Das Arrangement
und barg ihr Gesicht an seiner Schulter. Sie fragte sich, wie viel Zeit ihnen blieb, bis er gehen musste. Heute Nacht würde es keinen Schlaf geben, aber das war ihr egal. Sie wollte seine Hitze und Stärke spüren und jeden Trost nehmen, den er ihr geben konnte.
Morgen würde alles anders aussehen. Er wäre in einem anderen Land, und sie hatte ihre eigenen Pläne, auch wenn die Suche nach ihrer Großmutter nicht dazu gehörte. Das würde sie dem Experten überlassen, zumindest fürs Erste.
Erschrocken richtete Marnie sich im Bett auf, als sie das Tageslicht hinter den Balkonfenstern erblickte. Sie hatte erwartet, dass Andrew noch vor Morgengrauen gehen würde, hatte aber gehofft, dass er sie wecken und sich verabschieden würde, bevor er aufbrach. Sie zog seinen Bademantel über, der ihr viel zu groß war, und ging suchend im Schlafzimmer und im Bad umher. Offensichtlich hatte er bereits eine Tasche gepackt. Sonst hätte sie ihn sicher gehört.
Auf dem Nachttisch fand sie das Handy, von dem er gesprochen hatte, zusammen mit einer Nachricht, in der er erklärte, dass es eine Notruftaste hatte, mit der sie in Gefahrensituationen den Detektiv erreichen würde. Sie könne auch im internationalen Netz damit telefonieren. Er hatte ihr eine Nummer hinterlassen, unter der auch er im Notfall zu erreichen wäre. Das erleichterte sie. Ihre Glückskette war nirgends zu sehen. Er hatte sie nicht auf dem Kopfkissen liegen lassen, so wie sie befürchtet hatte.
Marnie fasste sich an den Hals und verspürte eine seltsame Leere. Den Ring hatte sie seit ihrer Kindheit immer getragen. Es war ganz normal, dass sie sich ohne ihn nackt fühlte.
Sie zog den Bademantel enger um sich und verknotete den Gürtel, während sie überlegte, was sie wohl als Nächstes tun sollte. Es war noch nicht mal sieben, und das Licht, das von draußen durch die Scheiben fiel, war noch dunstig vom bewölkten Himmel. Sie bezweifelte, dass jetzt schon jemand im Haus wach war. Wenn sie schnell handelte, konnte sie ihr Vorhaben durchführen, während die anderen noch schliefen.
Kurz darauf befand sie sich schon auf der Treppe nach unten. Leise schlich sie durch die Villa, blieb an jedem Fenster stehen, um hinauszublicken. Der Garten war riesig, obwohl das Gebäude auf einem Felsen errichtet worden war. Steingärten wechselten sich mit terrassenförmig angelegtem Rasen ab, und auf jeder Veranda standen Palmentöpfe, Hängefarne und plätschernde Brunnen. Sie hatte mitbekommen, dass ab und zu eine kleine Mannschaft kam, um die gröbsten Arbeiten zu verrichten, den Rest erledigte ein einzelner Gärtner.
Nach diesem Mann hielt sie Ausschau.
Als sie die ganze Etage überprüft hatte, stellte sie sich tief enttäuscht im Wohnzimmer ans Fenster. Sie hatte gehofft, den Mann zu treffen, den Andrew für heute angekündigt hatte. Vielleicht war es noch zu früh, oder er kam erst morgen. Sie meinte sich allerdings zu erinnern, dass Andrew von heute Morgen gesprochen hatte. Doch auf dem Grundstück war niemand.
Sie drehte sich gerade vom Fenster weg, als sie eine Bewegung wahrnahm. Ein Schatten? War es auf der Terrasse gewesen? Es hätte alles Mögliche sein können, auch ein vorbeifliegender Vogel. Sie entriegelte die Verandatür und sah sich nach allen Seiten um, bevor sie nach draußen ging.
Es herrschte gerade Ebbe, sodass die Brandung nur gedämpft zu hören war, doch Marnie dachte, sie hätte noch ein anderes Geräusch vernommen, Schritte auf einem Steinboden.
Es klang, als liefe jemand auf der Terrasse unter ihr herum, dort, wo sie gestanden hatten, als der Pflanzenkübel auf sie heruntergefallen war. Sie ging zum Geländer und sah hinunter, und da hörte sie die Schritte wieder, nur waren sie diesmal hinter ihr. Ihr Puls begann zu rasen.
Sie erwartete das Schlimmste. Für einen Augenblick wusste sie nicht, wie sie reagieren sollte. Sie hatte keine Möglichkeit, sich zu verteidigen. Wenn sie hinunterfiel, wäre das ein Sturz in sechs Meter Tiefe auf harte Schieferkacheln.
Dreh dich um und nimm dir seine Augen vor, dann renne!
Sie wirbelte herum und konnte sich gerade noch bremsen, als sie das dumme Grinsen auf seinem Gesicht erkannte. “Bret?”
Alisons Bruder stolzierte auf sie zu und begutachtete ihren übergroßen Bademantel. “Na, wenn das nicht Ali ist”, sagte er. “Wie ich sehe, läufst du immer noch gern im Morgenrock herum.”
“Ich habe gerade draußen etwas gehört.”
“Also musstest du gleich rausstürmen und das untersuchen?”
Bret
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