Das Amulett von Gan (German Edition)
Bergmännchen von meinem Volk, sondern aus anderen Teilen der Erde. Ich habe auch eines jener Bergmännchen erkannt, die uns überfallen und gefangen genommen hatten.«
»Das ist bestimmt das entflohene Bergmännchen, von dem wir annahmen, es würde uns verraten. So groß war also der Dank der Schwarzalben für den Verrat«, sagte Finn, entsetzt über die Skrupellosigkeit der Schwarzalben.
»Was sollen wir jetzt tun?«, fragt Chika aufgebracht.
»Ich weiß es nicht«, sagte Alfrigg kopfschüttelnd. »Ich weiß zwar, wie wir durch Wände oder verschüttete Stollen kommen, aber nicht, wie wir an den Wachen der Schwarzalben vorbeikommen.« Einige Minuten schwiegen alle und suchten nach einer Lösung. Da sagte Finn:
»Ich habe eine Idee.« Alle schauten neugierig in seine Richtung.
»Uns bleibt nur eine Möglichkeit, auch wenn sie sehr gefährlich ist. Diese Kleider und Umhänge machen uns zwar nicht vollkommen unsichtbar, aber sie passen sich der Umgebung genau an. Sie bieten also eine nahezu perfekte Tarnung. Ich könnte Alfrigg auf meinem Rücken tragen und den Umhang über uns beide legen. Wenn wir den Schwarzalben den Rücken zuwenden, können wir unbemerkt durch den Raum gehen. Da die Bergwerksarbeit ziemlich laut ist, hört uns hoffentlich keiner.«
»Ein gefährlicher Plan, aber einen besseren haben wir nicht«, sagte Joe bestätigend. »Nur sollte ich Alfrigg tragen. Ich bin größer als du.«
Finn, der in der Schule öfter wegen seiner schmalen Statur gehänselt wurde, wollte protestieren, schließlich war es seine Idee, aber Alfrigg hob mahnend die Hand:
»Dein Plan ist gut, Finn aus den nördlichen Landen, aber Joe aus den westlichen Landen ist stärker als du. Er soll mich tragen.« Finn schluckte, gab aber grummelnd nach. Er wollte Alfrigg nicht widersprechen.
Die nächsten Minuten waren die spannendsten, die die vierAbenteurer je erlebt hatten. Chika sagte gar nichts mehr. Sie brauchte alle ihre Kräfte, um die enorme Anspannung zu ertragen. Pendos Lippen bewegten sich leise, als betete sie. Finn half Alfrigg auf den Rücken von Joe und legte dessen Mantel über beide. Sie waren wirklich nahezu unsichtbar. Die anderen zogen nun auch ihre Kapuzen über und schlichen durch den Tunnel auf das immer heller werdende Licht zu. Lautlos betraten sie die Höhle.
Am schwersten fiel es ihnen, nicht zu den Wachen rüberzublicken, denn die Gesichter der Gefährten hätten die Schwarzalben vermutlich sofort bemerkt. Der Raum war heller beleuchtet, als sie vermutet hatten, aber ein Zurück gab es jetzt nicht mehr. Vorsichtig tasteten sie sich vorwärts. Zwischendurch war das leise Schnaufen von Joe zu hören, der unter der Last Alfriggs über einem Stein ins Stolpern geriet. Der Stein polterte ein kleines Stück den Hügel hinunter. Die vier blieben reglos stehen und konnten nur ahnen, wie die grässlichen roten Augen der Schwarzalben jetzt in ihre Richtung wanderten. Die Anspannung war kaum noch zu ertragen. Der Angstschweiß trat auf ihre Stirn. Da schrie auf einmal ein Bergmännchen.
»Gold! Gold! Ich habe Gold gefunden!« Alle Bergmännchen und auch die Schwarzalben wandten sich dem Ereignis zu und vergaßen den polternden Stein.
Joe mit Alfrigg auf dem Rücken und die anderen setzten sich vorsichtig wieder in Bewegung und erreichten tatsächlich kurz darauf den Eingang auf der anderen Seite der Höhle. Sie gingen noch ein Stück weiter um die nächste Biegung und blieben dann erschöpft stehen. Alfrigg rutschte von Joes Rücken herunter, und alle atmeten erleichtert auf.
»Beeilt euch. Wir dürfen uns an diesem gefährlichen Ort nicht aufhalten. Wer weiß, wie viele dieser grässlichen Gestalten hier noch rumlaufen.« Alfrigg zog die vier Gefährten hinter sich her, die noch nicht einmal die Hand vor Augen sehen konnten, aber das Bergmännchen schien sich trotz der Dunkelheit bestens zurechtzufinden.
Nachdem sie ein gutes Stück Weg hinter sich gelassen hatten, sagte er: »Ihr seht, die Schwarzalben können überall sein, kein Ort ist mehr sicher vor ihnen. Falls sie uns entdecken, müsst ihr euch schnell verstecken. Ich werde dann versuchen, die Schwarzalben von euch abzulenken. Ihr müsst unter allen Umständen Schloss Birah erreichen.«
Pendo, Chika, Finn und Joe schauten ängstlich zu Alfrigg. »Aber was, wenn wir uns gegenseitig aus den Augen verlieren und dich nicht mehr als Führer haben? Ohne dich sind wir aufgeschmissen«, sagte Finn verzagt.
»Vertraut auf den Schöpfer der Lebensströme.
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