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Das andere Ufer der Nacht

Das andere Ufer der Nacht

Titel: Das andere Ufer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wehte mir entgegen. Es war für zwei Personen gedeckt, und in den Kristallgläsern schimmerte edler Wein. Ich kam mir vor wie in einem Märchen, schüttelte den Kopf und sah auch die beiden Leibwächter, die sich rechts und links der Frau aufgebaut hatten. Der Mann mit der Eisenmaske und der Gnom, der lässig seinen Morgenstern kreisen ließ.
    Die Senora hob die Hand. »Willkommen am Rande der Ewigkeit«, begrüßte sie mich. »Setzen Sie sich und speisen Sie mit mir. Sie haben es verdient, Fremder, als einziger verdient…«
    ***
    Die Worte des Wirts hallten noch in der unterirdischen Höhle nach. Weder Suko noch Bill sahen einen Grund, etwas darauf zu erwidern, sie schauten sich nur die Männer an, die sie umzingelt hielten. Es waren normale Menschen, wie sie in diesem Lande lebten. Bärtige Gestalten, kräftig, mit kantigen Gesichtern, von dem rauhen Leben in der Sierra gezeichnet.
    Sie trugen schlichte Kleidung, wirkten wie Gebirgsbauern, aber die Gewehre in ihren Fäusten sprachen Bände. Zudem machten diese Leute ganz den Eindruck, als würden sie keinen Spaß verstehen und auch schießen, wenn es sein musste.
    Der Wirt schien der Anführer zu sein, da er abermals das Wort übernahm. »Einer kommt zu mir rüber, der andere bleibt stehen«, befahl er rauh.
    Um die Lage nicht noch mehr aufzuheizen, gehorchten die beiden. Es war Bill, der sich in Bewegung setzte und dorthin ging, wohin die Mündung des Gewehres zielte, die der Wirt in den Händen hielt. Dabei geriet der Reporter so nahe an Viviana heran, dass er sie recht gut sehen konnte.
    Regungslos stand sie im Rand der Fackelscheinkreise. Sie wirkte trotz ihrer geringen Größe wie eine Königin, und alle vier standen zu ihren Diensten.
    Viviana übernahm das Wort. Fragend wandte sie sich an die vier Männer. »Was ist mit dem anderen?«
    Ein Typ mit schiefsitzender Baskenmütze übernahm die Antwort. »Er ist zur Burg hochgegangen.«
    »Gut, Ramon.«
    Der Wirt begann zu lachen. »Alle drei sind uns jetzt in die Falle gegangen.«
    »Du vergisst diesen Scal.«
    Der Wirt hielt sein Lachen bei. »Der ist bestimmt tot.«
    Das Mädchen nickte. Es hatte die Mantilla fortgeschleudert, bewegte den Kopf und wirbelte das dunkle Haar wie eine lange Fahne hin und her.
    »Wer zu uns kommt, der zahlt den Preis«, erklärte sie orakelhaft und fügte wieder ein Lächeln hinzu.
    Bill Conolly fühlte sich angemacht. Er hatte sich nach dem ersten Schreck wieder entspannt und stellte sich lockerer hin. »Kann mir mal jemand sagen, was das hier zu bedeuten hat?«
    »Das kann ich.« Ramon sprach, konnte aber nicht weiterreden, weil er durch eine Handbewegung des Mädchens unterbrochen wurde. »Ich werde es erklären.«
    Bill deutete eine spöttische Verbeugung an. »Wir bitten darum!«
    In der Grotte bekamen die Stimmen einen hallenden Klang. Auch die des jungen Mädchens, als sie sagte: »Zunächst, möchte ich festhalten, dass ihr Gefangene seid.«
    »Als Gäste fühlen wir uns auch nicht«, erwiderte der Reporter spöttisch.
    Viviana zeigte Schärfe. »Noch so eine dumme Bemerkung, und man wird dir eine Kugel ins Bein schießen!«
    Da hielt Bill den Mund. Er hatte auch Sukos warnenden Blick aufgefangen. Es hatte keinen Sinn, die andere Seite zu sehr zu reizen. Viviana ging so weit vor, bis sie sämtliche Personen im Blickfeld hatte und auch durch das Fackellicht nicht geblendet wurde. Ihre Worte richtete sie nur an Bill und Suko.
    »Ich werde euch eure Mörder vorstellen«, erklärte sie mit ruhiger Stimme, lächelte dabei leicht und sagte die Namen der vier Waffenträger der Reihe nach auf.
    Ramon hieß der Wirt, er war der mit der schiefsitzenden Baskenmütze. Sein Gesicht lag im Schatten. Hin und wieder tanzte der Widerschein einer Fackel über die verschlagen wirkenden Züge.
    Esteban hieß der Mann mit dem Vollbart und den zusammengewachsenen Augenbrauen. So wirkte er böse und finster. Bei Juan fiel die Halbglatze auf, die nur notdürftig von einigen Haarsträhnen bedeckt wurde. Ansonsten war er ein durchschnittlicher Typ. Aber gerade die sind oft die gefährlichsten. Er stand selbst wie eine Eins da, seine Augen bewegten sich unruhig. Ein Beweis für das in ihm brennende innere Feuer.
    Zicco hieß der letzte. Sein Schnäuzer war sorgfältig gestutzt und an den Enden zu Spitzen gedreht. Zicco sah aus wie ein Beau aus den Zeiten zwischen den beiden Weltkriegen.
    »Jeder dieser Leute würde nicht zögern, euch eine Kugel in den Schädel zu schießen«, erklärte

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