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Das Anastasia-Syndrom

Titel: Das Anastasia-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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noch so kleinen Hinweis. Ich habe sie gefragt, ob sie sich an irgend etwas Ungewöhnliches erinnern könne, als sie die Kronjuwelen besichtigte.«
    »Ihre Antwort?«
    »Offen, direkt. Absolut nichts. Sie hat noch mal wiederholt, wie konzentriert sie bei Recherchen ist. Daß sie sich dann weit-gehend gegen die Außenwelt abschirmt.«
    »Haben Sie in ihrem Ton irgendwelche Anzeichen von Nervosität entdeckt?«
    Lynch runzelte die Stirn. »Nervosität nicht, Sir. Gedämpft, würde ich eher sagen. Sie sei mit dem Buch fertig, hat sie gesagt, und jetzt ziemlich erledigt. Sie will den ganzen Tag im Bett bleiben und es durchlesen, dann ihrem Agenten schicken.«
    Barnes schlug mit der Faust auf den Schreibtisch, ein Warnsi-gnal für seine Untergebenen, daß sie nun heruntergeputzt würden. »Warum zum Teufel hat Collins uns nicht informiert, daß er den Wagen verläßt? Über Autotelefon hätte das keine dreißig Sekunden gedauert.«
    »Vielleicht hatte er diese dreißig Sekunden nicht, Sir.«
    »Oder es war ihm vielleicht nicht so wichtig. Verflixt noch mal, Sam war einer unserer besten Leute. Er hat mindestens einem Dutzend Menschen das Leben gerettet, als er sich auf die Bombe stürzte. Die alte Frau, die Judith Chase besucht hat, Jack.
    Was genau hat sie Ihnen erzählt?«
    »Überhaupt nichts, Sir. Nicht ein logisch zusammenhängender Gedanke. Sie kann völlig klar sein, wie mir die Heimleiterin sagte. Dann ist sie wieder tagelang total geistesabwesend. Die einzige Information, die ich bekam, war, daß Mrs. Bloxham unmittelbar nach dem Besuch von Miss Chase der Heimleiterin von zweijährigen Zwillingsschwestern, Sarah und Polly, erzähl-te, die sie immer Blammy nannten.«
    »Zwillinge!« Inspector Lynch sprang auf, seine Müdigkeit war verflogen. »Wie Sie wissen, Sir, wurde Judith als Zweijährige in Salisbury aufgefunden. Auf die Suchmeldungen hat sich nie jemand gemeldet, obwohl es sich hier um ein sehr gut ange-zogenes, gepflegtes Kind handelte. Ist es denkbar, daß sie versuchte, ihre leiblichen Angehörigen ausfindig zu machen oder es vielleicht schon geschafft hat? Und dabei eine Zwillingsschwester entdeckte?«
    Barnes biß sich auf die Unterlippe und strich ungeduldig die Haarstähnen zurück, die ihm in die Stirn gefallen waren. »Eine Zwillingsschwester, die ihr vielleicht sehr ähnlich sieht und die womöglich Verbindungen zu politisch suspekten Gruppen hat?
    Das ergäbe einen Sinn. Übermorgen finden die Wahlen statt.
    Wir müssen dahinterkommen. Judith Chase hat die alte Dame erst vor zwei Tagen ausgefragt. Das hört sich nicht so an, als ob sie schon alles gefunden hat, wonach sie sucht. Folglich können wir nicht voraussetzen, daß sie schon mit Personen aus ihrer Vergangenheit in Verbindung steht. Wenn das nicht der Fall ist
    – und wenn wir die Betreffenden identifizieren und eine Kon-taktaufnahme verhindern können –, dann gelingt es uns vielleicht, sie und Sir Stephen aus der Sache herauszuhalten. Sollte sie jedoch mit ihrer Suche Erfolg gehabt und sich irgendwie mit einer üblen Clique eingelassen haben, so möchte ich das wissen, bevor Sir Stephen Premierminister wird. Jack!« Sloane erhob sich. »Sir.«
    »Gehen Sie noch mal in das Altenpflegeheim. Schnappen Sie sich einen Psychiater und sagen Sie ihm, was Sie in Erfahrung bringen wollen. Vielleicht weiß der einen Weg, Mrs. Bloxham, oder wie sie heißt, zu befragen. Judith Chase hat doch neulich die Hausmeisterin in Kent House ausgequetscht, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Knöpfen Sie sich diese Hausmeisterin noch mal’ vor. Ferner sind sämtliche Pensionäre im Royal Hospital zu überprüfen.
    Stellen Sie fest, wer von ihnen gestern abend Besuch hatte, der gegen 20 Uhr 30 gegangen ist. Reden Sie mit diesen Besuchern.

    Vielleicht hat einer Collins gesehen und die Person, der er dorthin gefolgt ist. Und stellen Sie um Himmels willen sicher, daß Judith Chase auf Schritt und Tritt beschattet wird.«
    Das Telefon auf seinem Schreibtisch läutete penetrant. Die Stimme der Sekretärin klang atemlos. »Entschuldigen Sie die Störung. Der Commissioner läßt Ihnen ausrichten, daß Sir Stephen eine Dringlichkeitssitzung anberaumt hat, um sich über den Fortgang der Ermittlungen zu informieren.«

    Stephen rief Judith am nächsten Morgen um 9 Uhr an und weckte sie aus tiefem Erschöpfungsschlaf. Sie griff nach dem Hörer, und dann drang seine Stimme an ihr Ohr. Ihr war, als habe sie in warmem, dunklen Wasser geschwommen und versucht, das Ufer zu

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