Das Arrangement
kleinen Bruder Bret.
Er sollte in einem kleinen Boot in einer versteckten Bucht am anderen Ende des Riffs warten. Dorthin würde die Strömung sie tragen. Seine einzige Aufgabe war es, ihr eine Rettungsleine zuzuwerfen und sie davor zu bewahren, auf die offene See hinausgetrieben zu werden. Arme dumme Alison. Warum sollte jemand einen Treuhandfonds teilen, wenn er die ganze Summe haben konnte?
“Ich habe Mom den Rest der Geschichte auch erzählt”, behauptete sie. “Dass wir den Verdacht absichtlich auf Andrew gelenkt haben, und dass wir vorher die Versicherungspolice über Fax und Telefon in seinem Namen abgeschlossen haben.”
“Das ist doch verrückt”, sagte er leise. “Warum solltest du ihr das alles erzählen?”
“Damit sie kapiert, warum ich dich umbringen muss.” Sie griff ein weiteres Mal in ihre Tasche und zog einen Schalldämpfer für die Pistole heraus, ein modernes glänzendes Hightechprodukt.
“Bist du völlig durchgedreht?”, zischte Bret. “Da unten im Haus sind Zeugen!”
Er hielt sich die Ohren zu, weil er dachte, sie würde wieder mit ihrem krächzenden Lachen anfangen. Das konnte nicht Alison sein. Selbst die war nicht so verrückt.
“Du vergisst wohl, wie besessen unsere Mutter ist, was mich betrifft. Sie würde mich nie anzeigen, egal, was ich anstelle, vor allem wenn ich dich beseitige. Sie hasst dich, weil du ihre teure Tochter dem Tod überlassen hast.”
Das wiederum konnte er sich gut vorstellen. Genau so würde seine Mutter das sehen. “Was willst du von mir?”
“Ich lasse dir die Wahl. Entweder du gestehst, oder ich schieße dir eine Kugel durchs Herz, so wie du jetzt vor mir sitzt. Gesetzt den Fall, du hast überhaupt eins.”
Er hätte gern gelacht, aber ihm fehlte die Kraft dazu. “Netter Versuch, Ali, aber Geständnisse, die unter Druck entstehen, werden vor Gericht nicht anerkannt.”
Wieder kam dieses krächzende Lachen. “Wenn du doch nur so lange leben würdest! Bis vors Gericht wirst du's leider nicht mehr schaffen, du Genie. Ich will nur hören, wie du gestehst, wie du zu Kreuze kriechst.”
Sie hielt die Waffe in seine Richtung und schoss. Hinter ihm in der Ecke explodierte der Computerbildschirm. Bret hatte sich zu Boden geworfen und bedeckte schützend seinen Kopf mit den Händen.
“Du kommst als Nächstes dran, du Arschloch! Du bist der Nächste!”, schrie sie mit schriller Stimme. “Rede!”
Bret blieb auf dem Boden hocken. Wenn das tatsächlich Alison war, hatte er keinen Zweifel daran, dass sie ihn erschießen würde – und auch nicht, dass ihre Mutter sie deckte. Genau so würde es ablaufen. Wenn es nicht Alison war, hatte er nicht die geringste Ahnung, mit was für einer Verrückten er es zu tun hatte. Aber er wollte jetzt wissen, wer sie war.
Und er wollte am Leben bleiben.
“Was willst du denn genau von mir hören?” Er beschloss, alles zuzugeben, ihr zu sagen, was sie hören wollte. Das müsste ihm ein bisschen Zeit verschaffen, in der er die Situation unter Kontrolle bekommen und sie töten konnte. Er würde es wie Selbstmord aussehen lassen. Oder eben Notwehr. Verdammt noch mal, es
war
Notwehr.
“Du hast mich angeschmiert, weil du die fünfzig Millionen allein kassieren wolltest, oder etwa nicht?”, stachelte sie ihn an.
Er seufzte. “Das war der ursprüngliche Plan, aber du bist ja von den Toten auferstanden – zumindest jemand, der so aussah wie du –, deshalb musste ich die Karten neu ordnen.”
“Neu ordnen?”
Bret hockte immer noch am Boden. Neben sich entdeckte er einen Stapel Fotos, auf denen Alison zu sehen war. Er hatte sie heruntergerissen, als er aufgesprungen war. Sie lagen fast in seiner Reichweite. Er stöhnte auf und streckte ein Bein, als wenn es wehtäte.
“Ich habe Andrew einen Zeitungsartikel über dein Verschwinden geschickt und durch ein paar Markierungen eine Nachricht hinterlassen, die ihn veranlassen sollte, nach Mirage Bay zu kommen”, erklärte er. “Anonym, natürlich. “Tony Bogart hat auch ein paar anonyme Tipps in seiner Mailbox von mir gefunden, die ihn darauf brachten, dass du Marnie Hazelton umgebracht hast. Es hat funktioniert, allerdings nur bis LaDonna mir verraten hat, dass es sich bei deiner Doppelgängerin um Marnie handelte.”
“Weshalb sollte denn der falschen Alison was angehängt werden?”
“Um sie zu entlarven. Ich wollte beweisen, dass sie nicht Alison ist. Sie aus dem Weg schaffen und mich so einen Schritt näher ans Geld bringen. Dann brauchte ich nur noch
Weitere Kostenlose Bücher