Das Arrangement
Mord und Betrug ohne Kaution festgehalten und wollte nun mit ihm reden. Da er ja nicht mit Marnie Hazelton verheiratet war, durfte er gegen sie aussagen, und so wie seine Nachricht klang, schien er Tony einen Deal vorschlagen zu wollen, um seine eigene Haut zu retten.
Tony nippte an seinem Eiskaffee und sonnte sich in seinem jüngsten Fahndungserfolg. Er parkte mit seiner Corvette direkt vor seinem Lieblingscafé. Das Gesindel war bezwungen, was konnte das Leben noch Schöneres bieten? Endlich war dieser Mistkerl, wo er ihn haben wollte, auf den Knien. Alison war ihm durch die Lappen gegangen, aber zumindest konnte er Villard festnageln, das war fast genauso gut.
Fast.
Er drückte auf ein paar Tasten, und Musik erfüllte das Wageninnere – sanfter, ruhiger Jazz, wie gemacht, um negative Schwingungen zu vertreiben. Aber seine Selbstzufriedenheit war trotzdem verschwunden, bevor er seinen Kaffee ausgetrunken hatte. Marnie Hazelton saß im Gefängnis und wartete auf ihren Prozess wegen des Mordes an seinem kleinen Bruder. Alison Fairmont hingegen lief immer noch frei herum. Irgendwo. Verfolgte ihn mit ihrem Hohn. Für Tony Bogart war die Sache nicht beendet, bevor er nicht mit
ihr
abgerechnet hatte – mit Alison. Für ihn war sie so lange am Leben, bis er ihre verrottende Leiche mit eigenen Augen gesehen hatte.
Und wenn es nicht Marnie war, die LaDonna Jeffries in Gestalt von Alison getötet hatte, wer zum Teufel war es dann?
Mit dem Einbrechen der Abenddämmerung hatte sich ein dicker feuchter Nebel über die Küste gesenkt, und die Frau, die sich ihren Weg über den Strand bahnte, war erschöpft und sah ziemlich mitgenommen aus. Ihr Haar war verfilzt und klebte an ihrem Kopf wie ein gelbes Dornengestrüpp. Durch ihr Gesicht zogen sich zahlreiche weiße Narben. Sie sah aus wie eine heruntergekommene Obdachlose, doch sie schien ein festes Ziel vor Augen zu haben.
Heute Abend sollten die alten Rechnungen endlich beglichen werden. Danach würde es keine Betrügereien mehr geben, kein Blut würde mehr vergossen werden. Der Schuldige wurde zur Rechenschaft gezogen. Die, denen Schmerzen zugefügt worden waren, sollten endlich Genugtuung erhalten.
Das Haus wirkte im Nebel wie eine Festung aus dem Mittelalter. Sie fühlte sich müde und am Ende ihrer Kräfte, doch sie stieg ständig weiter nach oben, immer geführt von den erleuchteten Fenstern. Der kleine metallene Gegenstand in ihrer Hand fühlte sich kalt in ihrer Handfläche an. Es war der Schlüssel zur Villa, sie würde dort unangekündigt auftauchen. Wenn die Herrin des Hauses sie so sah, bekam sie sicher einen ziemlichen Schock. Die Herrin des Hauses, ihre Mutter.
Bret Fairmont amüsierte sich gerade mit einer Pornoseite im Internet, als er hörte, wie die Tür hinter ihm geöffnet wurde und jemand eintrat. “Was ist denn?”, sagte er und ließ die Website seelenruhig weiterlaufen.
“Eine Überraschung”, kam die leise, heisere Antwort. “Sieh mal, was das Meer hier angespült hat.”
Beim Klang dieser Stimme richteten sich Brets Nackenhaare auf. Er wirbelte mit dem Stuhl herum und sprang auf. Die Frau, die keine drei Meter von ihm entfernt an der Tür stand, sah aus wie eine zerrupfte Bettlerin. Sie grinste ihn hämisch an. Obwohl ihr Erscheinungsbild so heruntergekommen war, erkannte er sie sofort – oder zumindest sah sie jemandem sehr ähnlich.
Es war die gleiche Frau, die er auf dem Computerbildschirm hatte. Allerdings sah diese hier in seinem Zimmer aus, als wäre sie ertrunken und dann von den Wellen an die Küste gespült worden.
Er lachte. Irgendwie konnte er nicht anders. “Lass mich mal raten … Alison? Was soll das sein? Irgendein krankhafter Scherz?”
“Nein, mein geniales Brüderchen.” Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse. “Das ist absolut kein Scherz. Dein meisterhafter Plan ist leider nicht aufgegangen. Aber du hattest es ja auch mit mir zu tun. Deshalb war dein Vorhaben von Anfang an zum Scheitern verurteilt.”
Sein Vorhaben? Das war wirklich krankhaft. Bret wusste nicht, ob er diese Kreatur dort selbst hinauswerfen oder die Polizei rufen sollte. “Wer zum Teufel bist du? Nein, verdammt, es ist mir scheißegal, wer du bist. Wer hat dich hergeschickt?”
Sie griff in ihre zerlumpte Tasche und zog eine Automatik hervor. Bret drehte sich der Magen um, der Schweiß brach ihm aus.
“Du solltest dich lieber erkundigen, wo ich die ganze Zeit gewesen bin”, sagte sie leise. “Wäre das nicht die angemessene Frage für
Weitere Kostenlose Bücher