Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das andere Ufer der Nacht

Das andere Ufer der Nacht

Titel: Das andere Ufer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ihrer Rechten qualmte eine Zigarette. Es machte ihr nichts aus, von mir fixiert zu werden, da sie mich ebenfalls anschaute und leicht nickte. »Ich muss dir ein Kompliment machen, du bist gut gewachsen, nicht zu stark, aber kräftig. Ja, du bist der Richtige für die Reise. Falls du noch nicht wissen solltest, wer ich bin, mein Name ist Senora Marquez!«
    »Das dachte ich mir.«
    »Um so besser. Wie heißt du?«
    »John Sinclair.«
    Sie lachte. »Sehr schön. Für einen Moment habe ich geglaubt, du würdest James Bond sagen, da es sich fast so anhörte. Aber John Sinclair ist auch gut. Engländer, wie?«
    »Ja.«
    »Ich weiß, Sinclair. Man kennt dich. In gewissen Kreisen hat dein Name Gewicht. Er ist schon einmal in einem Gespräch gefallen, das ich führte. Ich kann mich nur nicht erinnern, wo es gewesen war, aber ich werde noch darauf kommen.« Sie hob plötzlich die Hand. »Nein, ich weiß es. Dieser jetzt tote Reporter, der sich Scal nannte, erwähnte ihn. Und auch noch einige andere Namen. Ja, so war es.«
    »Dann wissen Sie ja Bescheid.«
    »Bitte, setz dich!«
    Es hatte keinen Sinn, wenn ich mich stur zeigte. Sich hinzusetzen, schadete nichts, und zu essen brauchte ich nichts. Die Frau beobachtete mich, wie ich den Stuhl dicht an den Tisch heranzog und auf ihm Platz nahm. Erst dann wies sie den Zwerg an, die Kerzendochte anzuzünden.
    »Wir wollen schließlich mit Stil speisen, nicht wahr, Sinclair?«
    »Ich kann Sie nicht daran hindern.«
    Der Zwerg bewegte sich. Er konnte zum Glück über die Tischkante schauen, sonst hätte er es wohl nicht geschafft, die Dochte anzuzünden. In seinen Taschen wühlte er herum, bis er Zündhölzer gefunden hatte. Ich schaute ihn mir näher an.
    Es war ein nicht einmal hässlicher Mensch vom Gesicht her. Der Zwerg besaß die glatte Haut eines Kleinkindes, sein Kopf zeigte eine runde Form, die Wangen wirkten wie aufgeblasen, nur die brauenlosen Augen gefielen mir nicht. Sie besaßen einen kalten Killerblick, der mich sehr störte.
    Drei Kerzen musste er anzünden. Sie stachen aus einem roten Glasleuchter. Sofort zog sich der Zwerg zurück, als die Flammen brannten. Er nahm wieder seinen Stammplatz ein. Der Mann mit der Eisenmaske hatte sich in der Zwischenzeit nicht gerührt. Er stand still auf dem Fleck, seine rechte Hand lag auf dem Griff des Schwerts, mit dem ich fast Bekanntschaft gemacht hätte, und selbst die Augen hinter den Öffnungen der Maske bewegten sich nicht.
    Der Rotwein war bereits eingeschenkt worden.
    Für mich war die Lage zwar nicht hervorragend, als allzu schlecht stufte ich sie auch nicht ein, denn ich saß dieser Frau gegenüber, ohne waffenlos zu sein. Wenn es hart auf hart kam, konnte ich mich wehren und würde mich auch nicht von einer Type wie diesem Eisenmann überraschen lassen.
    Senora Marquez hob ihr Glas an. Dabei huschte über ihr Gesicht ein Lächeln. »Trinken wir auf das, was noch vor Ihnen liegt, John Sinclair. Auf das nicht Bekannte, das Unwägbare, aber doch Phantastische.«
    Ich rührte das Glas nicht an. Die Senora wollte trinken, sah aber, dass ich mein Glas stehen ließ und schüttelte den Kopf. »Was ist mit Ihnen los, Sinclair?«
    »Ich mag nicht.«
    Sie lachte. »Auch ich lese Zeitungen. Keine Sorge, er ist nicht gepanscht. Kein Glykol drin.«
    »Dann soll er Ihnen munden.«
    »Das wird er auch.«
    Sie nahm einen Schluck, stellte das Glas ab und schnippte mit den Fingern. Wieder trat der Zwerg in Aktion. Er bediente uns. Auf dem Tisch standen mehrere Schüsseln und Platten. Einige noch verdeckt. Die Decke zog der Zwerg ab.
    Köstlichkeiten aus dem Meer wollte er servieren. Die Langostinos, Krabben und Tintenfische lagen noch auf den Eisstücken und besaßen als Dekoration grüne Petersilie. Auch entsprechende Saucen und Essenzen standen bereit, aber ich rührte nichts an, was die Senora wiederum ärgerte.
    »Sie missachten meine Gastfreundschaft«, erklärte sie.
    »Tut mir leid, wenn Sie das so sehen. Ich bin anderer Ansicht. Sie hätten mir zuvor mitteilen müssen, dass Sie mich zum Essen einladen wollten. Dann hätte ich Hunger mitgebracht. Außerdem vergeht mir immer der Appetit, wenn ich beim Essen einen Toten in unmittelbarer Nähe weiß.«
    Sie lachte leise, während sie sich eine Krabbe zwischen ihre Zähne schob. »Seit wann sind Sie so zart besaitet, Sinclair?«
    Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Hände demonstrativ vor der Brust, ein Zeichen, dass ich nicht gewillt war, einen Happen zu mir zu nehmen. »Mit

Weitere Kostenlose Bücher