Das Areal: Thriller (German Edition)
mir anfangen sollte.«
»W as hat er dann getan?«
»V or allem geredet.« Sie ließ sich nichts anmerken. »E r redet wirres Zeug. Ich habe nur das Wenigste verstanden. Es war dunkel, und dann noch der Kopfschmerz … Er kam und ging, wie es ihm passte. Ich glaube, er hatte irgendwas vor, und da habe ich die Gelegenheit zur Flucht genutzt. Gehen wir runter und schnappen ihn uns?«
»W enn er noch da ist. Falls Ihr Gedächtnis Sie nicht im Stich gelassen hat. Heute Nachmittag geht’s los.«
»I ch lege mich ein Weilchen hin«, sagte sie. »W ecken Sie mich in einer Stunde.«
Kate ging nach oben, schluckte zwei Codein-Tabletten und legte sich auf ihre unbequeme Pritsche. In dem abgedunkelten Raum stank es nach Schweiß und schmutziger Wäsche. Der Geruch erinnerte sie an die Zelturlaube mit ihrem Dad. Sie fragte sich, ob Bayle die Werkstatt wohl beobachtete und ob er gesehen hatte, dass sie wie ein braver kleiner Soldat zu Sirius zurückgekehrt war. Beim Einschlafen stellte sie sich vor, er sei irgendwo dort draußen in der Gluthitze des Tages.
Als sie wieder nach unten ging, hatte man mehrere Waffentische in den Hauptraum gestellt, und Myra Lee ging die nicht-tödliche Ausrüstung durch. Die anderen Teammitglieder hingen herum, Knightly trank an der gegenüberliegenden Wand mit Naylor Kaffee. Er winkte sie zu sich.
»B ei den letzten Einsätzen brauchten wir nicht den ganzen Mist mitzuschleppen«, sagte er. »I hn überwältigen, in den Van schaffen, ein Kinderspiel. Aber diesmal ist es anders; keiner will mit so einem Arsch eine Meile weit durch die Dunkelheit marschieren.«
»W ieder volle Ausrüstung?«
»J a.« Er wirkte gar nicht glücklich. »H at keinen Sinn, den Einsatz auf Sparflamme zu fahren.«
»W as haben wir?«
Lee wandte den Kopf. »T aser und Pfefferspray. Plastikriemen und Spritzen mit starken Sedativa. Sie müssen alle Gasmasken tragen, denn da sind auch CS -Kanister dabei. Die Brillen sind für IR und Lichtverstärkung ausgerüstet und lassen sich umschalten, je nachdem, womit sich das bessere Ergebnis erzielen lässt. Aber das hier«, sagte sie und klopfte auf ein schwarzes Bündel von der Größe eines Matchbeutels, »d as ist das schwerste Teil, das Sie mitschleppen müssen. Das ist eine Transportvorrichtung von Dahlman. Die entfaltet sich selbsttätig zu einer Art Trage, verfügt aber über Fesselvorrichtungen und einen ausziehbaren transparenten Plastiküberzug mit eingebauter Luftversorgung, die verhindert, dass der Betreffende erstickt. Sie dient zum Transport gefährlicher Geisteskranker oder von Personen mit ansteckenden Krankheiten. Die werden fixiert und luftdicht verpackt. Ist ganz leicht zu aktivieren, und wenn er erst mal sediert ist, könnt ihr ihn mühelos aufladen. Dann lässt er sich gefahrlos transportieren.«
»K lingt gut.«
»H offentlich bewährt es sich auch.« Lee lächelte, ein nervöses Zucken der Mundwinkel.
Thorne kam aus dem Keller hoch, und alle verstummten unter seinem undurchdringlichen Reptilienblick. »L ee und Enright bleiben hier. Knightly fährt uns zu Friedmans Ausstiegspunkt, bleibt im Wagen und fährt zum voraussichtlichen Übergabepunkt weiter. Friedman führt mich, Naylor, Marquez und White zum Zielort. Wir suchen das Gebiet ab und stellen Bayle oder legen einen Hinterhalt. Dann nehmen wir ihn fest. So weit alles klar?«
Kate, die für sich behalten hatte, dass Bayle über die Werkstatt Bescheid wusste, fragte sich, ob Enright und Lee hier sicher wären. Doch sie schwieg auch weiterhin und nickte nur.
Eine Stunde später befanden sie sich wieder unten in der feuchten Dunkelheit, fernab vom Tageslicht. Der rostverschmierte bröckelnde Beton wirkte durch die Brille betrachtet gespenstisch weiß. Zu fünft marschierten sie durch die Finsternis. Thorne bestand darauf, die Scheinwerfer auszulassen, damit Bayle nicht vorzeitig auf sie aufmerksam wurde. Kate hatte das Gefühl, sie geleite die anderen in einen Traum hinein, in die Wiederholung ihrer Flucht durch die Gänge. Eine unwirkliche digitale Vision, aufgenommen für ein Publikum, dessen Anwesenheit ihr nicht minder irreal vorkam.
Doch auf Kates Gedächtnis war kein Verlass; ihre Erinnerung an die Abzweigungen und Schwenks war stellenweise fragmentarisch und wirr, und je länger ihr Aufenthalt in der Dunkelheit währte, desto schwerer fiel ihr die Orientierung. In den feuchteren Abschnitten hatte sie Fußspuren im Schlamm zurückgelassen, die sich deutlicher abzeichneten als die älteren
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