Das Areal: Thriller (German Edition)
vermitteln könnte, wer das getan und womit Charlie sich beschäftigt hat, bevor er verschwunden ist. Jemand wollte ihn beseitigen, vielleicht die gleichen Leute, die mir ans Leder wollen.«
Die winzige Kochnische war ebenso gründlich durchsucht worden wie das Wohnzimmer, es stank nach saurer Milch und verdorbenen Lebensmitteln. Dem Schimmel nach zu schließen, der in Charlies Spüle blaugrüne Polster bildete, war der Einbruch mindestens zwei Wochen her. Wheeze hatte gemeint, um diese Zeit habe man angefangen, seine Bar zu beobachten.
Das Schlafzimmer befand sich im gleichen Zustand wie der Rest der Wohnung. Der Schrank war leer, die Kleidung auf dem Bett verstreut. Es war nicht zu erkennen, ob etwas fehlte oder ob Charlie Gelegenheit gehabt hatte, rechtzeitig ein paar Sachen einzupacken und für eine Weile unterzutauchen, aber wenn dem so war, hatte er nicht viel mitgenommen. Es waren Herren- und Damensachen dabei. In dem Durcheinander fanden sich die Nachttischutensilien eines Mannes und einer Frau, und im Bad waren zwei Zahnbürsten. Charlie hatte mit einer Freundin zusammengelebt, und die war ebenfalls verschwunden.
Als er wieder ins Wohnzimmer kam, stocherte Ghost lustlos in dem Plunder. Er überlegte, woher die Sachen stammten, versuchte, den Müll von dem zu trennen, was Charlie wichtig gewesen war und was einen Hinweis auf sein Verschwinden geben könnte. Ein Telefonbuch, ein Notizheft, ein Zettel oder eine Notiz auf der Rückseite eines Briefumschlags. Charlie besaß ein paar interessante Sachen, Notizen über wichtige Ereignisse im Areal oder in dessen Umgebung, genug Informationen, um die Rolle eines Mediators oder Schlichters ausfüllen zu können. Doch nichts davon schien mit dem Zeitpunkt seines Verschwindens in Verbindung zu stehen. Das war verdächtig – es gab Lücken, Brüche im Muster, Spuren, die die Täter hinterlassen hatten. Charlie war an einer Sache dran gewesen, bevor er verschwunden war, und irgendjemand hatte alle Hinweise darauf beseitigt.
Dann fragte auf einmal Ghost hinter seinem Rücken: »W as bedeutet Sirius Bio-Life?«
16
W as wissen wir über Bayles Freundin?« Knightly, der mit Naylor telefonierte, musste schreien, um sich über die Freisprechanlage verständlich zu machen. Kate saß auf dem Beifahrersitz und kaute an den Fingernägeln. Das Adrenalin hatte sich längst abgebaut, und jetzt litt sie unter den hormonellen Nachwehen. An dem Loch, das nach dem Abbau des Stoffs zurückgeblieben war. Kurz nach Verlassen des Unfallorts waren ihnen mehrere Löschfahrzeuge und eine Ambulanz entgegengekommen. Knightly glaubte, der Fahrer des Neunachsers habe nur einen Schock gehabt und sei ansonsten unverletzt, aber die anderen beiden Unfallbeteiligten waren tot. Kate wusste, dass ihnen nichts geschehen wäre, wenn sie etwas mehr Leine gelassen hätte.
»N icola Gordon, achtundzwanzig. In Craybank aufgewachsen. Mehrere Jugendstrafen und zwei Verurteilungen als Erwachsene wegen Drogenbesitzes. Kleine Mengen Meth und Gras für den persönlichen Gebrauch; keine Haftstrafen, nur Sozialdienst. Wann sie Bayle kennengelernt hat, wissen wir nicht.«
»F amilie? Freunde? Wäre es möglich, dass sich Gordon bei einem ihrer Angehörigen oder Bekannten aufhält?«
»D avon sind nicht viele aufgeführt, deshalb bezweifle ich das. Ich kümmere mich drum. Glauben Sie, sie wollte Bayle vor uns warnen?«
»W ohin hätte sie sonst fahren sollen?«
Kate schüttelte den Kopf und murmelte: »S ie ist geflüchtet, weil sie nach Hause kam, und da waren überall Leute mit Kanonen. Weil sie Bayle kannte und wusste, dass er Angst hat. Weil man von Meth und Gras paranoid wird. Vor allem aber deshalb, weil wir sie gejagt haben.«
Knightly musterte sie verwirrt. »W as war das?«
»N ichts.« Sie schüttelte den Kopf. »V ergessen Sie’s.«
»I ch versuche, weitere Adressen ausfindig zu machen, die sie hätte ansteuern können«, fuhr Naylor fort, »b ezweifle aber, dass wir etwas finden werden. Fällt Ihnen noch ein Ort ein, wo sie hätte hinfahren können?«
»S ie ist vor etwas weggefahren«, sagte Kate. »W eg vom Areal, weg von Bayle. Sie wollte uns so weit wie möglich weglocken. Da draußen gibt es nichts.«
Schweigen. Dann: »O h. Also, ich schätze, wir machen weiter.«
Knightly fummelte am Handy herum, trennte die Verbindung. Fragte nicht, ob es Kate stören würde, wenn er rauchte, sondern steckte sich einfach eine an. Kaute eine Weile auf dem Filter herum. »M achen Sie sich keinen Kopf,
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