Das Arrangement
aufbewahrte, aber er war kein Panzerknacker, und diese Safes konnte man ohne Kombination nicht öffnen.
Er sah erneut auf seine Uhr, immer in dem Bewusstsein, dass er noch mehr Räume zu untersuchen hatte und ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Zum Abschluss ließ er den Blick über Julias begehbaren Schrank, das Schlafzimmer und ihr Büro schweifen. Auf dem Weg nach draußen sah er noch einmal auf ihren Terminkalender auf dem Schreibtisch. Noch erschloss sich ihm das, was er dort entdeckt hatte, nicht, aber er würde sich alles merken, vielleicht könnte er später doch etwas damit anfangen.
In Bret Fairmonts Zimmer fanden sich viele Überraschungen, aber Andrew hätte wirklich niemals damit gerechnet, im Schrank seines Schwagers auf ein Versteck mit Frauenkleidern zu stoßen. Der Raum, den Bret mit Jalousien zu einer dunklen Höhle gemacht hatte, befand sich in einem Seitenflügel des ersten Stocks. Das Zimmer hätte glatt als Sportkneipe durchgehen können, so viele Neonreklametafeln hingen an den Wänden. Anders als in anderen Jungenzimmern gab es jedoch keine Abzeichen oder Pokale, die an wichtige Siege erinnert hätten.
Offensichtlich war Bret doch kein Sportfanatiker. Genauso wenig schien er ein Autonarr zu sein oder irgendwelchen anderen Dingen zu frönen, die Männer Mitte zwanzig meist interessierten. Allerdings befand sich in der abgedunkelten Fensterecke eine Computer-Hightech-Anlage.
Das Zimmer war nicht ganz so makellos aufgeräumt wie Julias, aber es lag nicht allzu viel herum. Wie die Mutter, so der Sohn? Ein beängstigender Gedanke. Andrew sah sich den Arbeitsplatz genauer an, fand aber keine Hinweise darauf, dass die Zeitungsdrohung von Bret stammte. Das überraschte ihn nicht weiter. Bret hätte wohl kaum irgendwelche Beweismittel herumliegen lassen, solange Andrew und Alison zu Besuch waren. Die Zeit wurde langsam knapp, deshalb ging er sofort zu dem begehbaren Kleiderschrank, der ebenfalls sauber und ordentlich war. Frackhemden hingen auf der oberen Stange, Hosen auf der unteren. Ein Rundständer enthielt Gürtel und Krawatten, in einer durchsichtigen Acrylbox befanden sich sauber zusammengelegte Pullover. Selbst seine legere Alltagskleidung war ordentlich sortiert eingeräumt – Jeans, T-Shirts, Shorts.
Bret war ein Chaot, aber in seinem Schlafzimmer sah man davon gar nichts.
Andrew suchte nach einem Safe, wurde aber nicht fündig. Mehr Glück hatte er mit den hängenden Kleidersäcken. Der zweite war voller Frauenkleider. Andrew brachte gerüschte Kleider, knappe Röcke und Tops, hochhackige Schuhe, sogar Frauenunterwäsche und etwas, das wie ein Haarteil aussah, zum Vorschein. Allerdings entdeckte er nichts, was mit Amethysten besetzt war, aber Bret hatte auf jeden Fall einige mit falschen Steinen besetzte Stücke in seiner Sammlung. Zuerst dachte Andrew, Bret wäre vielleicht ein Transvestit, doch dann entdeckte er Alisons Initialen auf einer der Taschen einer Bluse.
Andrew wusste nicht, was er davon halten sollte. Gehörten diese Kleidungsstücke alle Alison? Handelte es sich hier um eine Geschwisterliebe, die merkwürdige Bahnen eingeschlagen hatte? Er sah auf die Uhr. Er war seit fünfzehn Minuten hier, hatte aber nicht gefunden, wonach er suchte. Vielleicht blieb ihm noch genug Zeit, um den Computer zu untersuchen.
Als er aus dem begehbaren Kleiderschrank trat, fiel sein Blick auf drei gerahmte Poster. Sie hingen an der gegenüberliegenden Wand, jedes von einem kleinen eigenen Strahler angeleuchtet. Sie sahen aus wie Reklamefotos, die zu Postern aufgeblasen worden waren. Bei dem Model handelte es sich jedes Mal um Bret, der auf wilde, männliche Art sehr gut aussah. Offensichtlich hatte er diese Karriere mit genug Ernst verfolgt, um ein paar Fotos fürs Portfolio anfertigen zu lassen. Es war wirklich unvorstellbar, dass dieser Typ auf den Bildern insgeheim gerüschte Kleider trug.
Andrew wandte seine Aufmerksamkeit dem Computer zu – und entdeckte eine weitere Facette von Brets Persönlichkeit. Der Monitor musste im Pausenmodus gestanden haben, denn es erschien sofort das Bild, als Andrew die Maus berührte. Andrew fiel die Kinnlade herunter, als er sah, was sich auf dem Bildschirm tat.
Pornografie. Hardcore. Frauen mit Männern, mit anderen Frauen, gemischte Gruppen und ein paar äußerst zutrauliche Tiere.
Andrew klickte auf Favoriten, und die Liste auf der Menüleiste war voll mit Pornoseiten. Kein Wunder, dass Bret das Zimmer abgedunkelt hatte. Seine Sammlung von
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