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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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so vernünftig denken wie Ihr, Fräulein Elisabeth, und dass sie darauf verzichten, uns den roten Hahn aufs Dach zu setzen.«
    Auf den Stufen des Rathauses tat sich etwas. Der Schreiber tauchte auf und zwei der Ratsherren. Der Henker nickte Elisabeth kaum merklich zu.
    »Ich hoffe, Eure Wissbegier so weit befriedigt zu haben. Ihr entschuldigt mich? Die Herren im Saal warten auf meinen Rat. Ist es nicht erstaunlich, wie sehr die Meinung des Henkers in Kriegszeiten plötzlich gefragt ist?«
    Und mit diesen Worten ließ er die drei Frauen stehen und schritt auf das Rathaus zu. Die Menge teilte sich vor ihm, sodass er bequem ausschreiten konnte, und verschmolz hinter ihm wieder zu einer wogenden Masse.

Kapitel 17
    W ährend das Kriegsvolk vor der Stadt sein Lager aufschlug und die Männer so um die Stadt verteilte, dass die Würzburger keinen Ausfall aus den Toren wagten, begann in der Stadt das zermürbende Warten. Die normale Arbeit ruhte. Die Plattner und Waffenschmiede dagegen arbeiteten mit verstärktem Eifer. Die Viertelmeister verpflichteten einige Dutzend Männer, die beim Füllen von Pulverfläschchen helfen mussten und die schweren Steinkugeln zu den Männern auf die Türme hinaufbringen sollten. Auch wenn sie noch immer hofften, dass es nicht so weit kommen würde, wurden Kugeln für die kleineren Büchsen gegossen. Jeder Bürger wurde aufgefordert, Rüstung und Waffen bereitzuhalten. Die Mauerposten wurden doppelt besetzt. Wichtig war es nun, wachsam zu sein und dem Feind keine Blöße zu geben. War er erst einmal in der Stadt, hatte Würzburg seinen größten Vorteil eingebüßt: die starken Mauern, die seine Bürger vor dem aufgezogenen Kriegsvolk schützten.
    Gegen Mittag trafen sie sich wieder im Haus in der Franziskanergasse. Georg kletterte über eine schmale Leiter nach oben und durchsuchte fluchend den Dachboden, auf dem ein großer Teil seiner Waren lagerte. Elisabeth trat unten an die Leiter und legte den Kopf in den Nacken.
    »Was suchst du denn?«, rief sie zu ihrem Bruder hinauf.
    »Irgendetwas, das man als Rüstung oder Waffe bezeichnen könnte«, rief er mit Verzweiflung in der Stimme zurück. Sein hochroter Kopf erschien an der Luke. »Ich habe mich bisher
noch nicht darum gekümmert, mich entsprechend der Verordnung der Stadt auszustatten.«
    »Aber du hast hier doch keinen Bürgereid geleistet«, widersprach Elisabeth.
    Georg hob die Schultern. »Dennoch bin ich nun ein hier niedergelassener Kaufmann. Ich habe ein Haus gemietet und verkaufe meine Waren, daher werde ich auch zu Pflichten in der Stadt herangezogen. Ich bin schließlich kein Pfaffe oder Klosterbruder, der sich sowohl vor den Steuern als auch vor dem Wachdienst auf der Mauer drücken kann. Jedenfalls hat der Viertelmeister vom Gängheimer Viertel mich angewiesen, mich bei Sonnenuntergang vor dem Tor des Augustinerklosters einzufinden. In Rüstung und mit Waffe! Aber ich kann ja kaum mit so etwas zu meinem Dienst erscheinen!«
    Er hielt eine verrostete Sense und einen abgebrochenen Sauspieß ins Licht. Seine Miene war so verzweifelt, dass Elisabeth trotz des Ernstes der Lage lachen musste.
    »Das ist nicht lustig!«, ereiferte sich ihr Bruder.
    »Nein, ist es nicht«, entschuldigte sie sich. »Ich kann dir nur raten, lieber Bruder, wenn deine Bestände nichts Besseres hergeben, dich an den Viertelmeister zu wenden und ihn um Hilfe zu bitten. Im Rathaus und in einigen der Stadttürme werden für Kriegszeiten immer Waffen und Rüstungen gelagert. Doch was mich wundert, Georg: Bist du denn stets ungerüstet und ohne Waffen durch die gefährlichen fernen Länder gezogen?«
    Ihr Bruder legte die unbrauchbaren Geräte beiseite und kletterte die Leiter wieder herunter. Er wischte sich seine staubigen Hände an der Hose ab.
    »Nein, wo denkst du hin. Natürlich nicht. Ich bin zwar nur ein Kaufmann und kein Ritter; dennoch habe ich stets ein lederbeschlagenes Wams unter meinem Gewand getragen, das zumindest einen verirrten türkischen Pfeil hätte abhalten können. Außerdem waren ein gutes Messer und ein kurzes
Schwert meine steten Begleiter, auch wenn ich zugeben muss, dass ich nicht sehr gut damit umgehen kann. Da konnte ich froh sein, Sebastian an meiner Seite zu wissen. Er hat mehr Erfahrung in solchen Dingen.«
    »Und wo sind dieses Wams und dein Schwert im Augenblick?« , hakte Elisabeth weiter nach. Ihr Bruder sah verlegen drein.
    »Noch oben in meiner Kammer auf dem Marienberg. Wie sollte ich ahnen, dass ich sie hier in

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