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Das Arrangement

Das Arrangement

Titel: Das Arrangement Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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entlangwatete und sich ihr Haar dermaßen vom Wind zerzausen ließ. Alison hatte sich auf eine Art verändert, die Julia nicht nachvollziehen konnte. Aber warum sollte sie sich nicht verändert haben? Dieser Schock und die vielen Operationen, die ganze Zeit mit ihrem dominanten Ehemann.
    Bret öffnete die Flasche und trank von dem Bier. “Was ist denn mit dir passiert?”, fragte er Alison.
    Julia mischte sich schnell ein, bevor er weiterreden konnte. “Ist alles in Ordnung mit dir, meine Liebe? Du siehst etwas aufgelöst aus.”
    Alison blickte an sich herunter, sah auf den nassen Rock und ihre schlammigen Füße. Aber es schien nicht zu ihr vorzudringen. “Ja, bestens”, sagte sie. “Ich war spazieren.”
    “Gibt es ein Problem?”, wollte Julia wissen. “Mit dir und Andrew?”
    Alison sah sie erschrocken an. “Wie kommst du denn darauf?”
    “Nur so, nichts weiter. Ich habe euch beide heute Morgen beim Frühstück vermisst, da habe ich mich gefragt …”
    “Nun, du brauchst dir nicht weiter den Kopf zu zerbrechen”, unterbrach Alison sie schroff. “Mit Andrew und mir ist alles in bester Ordnung.”
    Von seinem Beobachtungsposten aus warf Bret Julia einen wissenden Blick zu. Wenn das nicht gruselig ist, schien er zu sagen. Aber Julia konnte ihm nicht zustimmen. Das aufbrausende Verhalten war für Alison nicht untypisch. Schon als Kind war sie äußerst lebhaft gewesen. Gegenüber Familienmitgliedern neigte sie dazu, sich anmaßend und fordernd zu verhalten, als wäre ihr das Leben etwas schuldig, nur weil sie so schön war. Für den Rest der Welt stellte sie die Märchenprinzessin dar, die zarte Debütantin. Nicht mal ihre Großmutter Eleanor, die sie angebetet hatte, war sich über Alisons dunkle Charaktereigenschaften im Klaren gewesen.
    Julias Kinder besaßen beide die außerordentliche Fähigkeit, ihr wahres Ich in der Öffentlichkeit zu verbergen. Vielleicht hatte Bret ja recht mit seiner Bemerkung, dass sie keine besseren Vorbilder gehabt hatten. Julia fühlte sich manchmal, als hätte sie in ihrer Jugend eine Bande von Dämonen ausgebrütet, die sich im tiefsten Winkel ihrer Psyche versteckten. Sie war sich jedoch nicht ganz sicher, woher das kam. Man hatte sie in ihrer Kindheit nie missbraucht oder schmerzlich vernachlässigt. Ihre Mutter und ihr Vater waren mit ihrer Wohltätigkeitsarbeit beschäftigt gewesen, doch sie hatten immer darauf bestanden, auf sinnvolle Weise Zeit mit ihrer einzigen Tochter zu verbringen, und hatten ständig versucht, ihr Werte zu vermitteln. Es war einfach nur so, dass ihre Maßstäbe unglaublich hoch gewesen waren – und nur das Beste hatte ihren Ansprüchen genügt.
    Man war vorbildlich oder gar nichts.
    Über die Jahre hatte Julia festgestellt, dass sie sich desto mehr wie ein Nichts fühlte, je dichter sie sich an den Status des Vorbildlichen heranarbeitete – als würde sie zwei verschiedene Leben führen, doch keines von beiden hatte sie sich selbst ausgesucht.
    Vielleicht hatte sie ja ihre merkwürdige schizophrene Ader an ihre Kinder übertragen. Besonders Bret schien in letzter Zeit nicht gut mit der Realität klarzukommen. Er weigerte sich, die Wahrheit über seine Schwester zu akzeptieren – noch schlimmer, ihre Gegenwart schien ihn ungewöhnlich aufzuregen. Julia hätte vermuten können, dass sein Verhalten etwas mit dem Treuhandfonds zu tun hatte, auf den Alison verzichtet hatte. Aber Bret wusste, dass dieses Erbe nur an die Frauen aus der Driscollfamilie übertragen wurde. Er kam als Erbe überhaupt nicht infrage, und Julia hatte sich wirklich sehr bemüht, ihm das verständlich zu machen. Sie hatte sogar dafür gesorgt, dass einer der Rechtsanwälte der Familie mit ihm sprach.
    Während Julia so dastand und ihre beiden Sprösslinge dabei beobachtete, wie sie miteinander konkurrierten, ständig gegeneinander kämpften und sich doch in Temperament und Aussehen so sehr glichen, verspürte sie erneut ein Gefühl von Besorgnis. Es war direkt greifbar, so als hätte sie eine göttliche Hand von oben am Nacken gepackt und sie geschüttelt.
    Plötzlich begann ihr Herz zu rasen, und ihre Gedanken überschlugen sich. Sie glaubte Feuer zu riechen und eine Kinderstimme zu hören. Es kam ganz aus der Nähe, ein Baby schrie wie in Todesangst, und die eindringlichen, hohen Laute ließen ihr das Blut gefrieren. Etwas stimmte tatsächlich nicht, und sie hatte es verschuldet. Sie hatte zugelassen, dass sie zurückblickte, so wie Lots Frau – ein schrecklicher

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