Das Areal: Thriller (German Edition)
Abrissbirne gegen die Vordersitze geprallt. Offenbar war der Skyline herumgewirbelt, als ihn der Neunachser von hinten gerammt hatte. Das Fahrgestell war verdreht wie ein Korkenzieher.
Die Fahrerin des Vans hing blutend und mit zerschmetterten Gliedmaßen über dem Lenkrad. Aus dem Rücken traten weiße Rippenknochen hervor. Es roch nach Benzin und verbranntem Gummi.
»F riedman!«, rief Knightly. Er hatte die Beifahrertür des Trucks geöffnet und sah nach dem Fahrer. »B leiben Sie weg. Das ist gefährlich. Die Feuerwehr und die Sanitäter werden jeden Moment hier sein. Die hat bestimmt schon jemand alarmiert. Wir müssen verschwinden. Einen solchen Unfall kann niemand überleben.«
Sie winkte ab und packte die Pistole fester. Den Blick für den Fall, dass Nicola oder Bayle sich daraus befreien sollten, auf den zerstörten Skyline gerichtet. Es schien aussichtslos, aber sie wollte das Heilmittel. Sie wollte weiterleben. Ging langsam um das Fahrzeugwrack herum, bis sie durch das von Glasscherben eingefasste Loch blicken konnte, das einmal das Fahrerfenster gewesen war. Sah das Blut und den zerschmetterten Körper. Ein blonder Haarschopf, verfilzt und rot verfärbt. Bayles Freundin, die es bei der Wucht des Aufpralls geradezu zerrissen hatte. Vom Gesicht war nicht mehr viel übrig.
Der Anblick war so grauenhaft, dass Kate eine Gänsehaut bekam und zu zittern begann. Sie zwang sich, einen Blick auf den Rücksitz zu werfen, ein flachgedrücktes Bündel aus zusammengepresstem Stahl und Plastik, dann ging sie zu Knightly zurück.
Bayle hatte nicht im Wagen gesessen. Seine Freundin war allein gewesen. Die Person, die sie hätte zu ihm führen können, war tot.
15
E ine leere Tittenbar, vier Straßenblocks vom Grand entfernt, und dazu passend zwei doppelte Brandys mit einem Schuss Coke, und schon nahmen die vergangenen Minuten den surrealen Charakter unwirklicher Traumerinnerungen an.
Sie waren durch die Gasse und über die dahinter liegende Straße gerannt, während die Kugeln an ihnen vorbeipfiffen. Ghost schrie im Laufen, und ein paar Meter weiter platzte auf dem Gehsteig eine rote Blüte aus der Brust einer alten Frau. Irgendwo quietschten Reifen. Dann in eine andere Gasse hinein und um eine Ecke herum, ohne einen Moment langsamer zu werden. Eine Kellertreppe hinunter, ein unbeleuchtetes Neonschild, und nun saßen sie im stillen Halbdunkel.
Die müde wirkende Mittzwanzigerin hinter der Bar beäugte Ghost misstrauisch, als Turner die Drinks bestellte, schenkte sie aber dennoch ein. Sagte gelangweilt: »S echs Dollar«, nahm das Geld entgegen und beschäftigte sich dann weiter mit ihrem Make-up und dem Traum von einem besseren Leben an einem anderen Ort.
Turner bugsierte Ghost zur anderen Seite des Lokals, in das Halbdunkel vor der lädierten Holzbühne, wo es nach Ammoniak und ungewaschenen Leibern roch. Sie atmete noch schwer und hatte Schweißperlen auf der Stirn. Ihre Augen waren groß und dunkel. Sie schnupperte an ihrem Drink, dann kippte sie ihn hinunter. »G ut«, sagte sie, war mit den Gedanken aber nicht bei der Sache.
»E in Stärkungsmittel, das dich wieder runterbringen soll.«
Sie betrachtete das Glas und sagte: »I ch glaube, ich hätte gern noch einen. Bitte, Turner?«
»K lar.« Er ging zwei neue Drinks und Bier zum Nachspülen holen, fragte die Bardame, ob er hier drinnen rauchen dürfe.
Achselzuckend antwortete sie: »S chätzchen, bei dem Publikum, das wir hier haben, ist es mir egal, was du machst, solange du mir nicht auf die Füße wichst.«
Er wusste nicht, ob das ernst gemeint war, bedankte sich aber und ging zurück zum Tisch. Ghost lächelte ihn an, als er die Drinks vor ihr abstellte. Er setzte sich, steckte sich eine Zigarette an und fragte: »H ast du sie gesehen? Die Schützen, meine ich?«
»N ein.« Sie schüttelte den Kopf. »I ch hab nicht mal hingesehen. Bin einfach nur gerannt. Wenn auf einen geschossen wird, läuft man weg, weißt du?«
»S cheiße, ja.«
»G laubst du, das waren die Typen, die draußen gewartet haben?«
»D ie du für Fremde gehalten hast? Schon möglich. Ich weiß es nicht.« Turner wurde klar, dass er nicht einmal sagen konnte, ob die Schützen es auf ihn oder Ghost oder sie beide abgesehen hatten. Jedenfalls wäre er schon wieder um ein Haar getötet worden, und ihm flatterten noch immer die Nerven. »W heeze hat mir gesagt, das Grand stünde seit zwei Wochen unter Bewachung. Der Typ, der uns gesehen hat, könnte den draußen Wartenden Bescheid
Weitere Kostenlose Bücher