Das Arrangement
Durchsuchungsbefehl, oder verlass augenblicklich dieses Schiff.”
“Beweise doch, dass du mich nicht eingeladen hast”, entgegnete er.
“Du bist nicht eingeladen. Geh jetzt.”
Sie blitzte ihn wütend an, bis er irgendetwas Obszönes von sich gab und auf den Pier hinuntersprang. Erst dann löste sie ihre geballten Fäuste. Andrew hatte ihr nahegelegt, im Notfall anzurufen. Sie hatte das Handy in die gleiche Tasche gesteckt wie die Schlüssel. Sie fischte es heraus, versuchte sich zu erinnern, wie die Kurzwahltaste funktionierte. Er hatte seine Nummer einprogrammiert, aber das Gerät war anders als ihr eigenes Handy, und die Tasten hätten genauso gut griechische Buchstaben haben können.
“Hast du die Pistole, Marnie, hast du sie mitgenommen?”
“Hör auf, mich nach der Waffe zu fragen”, antwortete sie unwirsch. Andrews sanfte, leicht heisere Stimme brachte sie völlig durcheinander und zehrte an ihren Nerven. “Was ändert das denn? Bogart ist weg.”
Wenigstens funktionierte das Handy. Sie hatte Andrew beim ersten Versuch erreicht und ihm gesagt, dass Tony Bogart sie wahrscheinlich bis zur Jacht verfolgt hatte. Sie hatte ihm ebenfalls von dem Fotoalbum und den Aufnahmen von Alison erzählt, aber statt auf ihre Fragen zu antworten und alles zu erklären, wich er ihr aus.
“Ich hatte schon befürchtet, dass du nicht zu Hause bleibst”, sagte er. “Deshalb wollte ich wissen, ob du wenigstens eine Waffe dabei hast. Ich möchte sicher sein, dass du dich zur Not verteidigen kannst.”
Sie fuhr sich über die Stirn und wischte sich den Schweiß ab. Inzwischen musste sie bereits eine nette rote Färbung angenommen haben. “Mir ist wichtiger, dass du meine Fragen beantwortest. Was bedeuten diese Fotos? Ich habe mindestens ein Dutzend davon gefunden.”
Sie glaubte, ihr Herz würde stehen bleiben, als er schwieg.
“Ich habe versucht, anhand der Fotos etwas herauszufinden”, sagte er schließlich, “ich wollte nachvollziehen, wie sie herunterfallen konnte. Das eine, das ich vergrößert habe, wurde an dem Abend gemacht, als es passierte.”
“Wer hat die Fotos gemacht?”
“Ich.”
“Alle? Alle in der gleichen Pose an derselben Stelle? Findest du das nicht ein bisschen merkwürdig?”
“Überhaupt nicht. Ich habe alle Fotos herausgesucht, die ich von ihr in dieser Ecke gemacht habe. Ich wollte sie vergleichen. Marnie, es gibt nicht so viele Stellen auf einem Segelboot, an denen man jemanden fotografieren kann.”
Sie konnte von ihrem Standort am Cockpit fast die ganze Jacht überblicken. “Ich war vorher noch nie auf einem Segelboot, aber ich könnte mir eine Menge Stellen dafür vorstellen.”
“Entweder du glaubst mir oder nicht. Sieh dir die Fotos noch einmal an, die an dem Abend gemacht wurden, als sie fiel. Du wirst feststellen, dass jedes einen anderen Kontrast und Lichteinfall zeigt. Ich habe mit einem Softwareprogramm die Details herausgearbeitet. Ich habe nach einem Beweis gesucht.”
“Einen Beweis wofür?”
“Dass die Rettungsleine riss oder etwas manipuliert wurde. Irgendetwas, das erklären könnte, warum sie über Bord ging.”
“Ein Beweis, dass du sie nicht gestoßen hast?”
“Ja, genau. Aber bisher habe ich nichts gefunden.”
Er klang nicht mehr zurückhaltend oder ausweichend. Aus seiner Stimme hörte sie nur noch, wie leid er es war, jedes Mal, wenn sie sprachen, von ihr verdächtigt zu werden – und sie war es ebenfalls leid. Sie war weiß Gott genauso ungern diejenige, die ihn angriff, wie er es hasste, sich verteidigen zu müssen, aber sie konnte das, was sie direkt vor der Nase hatte, nicht einfach ignorieren. Trotzdem ließ ihr Misstrauen ihm gegenüber langsam nach, und es war fast eine Erleichterung. Ihm zu glauben, war so viel einfacher. Ständig in Angst zu leben, konnte äußerst anstrengend sein.
“Was ist mit der Säge? In einem der Schränke habe ich eine lange Säge gefunden.”
“Was hast du getan, das Boot durchsucht? Manchmal muss man die Takelage durchtrennen, wenn sie sich verheddert hat, und mit einer Säge geht das am schnellsten.”
An diesem Punkt hätte sie entweder das Thema wechseln oder sich entschuldigen sollen. Für Letzteres war sie noch nicht bereit. “Ist es gefährlich da drüben?”, erkundigte sie sich. “Wann kommst du zurück?”
“Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Die einzige Gefahr für mich als Konzertagent besteht darin, dass mich ein besoffener Rockstar anpinkeln könnte.” Er schwieg einen
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