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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Vater natürlich gar nicht schmeckte.
    Nein, sie glaubte ihm nicht, konnte aber nichts weiter in Erfahrung bringen.
     
    So schnell wie gedacht durften die Bewohner von Burg Zabelstein ihre Reisekisten nicht packen. Zwar schaffte es der Pfleger von Wertheim tatsächlich, genug Mitglieder des Domkapitels zu überzeugen, den Vertrag anzunehmen, dennoch zogen die Tage dahin, ohne dass sich für die Bewohner des Zabelsteins etwas änderte. Außer vielleicht, dass im Dezember Elisabeths Bruder Georg mit einigen Männern und einem Berg erlesener Waren auf dem Zabelstein eintraf. Elisabeth eilte ihm entgegen und ließ sich von ihm in die Arme schließen. Auch Meister Thomas freute sich sichtlich, den Freund zu sehen, und schüttelte ihm die Hand.
    »Du warst lange fort.«
    Georg nickte. »Ja, es haben sich ein paar interessante Möglichkeiten ergeben. Ich kam mit einem Kaufmann aus Lübeck ins Gespräch, der viel für die Messe in Frankfurt zu tun hat. Aber das erzähle ich dir später in Ruhe. Jedenfalls hat es meinem und deinem Beutel nicht geschadet, dass ich mich ihm für eine kleine Reise angeschlossen habe.« Georg strahlte.
    »Und für dich habe ich auch etwas, liebes Schwesterlein. Ihr Frauen könnt ja von Tand und schönen Stoffen nie genug bekommen.« Er drückte ihr ein Päckchen in die Arme, betonte aber, dass dies nicht alles sei.
    »Wobei ich zugeben muss, dass es sich hier auf dem Zabelstein ein wenig seltsam ausnehmen wird«, fügte er hinzu, als er den Blick durch die Festung schweifen ließ.
    »Nicht aber in Würzburg und auf dem Marienberg«, widersprach seine Schwester. Georg stutzte.
    »Du kommst nach Würzburg zurück? Wie das? Ich habe gehört, du hättest Albrechts Hand zurückgewiesen.«
    »Ich kehre auch nicht zu Albrecht zurück«, stellte sie richtig. »Ich bleibe an der Seite unseres Vaters.«
    Georg zwinkerte überrascht. »Habe ich recht gehört?«
    Meister Thomas nickte. »Ja, so wie es aussieht, wird Bischof von Brunn auf den Marienberg zurückkehren und sich wieder an der Regierung beteiligen.«
    »Und der Wertheimer?«
    »Bleibt weiterhin Pfleger.«
    »Vielleicht auf dem Pergament und als Prügelknabe, den man bei unangenehmen Verhandlungen vorschicken kann. Denn so wie ich unseren Vater kenne, wird er seine Macht nicht teilen, wenn er es irgendwie verhindern kann.«
    Elisabeth nickte. »Ja, so in der Art könnte ich es mir auch vorstellen, aber weiß Albrecht, was er sich da angetan hat?«
    »Wenn er es nicht weiß, dann war er eh nicht der rechte Mann für diesen Posten. Doch das soll uns nicht kümmern.
Für mich ist es von Vorteil, wieder einen Vater auf dem Marienberg zu wissen, der Einfluss besitzt, und für dich, liebe Schwester, ist es sicher auch kein Schaden.« Elisabeth nickte ein wenig zurückhaltend.
    »Und nun lasst uns hineingehen und uns wärmen. Lasst uns essen und trinken und fröhlich feiern. Ich habe die Absicht, die heiligen Tage über hierzubleiben, ehe ich mich mit Thomas wieder auf Fahrt begebe.«
    Elisabeths Blick sprang erschrocken zu dem Apotheker. »Ihr wollt abreisen? Ich dachte, Ihr arbeitet nun für meinen Vater.«
    Meister Thomas blickte sie entschuldigend an. »Hier auf dem Zabelstein kann ich nicht bleiben. Das ist keine Arbeit für mich. Nur für den Bischof Medizin anrühren und ein paar Hustenmittel für seine Knechte? Nein, ich muss auf Reisen gehen und lernen oder in einer Stadt einen Apothekenbrief erwerben, eine Offizin eröffnen und meine Künste der Bürgerschaft zur Verfügung stellen.«
    »Ihr sagtet aber, Ihr würdet eine Hofapotheke für meinen Vater einrichten«, entgegnete Elisabeth ein wenig empört.
    »Ja, das sagte ich. Es ist allerdings etwas anderes, so etwas auf dem Marienberg zu Häupten einer großen Stadt zu tun, als hier weitab in den Wäldern auf einer abgelegenen Burg. Das hier wäre keine Hofapotheke! Dies wäre etwas für einen Eremiten, einen eigenbrötlerischen Alchemisten, der am liebsten keinen fremden Menschen sieht und den Tag beim Wurzelngraben und Mistelnschneiden in den Wäldern zubringt.«
    »Und das ist nichts für Euch«, gab Elisabeth zu. »Ja, ich kann Euch verstehen, aber es wird mir schwerfallen, auf Euch zu verzichten. Ich habe mich schon so sehr daran gewöhnt, dass Eure Gesellschaft meine Tage erfüllt. Ich lerne so viel Neues und habe das Gefühl, etwas Wichtiges zu tun, wenn ich Euch bei Euren Rezepturen zur Hand gehe. Ohne Euch werde ich vor Langeweile vergehen!«, prophezeite sie.
    Ihr Bruder lachte, doch

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