachsen konnten, wie viele Bergmännchen es überhaupt gäbe und noch vieles mehr. Ihr Fragen kannte kein Ende. Geduldig erklärten die kleinen Wesen ihnen alles. Nur als das Gespräch auf die Schwarzalben kam, die auch gerne unterirdisch lebten, wechselten sie das Thema. Finn und Joe merkten, dass den Bergmännchen die Bedrohung durch die Schwarzalben Angst machte.
Todmüde legten die Kinder sich spät am Abend auf die Matratzenlager, die für sie vorbereitet waren. Betten in ihrer Größe gab es keine in Untererde.
»Wisst ihr was?«, sagte Finn kurz vor dem Einschlafen. »Ich kenne euch erst seit vorgestern, aber ihr seid mir schon zu besseren Freunden geworden als alle meine Klassenkameraden.«
»Ich freue mich auch, euch gefunden zu haben. Wir sind ein tolles Team. Findet ihr nicht?«, fragte Pendo nachdenklich.
»Ja, das ist wahr«, stimmten die anderen zu und schliefen erschöpft, aber mit einem wohligen Gefühl im Bauch ein.
Am nächsten Morgen weckte sie Alfrigg sehr früh: »Ihr müsst aufstehen, Träger der Amulette. Es wird höchste Zeit.«
Die Kinder räkelten sich, standen aber gleich auf, als ihnen bewusst wurde, wo sie waren und welche Herausforderungen sie an diesem Tag erwarteten.
Nach einem reichhaltigen Frühstück mit duftenden Eiern und gebratenem Speck und einer herzlichen Verabschiedung durch König Auberon machten sie sich, bepackt mit Grubenlampen und Spitzhacken, auf den Weg. Zunächst verlief alles ohne Probleme, denn sie befanden sich im Reich des Königs. Sie durchquerten riesige Höhlen mit kleinen Ortschaften, Bächen und Seen, bis sie schließlich am Ende der Goldenen Welt , wie sie das Land unter der Erde nun nannten, angekommen zu sein schienen.
»Hier verlassen wir nun die vertrauten Wege«, sagte Alfrigg. »Hinter dieser goldenen Wand befinden sich alte verlassene Stollen früherer Bergmännchenreiche. Seit vielen Generationen hat niemand diese Wege betreten. Wir wissen nicht genau, wie
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