Das Arrangement
Fehler. Zur Salzsäule zu erstarren war nichts gegen das Horrorszenario, in das sie gerade geblickt hatte.
20. KAPITEL
D er Vormittag war für Andrew ein Desaster gewesen. Angefangen hatte es mit einer Nachricht von seiner Assistentin auf dem Anrufbeantworter, die ihn wegen Problemen bei der Organisation eines Rockkonzerts in Mexiko sprechen wollte. Nachdem er Stacy zurückgerufen und das Feuer gelöscht hatte, kümmerte er sich um ein paar Einzelheiten, die mit seinem Rückzugsplan zu tun hatten und die ihm keine Ruhe ließen. Dieser Plan existierte bereits seit Monaten, doch er hatte immer gehofft, ihn nie durchführen zu müssen. Jetzt hatte er keine Wahl. Tony Bogart saß ihm im Nacken.
Andrew hatte ihn morgens beim Verlassen des Anwesens auf dem Weg in die Stadt entdeckt. Er war seinem Verfolger zwar entwischt, befürchtete jedoch, dass Bogart bald seine Schlüsse ziehen würde. Vielleicht bluffte der Agent gar nicht. Andrew hatte geglaubt, die Drohungen kämen von einem der Fairmonts, aber auch Bogart durfte man nicht außer Acht lassen. Wenn er Beweise hatte, würde er womöglich nur auf den richtigen Moment warten, um sie hochgehen zu lassen – was bedeutete, Andrew musste sich beeilen. Sehr.
Den restlichen Vormittag hatte er damit verbracht, nach einer Nadel namens Josephine Hazelton in einem Heuhaufen von etwa der Größe San Diego Countys zu suchen. Dummerweise konnte ihm niemand mehr sagen, als er bereits wusste, aber alle drückten ihre Besorgnis aus.
Sie war offensichtlich eine Einzelgängerin. Beliebt bei allen, die sie kannten, doch ohne jemandem näherzustehen – mit Ausnahme ihrer ebenfalls vermissten Enkelin. Andrew wollte nicht, dass jemand hellhörig wurde, weil er zu viele Fragen stellte. Er hatte sowieso schon bemerkt, dass unter den Ortsansässigen rege Neugier in Bezug auf Alisons Zustand und ihre Rückkehr nach Mirage Bay herrschte. Wenn man ihn fragte, erwiderte er, es sei ein Familientreffen, das schon lange überfällig gewesen sei. Doch bei manchen Blicken, die er auffing, fragte er sich, was für Gerüchte wohl über die Fairmonts im Umlauf waren. Von Alison hatte er erfahren, dass die Fairmonts schon seit jeher viel Gesprächsstoff für die Gerüchteküche boten, weshalb er vielleicht besser einen diskreten Privatdetektiv engagieren sollte. Eine professionelle Vermisstensuche überstieg seine Fähigkeiten, doch genau das schien in diesem Fall notwendig zu sein.
Und dann gab es noch einen anderen Grund, warum er das Haus im Morgengrauen verlassen hatte. Er brauchte etwas Zeit, um seinen Kopf freizubekommen und darüber nachzudenken, was zwischen ihm und Marnie vergangene Nacht geschehen war. Sie hatte ihn in der Dusche überrumpelt, und seine Wachsamkeit hatte nachgelassen. Das Einzige, was er mit Sicherheit wusste, war, dass es schon einen abgestumpfteren Mann brauchte, um ihr zu widerstehen.
Sie hatte behauptet, es sei alles in Ordnung, doch sie wirkte betroffen und wollte nicht mit ihm über das Geschehene sprechen. Er hatte sie nicht gedrängt und sie war auf ihre Seite gerollt und hatte scheinbar geschlafen, während er selbst die ganze Nacht wach gelegen hatte. Der Sex mit ihr hatte bei ihm eine Schleuse geöffnet. Rein körperlich war alles ganz normal, wenn auch sehr schön gewesen, doch irgendetwas an ihr hatte ihn tiefer berührt, als es ihm recht war. Er hatte lange dagelegen, vollkommen aufgelöst von dem Erlebnis, und die ganze Zeit darüber nachgegrübelt.
Er sollte sich entspannen und es einfach vergessen, aber das schien unmöglich. Jetzt wieder ein “normales” Verhältnis mit Marnie weiterzuführen, in der Beziehung zu ihr den Sex auszublenden, stand vollkommen außer Frage. Dabei half es keinem von ihnen, wenn die Situation noch komplizierter wurde.
Als er durch das Tor von Sea Clouds fuhr und den Wagen im großen Säulengang parkte, fiel ihm auf, dass weder Julias Mercedes noch Brets Limousine dort standen. Das Haus machte einen verlassenen Eindruck, als Andrew hineinging. Sein erstes Ziel war die Küche, wo er eine Nachricht von Julia vorfand, in der sie erklärte, dass sie, Alison und Rebecca eine Einkaufstour machten und Bret zum Arzt gefahren sei. Dies bot Abdrew eine einmalige Gelegenheit, das ganze Haus zu durchsuchen – und er wusste genau, wo er anfangen würde.
Er sah auf die Uhr. Auf Julias Zettel stand, die Frauen würden am späten Nachmittag zurückkommen, was ihm genug Zeit ließe, nur wusste er nicht, wie lange Brets Termin wohl dauerte.
Weitere Kostenlose Bücher