Das Arrangement
kam noch näher und grinste spöttisch. Er trug sein übliches Strandoutfit – Cargoshorts, ein Tanktop und Lederflipflops.
“Ich muss wieder reingehen”, sagte sie leise. Plötzlich fühlte sie sich wie ein in die Enge getriebenes Wild. Vielleicht sollte sie ihm sagen, was mit dem letzten Idioten passiert war, der sie bedrängt hatte. “Geh mir aus dem Weg.”
Natürlich tat er das nicht. Als sie um ihn herumgehen wollte, stellte er sich ihr in den Weg. Er hatte sie bisher nicht berührt, aber es schien nicht viel zu fehlen.
“Erinnerst du dich, was letztes Mal passiert ist, als du deinen Bademantel angehabt hast?”
So wie er sie dabei ansah, vermutete Marnie, dass er von Sex sprach, aber sie wagte es nicht, darauf zu antworten. Sie hatte keine Ahnung, was zwischen ihm und seiner Schwester vorgefallen war.
“Ich hatte gerade einen Wachstumsschub”, sagte er. “Und du hast damit gedroht, Mom davon zu erzählen, hast es aber nie getan. Das war das letzte Mal, dass du deinen widerlichen kleinen Bruder gequält hast, war es nicht so, Ali?”
“Ich weiß nicht, wovon du redest.”
“Das letzte Mal, dass du über Bret gelacht hast, weil er pervers ist.”
Sie sah das wilde Aufblitzen in seinen Augen und wusste, dass sie hier verschwinden musste. Er wollte keinen Sex, er wollte Rache. Er hasste seine Schwester. “Wirst du mir jetzt aus dem Weg gehen?”
“Warum so eilig? Wo ist denn das Männlein heute Morgen? Zum Segeln raus gefahren?”
“Er musste geschäftlich weg.”
“Tatsächlich? Gutes Timing.”
Bret wollte nach ihrem Gürtel greifen, aber sie schlug seine Hand weg. Dieser Lustmolch wollte ihr doch tatsächlich den Bademantel wegreißen? Zum Teufel. Vielleicht musste sie sich doch seine Augen vornehmen.
“Spielen wir jetzt die Unerreichbare?” Er lachte und stürzte sich auf sie.
Marnie sprang zur Seite und schrie laut auf, aber es war nicht Bret, der ihr einen Schreck einjagte. Ein Mann war auf die Terrasse gesprungen. Er trug Arbeitshandschuhe und Kleidung für die Gartenarbeit, aber sie hatte ihn vorher noch nie gesehen.
“Waren Sie das gerade, junge Frau?” Der Mann blieb zögernd stehen und blickte Bret misstrauisch an. “Ich dachte, ich hätte jemanden schreien hören.”
Bret warf wütend die Arme hoch. “Ja, sie hat geschrien. Sie haben sie nämlich fast zu Tode erschreckt. Wer, zum Teufel, sind Sie?”
Marnie ging schnell zu dem Mann hinüber, der außerhalb von Brets Reichweite stand. Die Handschuhe und sein um den Kopf gebundenes Tuch deuteten darauf hin, dass er zum Gärtnerteam gehörte. “Wie heißen Sie?”, erkundigte sie sich.
“Diego Sanchez”, erwiderte er. “Ich arbeite für Horton Landscaping. Kann ich irgendwas für Sie tun? Wenn nicht, dann muss ich noch ein paar Arbeiten auf der Terrasse erledigen. Die Pflanzen müssen gestutzt werden.”
“Natürlich, kümmern Sie sich ruhig um die Terrasse hier. Ich werde Ihnen nicht im Weg sein.” Sie sah Bret an. “Wenn du mich dann entschuldigst, kleiner Bruder. Ich gehe ins Haus, um mich anzuziehen.”
Mit einem kühlen Lächeln auf dem Gesicht verzog sie sich. Wenn sie sich nicht täuschte, dann arbeitete Sanchez für keine Gartenpflegefirma. Andrew hatte wie versprochen den Detektiv engagiert, und plötzlich wünschte sie, sie könnte tun, worum er sie gebeten hatte – sich verkriechen und in Sicherheit bringen. Aber sie musste sich anziehen und das Haus verlassen. Aber sie nahm sich vor, äußerst vorsichtig zu sein. Es gab offene Fragen, die sie bereits seit Monaten quälten, und sie hatte sich fest vorgenommen, die Antworten darauf zu finden, sollte sie jemals nach Mirage Bay zurückkommen. Jetzt, wo Andrew weg war, bot sich ihr vielleicht die einzige Gelegenheit dazu.
23. KAPITEL
A ls sie am Mirage Bay Jachtklub ankam war Marnie sicher, dass niemand sie verfolgt hatte. Auf dem Weg hierher hatte sie keinen anderen Wagen hinter sich gesehen und war absichtlich ein paar Umwege gefahren, nur um sicherzugehen. Auch jetzt, da sie am Ziel war, sah sie sich immer wieder um, konnte aber nichts Auffälliges entdecken.
Trotzdem hatte sie ständig das Gefühl, beobachtet zu werden, schon während der Fahrt und nachdem sie aus dem BMW ausgestiegen und zum Tor gelaufen war, das zu den Anlegestellen führte. Als bohrten sich ihr Blicke direkt in den Rücken, eine Redewendung, die sie bisher noch nie hatte nachempfinden können. Vielleicht waren das noch die Nachwirkungen von dem Erlebnis mit Bret, der ihr
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