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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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seinem Bock herunter und rissen dann den Schlag auf. Grobe Hände zerrten die Frauen auf die Straße. Gret führte sich wie eine Furie auf. Jeanne versuchte vergeblich, Elisabeth vor dem Zugriff der Männer zu schützen.
    Elisabeth funkelte die beiden Bewaffneten an. »Ihr könnt mich loslassen. Ich komme mit, auch ohne dass ihr mich so herumzerrt«, sagte sie kalt und wunderte sich, dass ihr Zorn so groß war, dass es für Furcht offensichtlich keinen Raum
mehr gab. Die Männer sahen sie erstaunt an und lachten dann, ließen sie aber nicht los.
    Einer der Reiter wandte sich an Meister Thomas und fragte ihn barsch, woher sie kämen und was ihr Ziel sei. »Warum habt ihr versucht zu fliehen?«
    Georg lachte bitter. »Weil wir genau das hier befürchtet haben! Dass Ihr nichts Besseres zu tun haben würdet, als einen friedlichen Kaufmann einzufangen!«
    Der Mann, der das Wort ergriffen hatte, sah zu Georg und kniff die Augen zusammen. »Wie ist Euer Name?«
    Auch Elisabeth blinzelte. Der Helm und die Halskrause ließen nicht viel vom Gesicht des Mannes erkennen. Doch die Stimme …
    »Ritter Wernher von Hain«, sagte sie laut, dass er sich ihr überrascht zuwandte.
    »Jungfrau Elisabeth? Kann das sein? Was habt Ihr hier zu suchen?«
    »Es ist eine lange, wenn auch einfache Geschichte. Ihr kennt doch meinen Bruder Meister Georg, den seine Handelsgeschäfte über Land führen.«
    »Also doch«, nickte der Anführer des Spähtrupps. »Dennoch muss ich mich wundern. Ich dachte, der Bischof hätte bereits vor Wochen nach Euch geschickt, damit Ihr auf den Zabelstein zurückkehrt. Vielleicht um so etwas zu verhindern? Es sind unruhige Zeiten, in denen das Reisen gefährlich ist.«
    Elisabeth unterdrückte ihre Gedanken dazu, wer dafür wohl die Verantwortung trug, und schwieg, was in dieser Situation vermutlich von Vorteil war.
    »Steigt wieder in die Kutsche«, forderte Ritter von Hain sie auf. »Wir bringen Euch zu Eurem Vater.«
    Überrascht starrte Elisabeth ihn an. »Was? Ihr wollt mich bis zum Zabelstein begleiten?«
    Der Ritter lachte. »Aber nein, nur bis zum Hauptheer hinter
uns, das Bischof von Brunn dieses Mal persönlich gegen Ochsenfurt führt.«
    Elisabeth tauschte mit ihrem Bruder einen entsetzten Blick. Dann fügte sie sich und kletterte in die Kutsche zurück.
     
    Nein, ihr Vater freute sich nicht besonders über den Fang, den Junker von Hain gemacht hatte. Da saß er in einer goldglänzenden Rüstung, die seinen mächtigen Leib umspannte, auf einem riesenhaften schwarzen Streitross. Ein Schwert hing an seiner Seite, und er trug einen kostbaren Helm auf dem bald kahlen Schädel. Sie konnte es nicht leugnen: Der Anblick war beeindruckend. Dagegen wirkte Friedlein an seiner Seite fast winzig. Nicht nur, dass das Pferd kleiner und zierlicher ausfiel. Es lag auch an seiner Haltung, dem gebeugten Rücken und vielleicht auch an der verdrießlichen Miene. Elisabeth konnte nur vermuten, was den Narr so verstimmte. Dass er, kaum auf dem Rückzug, nun kehrtmachen und erneut gegen die Stadt vorgehen sollte? Dass er für den Stolz und den Machthunger ihres Vaters überhaupt den Kopf hinhalten musste? Ihr unerwartetes Auftauchen war es vermutlich nicht, das ihm die Laune verdorben hatte. Dennoch rang er sich nicht einmal das kleinste Lächeln ab, obwohl sie stets den Eindruck gehabt hatte, er könne sie recht gut leiden und habe gar Freude an ihren geistreichen Disputen. Im Augenblick jedenfalls stand ihm der Sinn nicht nach einem Streitgespräch mit der Tochter seines Herrn.
    Der Bischof sah Elisabeth grimmig an und schickte sie und ihre Begleiter zum Tross, der dem Hauptheer folgte. Seinem Sohn und dem Apotheker gönnte er nicht einmal einen Blick.
    »Ich werde mich später mit euch befassen«, sagte der Bischof und bestimmte vier Männer, die über sie wachen sollten. Während sie sie zum Ende des Zuges geleiteten, fragte sich Elisabeth, ob sie zu ihrem Schutz bestimmt worden waren oder eher dazu, sie zu bewachen und eine Flucht zu verhindern.
    »Vermutlich ein wenig von beidem«, meinte Georg, als sie ihre Gedanken laut aussprach. »Er ist nicht darüber erfreut, dass du seine Aufforderungen zurückzukehren einfach ignoriert hast und stattdessen in der widerspenstigen Stadt Würzburg geblieben bist.«
    »Du hast dich ja auch dort niedergelassen!«, empörte sich Elisabeth.
    Georg nickte. »Ja, aber das ist etwas anderes. Ich war viele Jahre unterwegs auf Reisen und hatte nie so eine enge Bindung an unseren Vater wie

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