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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Mädchen am Brunnen schrien auf. Die Wächter brüllten sich einige Worte zu, die Elisabeth nicht verstand. Sie sah nur Gilg, den sie von seinem Wachposten weggelockt hatte, mit offenem Mund dastehen. Er starrte sie entsetzt an. Andere griffen nach ihren Waffen. Die Wächter hoben ihre Spieße, einige Edelknechte zogen Schwerter. Sie kreisten den Grafen von Wertheim ein, bis dieser stehen blieb.
    »Wertheim, lasst das Fräulein los«, forderte der Ritter von Schwarzenberg.
    »Ich stelle hier die Forderungen«, berichtigte der Graf. »Ihr werdet mir nun augenblicklich meine Waffen und mein Pferd zurückgeben, wenn ihr nicht wollt, dass ich dem Fräulein die Kehle durchschneide.«
    Der Hauptmann zögerte. Graf von Wertheim drückte die Klinge, die sie bisher noch nicht berührt hatte, an Elisabeths Hals. Seine ganze Haltung sprach von seiner Entschlossenheit. Plötzlich durchzuckte Elisabeth Angst wie ein Blitzstrahl. Meinte er seine Drohung ernst? Würde er sie verletzen oder gar töten, um alle Hindernisse aus dem Weg zu schaffen? War dies gar kein Spiel, das sie den Wächtern boten, sondern bittere Wirklichkeit? Wie hatte sie sich nur auf so etwas einlassen können? Elisabeth versuchte einen Blick auf die Miene des Grafen zu erhaschen, doch sie konnte sein Gesicht nicht einmal aus den Augenwinkeln sehen. Den Kopf zu drehen, solange sie die Schneide an ihrem Hals spürte, wagte sie schon gar nicht.
    Elisabeth sah Meister Thomas aus seinem Laboratorium neben der Küche auftauchen. Er lief auf sie zu, zögerte dann aber, sich den Wächtern weiter zu nähern, die einen Kreis um den Grafen mit seiner Geisel gezogen hatten. Wie bleich er plötzlich wurde. Sein Blick suchte den von Elisabeth. Seine Lippen formten ihren Namen. Auch er fürchtete um ihr Leben. Ein Ausdruck von Entschlossenheit trat in seine Miene, und er machte Anstalten, den Ring der Bewaffneten zu durchbrechen. Elisabeth deutete ein Kopfschütteln an.
    »Nein!«, formten ihre Lippen.
    Meister Thomas hielt mitten im Schritt inne. Sie sah, wie es hinter seiner Stirn arbeitete, während seine tiefblauen Augen nicht von ihr ließen.
    »Nun bewegt euch schon!«, rief der von Wertheim. »Meint ihr, das ist eine leere Drohung? Prüft es nicht nach. Der Bischof
wäre nicht erfreut, seine Tochter in ihrem Blut vorzufinden.«
    Das wird er nicht tun, dachte Elisabeth in verzweifelter Hoffnung. Das kann er nicht tun. Was für ein Druckmittel bliebe ihm, wenn er mich tötete? Sie würden über ihn herfallen und ihn in Stücke reißen, und das weiß er auch.
    Der Griff seiner linken Hand, mit der er ihren Arm umspannte, schloss sich unvermittelt mit solcher Härte, dass Elisabeth vor Schmerz aufschrie. Noch einmal griff er zu, als wolle er ihr den Arm brechen. Sie verzog das Gesicht und stöhnte, presste aber die Zähne aufeinander.
    »Nun macht schon, was er sagt«, keuchte sie. Meister Thomas eilte auf den von Schwarzenberg zu und drängte ihn, nichts zu riskieren. Mürrisch gab der Hauptmann den Befehl. Stefan führte das Pferd heran und übergab dem Grafen von Wertheim seinen Schwertgurt, Dolch und Mantel.
    »Ihr führt das Pferd bis über die Brücke hinaus, Fräulein Elisabeth, aber schön langsam. Wir wollen ja nicht, dass Euch etwas zustößt!«
    Nein, das wollte sie nicht, doch sie musste sich zwingen, nicht loszulaufen. Auch wenn sie ihre Lage selbst herbeigeführt hatte, fühlte sie sich alles andere als wohl und sehnte den Moment herbei, da die Schneide sich von ihrem Hals lösen würde.
    »So, und nun lasst ihr das Fallgitter wieder herunter und zieht die Brücke hinauf«, wies der von Wertheim den Hauptmann an, als sie draußen vor der Burg standen.
    Der Hauptmann schäumte, aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als ihm zu gehorchen. Er stieß noch ein paar Drohungen aus, was er mit dem Grafen machen würde, sollte er ihn wieder in die Finger bekommen, doch das störte den Wertheimer nicht. Er wartete, bis sie seinen Forderungen Folge geleistet hatten, dann erst nahm er die Klinge von Elisabeths Hals. Er drückte ihr den Griff des Messers in die Hand.
    »Mit Dank zurück, Fräulein. Ihr habt etwas gut bei mir«, sagte er leise. »Ich werde es nicht vergessen!« Er schwang sich in den Sattel, dann gab er seinem Pferd die Sporen und jagte den Pfad über den Höhenrücken entlang davon.
    Als die Wächter die Brücke wieder herabgelassen und das Gitter aufgezogen hatten, war er bereits im Schutz der Bäume verschwunden. Dennoch schickte der Hauptmann ihm

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