Das Amulett von Gan (German Edition)
Er wird für uns sorgen«, sagte Alfrigg beruhigend und ging weiter.
Nach einigen weiteren Abzweigungen und Kreuzungen stießen sie auf eine Felswand.
»Wir müssen jetzt nur noch diese Wand durchqueren. In der dahinterliegenden Halle geht es links durch einen Stollen bergauf an die Erdoberfläche. Es sind nur noch einige Hundert Meter bis zu Schloss Birah.«
»Na dann los«, sagte Joe ungeduldig. Es war ihm deutlich anzumerken, wie dringend er wieder Tageslicht sehen und frische Luft einatmen wollte.
»Wir müssen vorsichtig sein«, sagte Alfrigg mahnend. »Schließlich wissen wir nicht, ob die Schwarzalben auch schon den unterirdischen Weg zu Schloss Birah gefunden haben. Setzt sicherheitshalber eure Kapuzen auf und verbergt eure Gesichter. Fassen wir uns an den Händen. Schnell!«
Eilig reichten sie sich die Hände, und die mittlerweile vertraute goldene Kugel erschien. Für einen kurzen Moment hatten sie wieder das Gefühl zu schweben, doch da waren sie schon auf der anderen Seite der Felswand. Hier brannten Grubenlampen mit dem kalten, nicht wirklich hellen blauen Licht. Schnell zogen die vier Gefährten die Kapuzen noch tiefer über ihre Gesichter. Joe überlegte, ob er Alfrigg, der neben ihm stand, noch unter seinen Mantel ziehen könnte, aber da war es schon passiert: ZweiSchwarzalben am anderen Ende des großen Raumes sahen das Bergmännchen. Ihre Augen glühten rot und ihre Zungen züngelten wie bei einer Schlange. Die Kinder drehten sich schnell mit dem Rücken zu den Schwarzalben und hofften inständig, noch nicht bemerkt worden zu sein. Alfrigg rannte mutig los, um von den Gefährten abzulenken. Die List gelang. Entweder hatten die Schwarzalben die vier in ihren Tarnmänteln wirklich nicht bemerkt, oder sie waren alle zu sehr mit dem sichtbaren Eindringling beschäftigt. Während sie sich auf Alfrigg stürzten, suchten die Gefährten den Weg, der zum Schloss der Lichtalben führte, fanden aber nur eine frisch gemauerte Wand, die die Höhle von dem Weg trennte, der in die Freiheit führte. Sie wussten, dass Alfrigg sich nicht mehr lange gegen die Schwarzalben würde wehren können, und so sausten sie in den nächstliegenden Tunnel und versuchten, so viel Abstand wie möglich zu den Schwarzalben zu gewinnen.
Nach einer ganzen Weile sagte Finn: »Ich denke, der Abstand ist groß genug. Hier können wir reden.«
Da begann Pendo zu schluchzen. Sie dachte an den armen Alfrigg, der nun in den Klauen der Schwarzalben war.
»Beruhige dich«, beschwor Joe sie eindringlich. »Wir müssen uns jetzt zusammennehmen, sonst sind wir alle verloren. Wir haben einen Auftrag.«
»Aber was sollen wir denn tun?«, wimmerte Chika. »Wir kennen uns doch gar nicht aus.«
Sie überlegten eine Weile und lauschten in die Dunkelheit hinein.
»Nebijah hat uns nicht ohne Hilfe ziehen lassen«, sagte Finn. »Was könnte uns denn hier helfen?«
»Der Spiegel Marah!«, rief Chika hoffnungsvoll. »Natürlich – der Spiegel. Nebijah sagte, mit ihm würden wir aus aussichtslosen Situationen herausfinden.« Sie griff in ihre Tasche und holte den Spiegel heraus. Wie würde er funktionieren? Was musste sie tun? Sie schaute hinein und sagte leise: »Bitte, lieber Spiegel, zeigeuns den Weg hier heraus. Wir müssen das Schloss der Lichtalben finden.« Nichts geschah. Sie wiederholte den Satz immer wieder, aber der Spiegel zeigte keine Regung.
»Wir müssen ein Licht entzünden, und wenn es noch so gefährlich ist. Ich kann in dem Spiegel nichts erkennen.« Finn nahm seine Laterne in die Hand und zündete die Kerze an. Chika flüsterte erneut: »Bitte, lieber Spiegel, zeige uns den Weg hier heraus.« Aber es half nichts. Außer ihrem eigenen verzagten Gesicht konnte sie nichts erkennen.
Plötzlich hörten sie in einiger Entfernung ein polterndes Geräusch. Erschreckt pustete Finn die Kerze aus. Keiner wagte es, sich zu bewegen. Chika geriet in Panik. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie musste zwinkern. Da sah sie plötzlich etwas. War das nicht ein Licht? Verwirrt schloss sie noch einmal die Augen. Die Lösung kam ihr nicht im Glas des Spiegels selbst entgegen, sondern vor ihrem inneren Auge . Sie brauchte nur den Spiegel vor sich zu halten und die Augen zu schließen. Jetzt verstand sie, was Nebijah ihr gesagt hatte. Sie sollte mit dem Herzen in den Spiegel schauen. Klar! Und auf einmal wusste sie, was sie zu tun hatte.
»Folgt mir«, sagte Chika. Ihre Stimme war nun klar, und ohne zu zögern schritt sie die goldene Spur
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