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Das Areal: Thriller (German Edition)

Das Areal: Thriller (German Edition)

Titel: Das Areal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Cregan
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erledigt. Da ich nur mein Rückflugticket wollte und ihn bei den Eiern hatte, hat er sich nicht lange gesträubt. Aber er hat für einen fetten schwarzen Vermerk in meiner Akte gesorgt. Ich bin in Langley nicht beliebt, aber scheiß drauf, schließlich habe ich nicht vor, dorthin zurückzugehen.«
    Ghost schwieg eine Weile, und Turner nahm einen Stimmungswechsel bei ihr wahr. Sie zeigte auf eine schwarze Halbkugel, die sich eine halbe Meile entfernt vor dem orangefarbenen Horizont abzeichnete, und sagte leise: »D as ist die Olympia Mini-Mall. Das letzte Geschäft hat dort zugemacht, bevor ich geboren wurde, und die Dachkuppel ist bei den Sharp-Unruhen abgebrannt. Jetzt ist das eine Ruine. Wenn es regnet, sammelt sich darin das Wasser, und im Winter friert alles komplett zu. Dann schlittern die Kinder auf der Eisfläche und haben Spaß, weil sich das Eis und der Schnee unter der Kuppel zwei Wochen länger halten als sonst wo. Die Mall verwandelt sich in einen glitzernden, funkelnden Eispalast, und es wird viel gelacht.«
    Turner lächelte und trank einen Schluck Kaffee. Versuchte sich vorzustellen, wie die Kids im verfallenen Starbucks Schneeballschlachten austrugen und um die vor sich hin rostenden, für alle Ewigkeit stillstehenden Aufzüge herumschlitterten. Eine zentimeterdicke Wasserschicht diente ein paar kurze Wochen lang als Spielplatz. »K lingt toll«, sagte er. »D as würde ich gern mal sehen.«
    Ghost schwenkte den Arm ein Stück weiter nach Süden. Er versuchte, an ihrem Zeigefinger entlangzuspähen, sah aber nichts weiter als nichtssagende schwarze Gebäudeansammlungen. »D a treffen sich Willow und Robyn Street«, erklärte sie. »J edes Jahr in der Nacht zum elften November liegt da ein Toter auf der Straße. Niemand weiß, wer sie dort ablegt. Niemand sieht, wie es passiert. Die Leute haben angefangen, sich dort zu versammeln und zu warten, bis sich einmal bis zum Morgengrauen rein gar nichts tat. Die Menge wurde unruhig, dann gab es Geschrei. Jemand hatte einem der Wartenden ein Messer in die Brust gestoßen. Das war das Opfer jenes Jahres. Niemand hatte den Täter gesehen, und von da an hielten sich alle in der betreffenden Nacht von der Kreuzung fern.«
    Er brummte, und es klang beinahe wie ein Lachen. »D a möchte ich drauf wetten.«
    »D ie Sache ist die«, sagte Ghost mit einem Anflug von Ehrfurcht, »d as geht schon seit undenklichen Zeiten so. Jemand bringt seit vierzig Jahren einmal im Jahr jemanden um und legt ihn dort ab. Und niemand kennt den Grund.«
    Sie schüttelte ganz leicht den Kopf. Trank einen Schluck Kaffee. Dann zeigte sie zu einer anderen Stelle am Horizont, auf ein Gebäude, welches das Viertel um ein paar Stockwerke überragte. »D as ist das Fortress Building. Es sollte ein Krankenhaus werden, wurde aber nie fertiggestellt. Jahrelang ging niemand dorthin bis auf diese durchgeknallten Exsoldaten, die sich Skinner nennen.«
    »W eil sie …«
    »M enschen gehäutet haben«, beendete sie den Satz. »D ann tauchte eines Tages eine gewisse Mara dort auf und erklärte jedem, der ihr zuhören wollte, das sei jetzt eine Zuflucht und eine Klinik für Menschen, die Hilfe bräuchten und nicht wüssten, wohin sie sich wenden sollten. Die Skinner hörten auf, Ohren zu sammeln, weil sie auf einmal das Gebäude instandsetzen und sich um die Leute kümmern mussten. Um Dutzende Leute, Junkies, die aufhören wollten, geschlagene Frauen, die einen sicheren Ort brauchten, Menschen, die einen sauberen Schnitt machen wollten, alle gingen sie zu Mara. Erst zögerlich, denn sie hatten Angst vor den Skinners, aber mit der Zeit wurden es immer mehr. Und dann brachte jemand sie um. Schoss ihr auf der Eingangstreppe in den Kopf. Die Zuflucht machte zu, und die Skinners verschwanden. Jetzt gibt es auf der Treppe einen Schrein zum Gedenken an Mara. Die Leute zünden Kerzen an, legen Opfergaben ab, beten zu ihr. Nun haben sie keine Zuflucht mehr, aber sie bitten sie immer noch um Wunder.«
    Ein weiterer Stimmungswechsel. Turner schwieg, ließ sie einfach reden. Die Worte strömten aus ihr hervor wie Sommerregen, weich und warm. Sie erzählte Geschichten, mit denen sie diese Gegend, ihre Gegend, zum Leben erweckte. Deren Geschichte war mit ihrer eigenen verbunden, und auf ihre zurückhaltende Weise teilte Ghost sie mit ihm. Er fragte sich, ob es sich so anfühlte, eine erwachsene Tochter zu haben.
    »D as ist der Golden Avenue Canal«, sagte sie. »V or drei Jahren fiel ein vierjähriges Kind hinein, als

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