Das Arrangement
auch leicht, aber verärgert wirkte sie nicht. Sie war eindeutig nervös. Verdammt, das war ja wie ein wahr gewordener Traum. Julia Fairmonts perfekte Fassade bekam Risse.
Während er dastand und seine Mutter beobachtete, dämmerte ihm langsam, was sie gesagt hatte. “
Alison?
Sie kommt her?”
“Ja, und ich will etwas ganz Besonderes machen. Ich hätte nicht gedacht, dass sie meine Einladung annimmt oder dass er ihr erlaubt zu kommen. Das ist meine Chance, sie zurückzugewinnen, Bret.”
Brets Knie wurden weich. Ihm wurde übel, aber irgendwie schaffte er es zu antworten. “Sie ist verheiratet, falls du es noch nicht bemerkt haben solltest.”
“Er hat sie mir weggenommen. Das weißt du genauso gut wie ich.”
“Sie weggenommen? Das verdammte Erbe hat sie sausen lassen, um mit ihm zusammen zu sein. Warum kapierst du das nicht? Sie hat sich für Andrew entschieden.”
Julias Gesichtszüge wurden eisig. “Er begleitet sie, und wenn du mir nicht dabei helfen willst, alles für ihren Aufenthalt vorzubereiten, dann sei zumindest hier. Ich habe gerade mit Andrew telefoniert, und er hat mir versichert, dass sie dich sehr gern sehen will.”
Das konnte nun wirklich nicht stimmen, dass Alison ihn sehr gern sehen wollte, aber Julia hatte auf Freundlichkeit umgeschaltet, und Bret spielte mit, obwohl ihm immer noch so übel war, dass er sich am liebsten übergeben hätte.
“Also dann hat sie sich wohl erholt, nehme ich an?”
Unbewusst schob Julia ihren riesigen mit Smaragden und Diamanten besetzten Ehering mit dem Daumen zurecht. Den Ring legte sie nie ab, obwohl ihr Mann bereits seit Jahren tot war. Allerdings ging es dabei nicht um ergebene Erinnerungen an ihre verstorbene Liebe. Sie wollte, dass die teuren Steine sichtbar waren, denn sie repräsentierten alles, was sie sich vom Leben erhofft und doch nie bekommen hatte. Das war jedenfalls Brets Theorie.
“Andrew meint, sie sei noch ziemlich schwach”, sagte Julia, “aber das war zu erwarten. Sie ist durch die Hölle gegangen, und wer weiß, was sie in den vergangenen sechs Monaten durchmachen musste. Er hat mich ja nie mit ihr sprechen lassen, dieser Mistkerl.”
Bret zweifelte nicht daran, dass seine Mutter sich sehnlich wünschte, Alison wieder in den Kreis der Familie aufzunehmen, doch er fragte sich, wie weit ihre Besorgnis tatsächlich ging. Sie hatte immer seine Schwester bevorzugt, bis zu einem Grad, der schon fast einer Besessenheit glich, als wäre sie die Mutter eines kleinen aufstrebenden, unglaublich schönen Jungstars. Manchmal fragte sich Bret, ob Julia in Alison ihre eigene zweite Chance sah – worauf auch immer, das wusste er nicht.
Es war auch nur eine Vermutung. Es könnte auch mit dem Treuhandfonds zusammenhängen, der eigentlich an Alison gehen sollte. Julia erzählte ihrem missratenen Sohn nie etwas, deshalb hatte er keine Ahnung, welches ihre tatsächlichen Motive waren.
“Ich werde hier sein”, versprach er, hauptsächlich um sie loszuwerden. “Kann ich jetzt meinen Mittagsschlaf machen?”
Für Bret gab es nichts weiter zu dem Thema zu sagen. Das erinnerte ihn alles zu sehr an das Programm im Science-Fiction-Kanal. Seine Mutter stand am Rande eines Nervenzusammenbruchs – ein Moment, auf den er jahrelang gewartet hatte, und nun, da er da war, hatte es alles nichts mit ihm zu tun. Sondern nur mit seiner verlorenen Schwester. Was für ein Scheiß.
Julia sah auf ihre Uhr. “Hattest du nicht heute Morgen einen Vorstellungstermin?”
Er grinste gequält. Sie ließ nie locker. “Es war ein Marketing-Job, Mutter. Das ist nicht mein Ding.”
“Offensichtlich ist gar nichts dein Ding.” Sie rieb mit dem Daumen hektisch über ihren Ring. “Es ist eine Schande, Bret.”
“Für wen? Ich schäme mich nicht.” Tatsächlich hatte er bereits Jobs gehabt, meist als Model. Nichts, das ihren Ansprüchen genügte.
“Nein, offensichtlich nicht.”
Ihr Gesicht hatte sich bereits in eine gleichgültige Maske verwandelt. Wahrscheinlich war er ihr so egal, dass sie nicht einmal Verachtung spürte. Er hätte am liebsten gelacht, doch ein heißer, stechender Schmerz, als würde ihm jemand ein Messer in der Brust herumdrehen, hinderte ihn daran.
Sie stürmte mit dem Brief davon, während er eine Schachtel Zigaretten aus seiner Shorts zu fischen versuchte.
Er zündete sich eine an, nahm einen tiefen Zug und hielt den Rauch einen Moment in der Lunge. Wenn er genug qualmte, teerschwarze Lungen bekam und begann, Blut zu spucken, würde
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