Das Arrangement
so liebst”, sagte sie. “Es ist herrlich.”
Er hatte die Hände locker aufs Steuer gelegt. “Ich werde verrückt, wenn ich länger nicht aufs Wasser rauskomme.”
Sie hörte an seiner Stimme, wie ernst er das meinte, und das beunruhigte sie etwas. Es könnte durchaus sein, dass er schon bald darauf verzichten musste. Wenn er wirklich ihr Ehemann gewesen wäre, hätte er jetzt wohl die Hand nach ihr ausgestreckt, und sie hätte sich neben ihn gestellt und sich in seine Arme geschmiegt. Doch sie hatten sich den ganzen Tag über nicht berührt, außer als er ihr hilfreich seine Hand beim Einsteigen angeboten hatte. Es war fast, als wären sie sich nie nähergekommen.
“Willst du das Steuer halten?”, fragte er.
“Ja.” Das Boot schaukelte, als sie zu ihm ging.
Ja, das wollte sie.
Er trat zur Seite, um ihr Platz zu machen, blieb aber dicht neben ihr stehen, als sie sich hinter das Steuer aus Teakholz und Stahl klemmte.
“Was soll ich machen? Das Boot ist ziemlich groß.”
“Genau betrachtet ist es eine Jacht.”
Sie lachte. “Und was sagt mir das jetzt?”
“Jemand hat mal behauptet, das Segeln sei zum einen reine Ekstase und zum anderen der blanke Horror”, sagte er. “Du entscheidest.”
“Ich fühle mich dabei so frei”, sagte sie spontan. Sie berührte das Steuer und staunte, wie sensibel es reagierte, selbst auf den leichtesten Druck. Merkwürdig, dass nur ein zartes Streicheln dieses riesige Schiff kontrollieren konnte. Das war eine Lehre, die sich mancher Politiker oder Geschäftsführer zu Herzen nehmen sollte.
“Meinst du, sie ist immer noch am Leben?”, wollte Marnie von ihm wissen. Die Frage kam aus heiterem Himmel, aber er wusste sofort, wen sie meinte.
“Irgendjemand hat LaDonna von der Klippe gestoßen, und nach Bogarts Beschreibung sah die Täterin wie Alison aus.”
“Warum sollte sie so etwas tun?”
“Um dich loszuwerden, nehme ich an.”
“Sie bräuchte doch nichts anderes zu tun, als sich zu zeigen und mich zu entlarven.”
“Schon, aber dann könnte sie mich nicht drankriegen. Wenn Alison lebt, könnte man mich nicht mehr verdächtigen, sie umgebracht zu haben. Sie ist ein kluger Kopf, Marnie, ziemlich raffiniert und genauso überzeugend. Sie hat sich mit Regine lediglich angefreundet, um sie loszuwerden.”
Marnie sah ihn lange an. “Hast du dafür Beweise?”
“Nichts, was vor Gericht Bestand hätte. Alison hat erst ihren wahren Charakter gezeigt, als wir schon verheiratet waren. Da hat sie angefangen, mich unter Druck zu setzen, damit ich ihr einen Plattenvertrag verschaffe.”
“Aber du hast dich geweigert?”
“Ich konnte gar nicht anders. Alison besaß kein richtiges Feuer, keine Bühnenpräsenz. Ich habe versucht, es ihr beizubringen, aber sie ist ausgerastet. Sie hat geschrien, wurde ausfallend und beschuldigte mich, ihre Karriere zu sabotieren, weil ich noch in Regine verliebt sei. Sie hat mein Büro durchwühlt und alles vernichtet, was sie von Regine finden konnte, CDs, Poster, Auszeichnungen. Es war absolut kindisch, aber da fiel mir auf, wie aggressiv und zerstörerisch sie werden konnte.”
Marnie versuchte sich vorzustellen, wie die Alison, die sie damals so idealisiert hatte, dermaßen in Wut geriet. “Was denkst du, ist genau passiert, als Regine ertrank?”
“Alison hat die Bardame gespielt, und ich denke, sie hat etwas in die Drinks gemischt. Das würde erklären, warum ich das Bewusstsein verloren habe und Regine ertrunken ist, womöglich mit etwas Beihilfe. Bei Unfallopfern wird selten eine Autopsie vorgenommen. Damit rechnete Alison wahrscheinlich. Sie konnte auch ganz genau angeben, wie lange sie im Wohnzimmer am Telefon war, das fand ich von Anfang an sehr merkwürdig.”
Marnie hätte ihn gerne gefragt, was er tun würde, wenn sich herausstellen sollte, dass Alison noch am Leben war. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass er sie jemals zurückhaben wollte. Doch sie spürte auch, wie besessen er von ihr war, wie die Erinnerungen an ihm nagten. Was war es nur, das ihn immer noch an diese Frau kettete? Entweder wollte er sie zurück, oder er wünschte sich, dass sie tot war. Wenn sie nur wüsste, was von beidem zutraf!
Wieder musste Marnie die aufsteigenden Zweifel vertreiben. Sie sollte sich wirklich ein für alle Mal davon befreien! Schluss mit den unangenehmen, bohrenden Fragen. Sie wusste nicht, wie viel Zeit ihr und Andrew blieb, aber sie wollte nicht eine Sekunde davon vergeuden. Während sich das Schweigen zwischen
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