Das Arrangement
Lieblingsbeschäftigungen. Er schien alle Ausflüge dokumentiert zu haben, seit er mit neunzehn sein erstes Segelboot gekauft hatte. Er war überall auf der Welt gewesen, an exotischen Plätzen wie den Fidschi-Inseln, Amerikanisch-Samoa und den Virgin Islands, und einige der letzten Reisen hatte er mit Alison unternommen.
Es überraschte Marnie nicht, dass er nicht von seinen Segelabenteuern erzählt hatte, wenn man bedachte, wie fremd sie sich in den sechs Monaten ihres Beisammenseins geblieben waren. Was sie überraschte, war der Schnappschuss von Alison, den sie hinten im Album fand. Er war auf Normalbildgröße abgezogen, eine Aufnahme von Alison am Bug, barfuß, mit einem dünnen Umhang über einem schwarzen Bikini.
Wie gebannt starrte Marnie auf das Bild, nicht sicher, was ihr daran merkwürdig vorkam. Plötzlich fiel ihr auf, dass Alison auf dem Bild genau an der Stelle des Bugs stand, wo sie später angeblich über Bord gegangen war. Marnie drehte sich der Magen um, als würde das Boot schwanken. Sie blätterte die Seite um und fand noch weitere Bilder von Alison – eine ganze Seite mit Schnappschüssen. Es waren verschiedene Fotos, aber immer an der gleichen Stelle aufgenommen.
Marnie konnte sich keinen Reim darauf machen. Zwei Seiten mit Bildern von Alison an der Stelle, wo der Unfall passiert war, eines davon vergrößert. Was hatte sich Andrew dabei gedacht? Ihr fiel ihre Unterhaltung vom gestrigen Abend wieder ein. Sie wollte nicht glauben, dass er sie hinuntergestoßen hatte, aber es war eindeutig, dass er sie hasste.
Ein merkwürdiges Gefühl der Vorahnung erfasste Marnie. Wieder drehte sich ihr der Magen um, und sie musste das Fotoalbum weglegen. Sie packte es unter den Stapel von Bildbänden, unter dem sie es auch gefunden hatte, und wollte nur noch zurück an Deck, um frische Luft zu schnappen. Aber als sie durch die Kabine zur Treppe ging, blieb sie mit dem Fuß an etwas hängen.
Als sie auf den Boden blickte, bemerkte sie einen schweren Holzgriff, der aus dem viereckigen Loch einer Teakholzschublade herausragte. Die Schublade gehörte zu einem Einbauschrank unter einer der Sitzbänke, und das Loch diente als Griff. Marnie kniete sich auf den Boden und zog die Lade heraus. Der Griff gehörte zu einer merkwürdig aussehenden Säge mit einem schmalen und an einer Seite gezackten Blatt.
Die Art Säge, mit der man eine Rettungsleine durchschneiden konnte.
Es jagte ihr Angst ein, als sie merkte, welchen Weg ihre Gedanken einschlugen. Sie stopfte die Säge zurück und schob die Schublade wieder zu. Die Frage ließ sie nicht los, als sie zur Treppe ging, die sie nach oben an Deck führte. Die Bodenluke stand offen, und als sie nach oben stieg und das Cockpit sehen konnte, blieb ihr fast das Herz stehen. Sie war nicht allein auf der Jacht. Während sie sich unten umgesehen hatte, war jemand an Bord gekommen, und es war der unwillkommenste Besucher, den Marnie sich vorstellen konnte.
Tony Bogart stand am Führerhaus, die Hände in die Hüften gestemmt, und beobachtete die schwitzende Frau, die nun mitten in der Bewegung innehielt. Sie konnte nicht zulassen, dass er entdeckte, was sie gerade gesehen hatte.
Rebecca drückte die Klinke des Gästezimmers nach unten und stellte erleichtert fest, dass keiner abgeschlossen hatte. Andrew war immer noch außer Landes, und Alison hatte am frühen Morgen das Haus verlassen, ohne jemandem Bescheid zu geben. Also beschloss Rebecca, die Gelegenheit zu nutzen und sich in ihrem Zimmer umzusehen. Julias plötzlicher Einfall, ihnen andere Räume zuzuteilen, hatte ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie hatte doch eigentlich alles so schön vorbereitet. Die unverschlossene Tür mochte bedeuten, dass das Traumpärchen nichts zu verbergen hatte, doch das bezweifelte sie ernsthaft. Jeder hier in dieser Psychofamilie hatte irgendwas zu verbergen, vor allem diese beiden. Sie hatte nur noch nicht herausgefunden, was es war.
Sie begann mit den Nachttischchen. Die Leute bewahrten ihre persönlichsten Besitztümer immer in Reichweite auf, und es war erstaunlich, was die meisten Menschen unverschlossen herumliegen ließen, in dem Glauben, es sei sicher, nur weil es sich in ihrer Nähe befand. Sie arbeitete schon seit ihrer Kindheit für reiche Familien, zuerst als Babysitter, dann als Haushälterin, jetzt als Assistentin, und es war hilfreicher als ein Psychologiestudium, in den Habseligkeiten von Leuten herumzuschnüffeln, wenn man abschätzen wollte, was sie als
Weitere Kostenlose Bücher