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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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einige Männer hinterher. Bis zum Einbruch der Nacht musste Elisabeth bangen, ob ihr Plan aufgegangen war, dann endlich kehrten die Männer des Bischofs unverrichteter Dinge zum Zabelstein zurück.
     
    Wie nicht anders zu erwarten, tobte ihr Vater, als er von seinem Jagdausflug zurückkehrte und von den unerfreulichen Neuigkeiten erfuhr. Elisabeth hatte ihn noch nie so gotteslästerlich fluchen hören. Er ging im Saal auf und ab und konnte sich gar nicht beruhigen. Er schimpfte den Hauptmann einen Narren und belegte ihn mit allerlei Drohungen, was er ihm anzutun gedachte. Ritter von Schwarzenberg nahm die Vorwürfe schweigend hin.
    Ob seine Tochter bei dem Vorfall Schaden genommen hatte, fragte der Bischof nicht. Und Elisabeth hütete sich, sich ihm ins Gedächtnis zu rufen. Es könnte unangenehme Fragen nach sich ziehen, wenn der Bischof erst einmal in Ruhe über den Vorfall nachdachte.
    Erstaunlich schweigsam gab sich Friedlein, der inzwischen von seinem Botengang zurückgekehrt war. Er saß nur in seinem Polsterstuhl in der Ecke und musterte Elisabeth mit scharfem Blick, sodass es ihr unangenehm auf der Haut prickelte. Er hatte die Farce sofort durchschaut, hielt sich aber dankenswerterweise noch immer mit jedem Kommentar zurück.
    Endlich gingen dem Bischof die Flüche aus, und er ließ sich erschöpft in seinen Stuhl sinken. Er schlug auf den Tisch und
rief nach mehr Wein. Die Diener beeilten sich, seiner Forderung nachzukommen. Die ersten beiden Becher stürzte er in einem Zug hinunter.
    »Los, schenk nach, und nicht so knapp!«
    Das würde eine schlimme Nacht werden. Elisabeth nutzte die Gelegenheit, als der Diener mit zwei großen Krügen eintrat, sich in ihr Gemach zurückzuziehen.
    Ihre beiden Mägde begrüßten sie mit Vorwürfen. Jeanne, weil sie sich überhaupt in Gefahr begeben hatte, Gret, weil sie so dumm gewesen war, ein Messer mitzunehmen.
    »Was hast du dir da nur gedacht? Du begibst dich nicht nur freiwillig in die Hände eines Feindes, nein, du lieferst dem Henker auch noch die Klinge. Ich kann es nicht fassen!«
    »Sie hat es ja nur gut gemeint«, wechselte nun Jeanne die Seiten. »Das war eine edle und mutige Tat.«
    »Außerdem sind die von Wertheim nicht meine Feinde«, ergänzte Elisabeth.
    Gret verdrehte die Augen. »Was dein Vater sich da geleistet hat, reicht aus, den Zorn der Wertheimer auf die gesamte Familie zu lenken. Ich wäre mir da nicht so sicher, dass sie zwischen seinen und deinen Absichten differenzieren.«
    »Jetzt bestimmt«, widersprach Jeanne.
    Elisabeth nickte. »Ja, er hat mir versprochen, diese Tat niemals zu vergessen.«
    Gret legte ihr den Arm um die Schultern. »Dann können wir nur hoffen, dass dein Vater sie bald vergisst und sich nicht fragt, wie es denn kam, dass die Tür des Verlieses geöffnet wurde, und wie es dem Graf gelang, Hand an dich zu legen. Es könnte ja sein, dass er in seiner Wut die nahen Familienbande vergisst, die euch verbinden, und er dich plötzlich auf der Seite seiner Widersacher einordnet. Sei in Zukunft etwas vorsichtiger, und hüte dich vor seinem Zorn!«
    »Du hast keine sehr hohe Meinung von meinem Vater«, murmelte Elisabeth. »Und ich kann dir nicht einmal einen
Vorwurf machen. Es fällt mir im Moment selbst schwer, mich zu seiner Verteidigung aufzuschwingen.« Mit einem Seufzer ließ sie sich aufs Bett fallen.
    »Hattest du denn keine Angst?«, wollte Jeanne wissen.
    »Doch, sogar schreckliche Angst, als er mir die Klinge an den Hals legte«, musste Elisabeth zugeben. »Und dennoch bin ich froh, dass ich es getan habe und der Graf wieder in Freiheit ist, statt ein Druckmittel in meines Vaters Kerker zu sein!«
    »Na ja, ganz unrecht hast du damit nicht«, gab Gret brummend zu.
    Es gab auf der Burg sogar einen, der sie zu dieser Tat beglückwünschte, ohne ihr Vorwürfe zu machen: Meister Thomas.
    »Das war sehr mutig von Euch, auch wenn ich nicht wenig um Eure Sicherheit gebangt habe.«
    Sie half ihm wieder einmal beim Zubereiten einer neuen Arznei. Dieses Mal einer Salbe, die man auch warm als Umschlag gegen allerlei Ausschläge anwenden konnte und der er – neben diversen Kräutern – auch gelben Schwefel von den Vulkanhängen des Vesuvs in Italien beimischte.
    »Spricht es von Mut, sich als Geisel nehmen zu lassen?«, widersprach Elisabeth, die nicht vorhatte, jeden auf Burg Zabelstein einzuweihen, was sie getan hatte und warum.
    Meister Thomas sah von seinem Mörser auf und lächelte sie an. »Wir sind hier unter uns, und ich

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