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Das Arrangement

Das Arrangement

Titel: Das Arrangement Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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mir nicht erzählt haben?”, erkundigte er sich.
    Sie dachte einen Moment nach, versuchte sich trotz des Gefühls der Benommenheit, das die schmerzhafte Erinnerung an die jüngsten Ereignisse bei ihr hinterlassen hatte, zu konzentrieren. “Ja”, sagte sie dann. “Da ist meine
ehemalige
Assistentin Rebecca. Ich habe vor Kurzem erfahren, dass sie einen Vertrag über eine sechsstellige Summe mit einem großen Verlag abgeschlossen hat, für den sie eine Enthüllungsstory über alle prominenten Familien schreibt, bei denen sie gearbeitet hat. Die Fairmonts werden natürlich auch darunter sein.”
    Julia stopfte das Spitzentuch in ihre Tasche zurück, ohne darauf zu achten, dass es zerknautscht wurde. “Diese hinterhältige Schlampe hat unser ganzes Haus verwanzt. Ich werde sie vor Gericht zerren, das schwöre ich.”
    Die Wut fühlte sich gut an. Sie durchströmte sie wie eine reinigende Kraft. Julia atmete tief durch, um sich zu beruhigen, während sie darüber nachdachte, ob es noch etwas anderes zu berichten gab.
    Der Psychiater wusste von Andrews und Marnies Schwindel. Fairerweise hatte Julia jedoch ebenfalls von den abartigen Machenschaften ihres Sohnes berichtet, der seine eigene Schwester hatte ertrinken lassen, um Andrew den Mord an ihr anzuhängen. Julia hatte dem Arzt auch anvertraut, dass Bret als Alison verkleidet LaDonna Jeffries ermordet hatte. Das war kaum zu ertragen gewesen. Alles war kaum zu ertragen gewesen.
    Doch was sie überraschte, war, dass es ihr am schwersten fiel, von der Affäre zu berichten, die sie vor über zwanzig Jahren gehabt hatte. Ihre Mutter hatte es damals herausgefunden. Doch statt Julia zur Rede zu stellen, war Eleanor damit zu Julias Mann gegangen. Eleanor und Grant hatten sich zusammengetan und Julia mit ihrem Liebhaber in flagranti erwischt. Grant hatte den Mann in ihrer Gegenwart ausgezahlt, nachdem er ihm die Wahl zwischen Julia und dem Geld gelassen und sich der Mann für das Geld entschieden hatte. Immerhin wusste Julia von diesem Zeitpunkt an genau, wie viel sie ihrem Liebhaber
und
ihrem Mann wert war.
    Das hatte sie Grant nie verziehen. Selbst als er gestorben war, hatte sie nicht einen Moment der Trauer empfunden. Tatsächlich hätte sie damals nicht geglaubt, jemals wieder zu solch einem Gefühl wie Traurigkeit fähig zu sein. Sie hatte sich getäuscht.
    “Was empfinden Sie für Marnie?”, fragte der Arzt. “Beginnen wir mit Ihrer Entscheidung, sie von Josephine Hazelton aufziehen zu lassen.”
    “Ich fühle mich natürlich schuldig. Das schlechte Gewissen hat mich innerlich aufgefressen. Die ganze Zeit über. Ich konnte kein Baby schreien hören, ohne durchzudrehen. Wenn ich ein Feuer sehe, und wenn es auch nur im Kamin ist, denke ich sofort daran, dass ich für das, was ich getan habe, in der Hölle schmoren werde.”
    Sie zögerte, weil ihr klar wurde, dass sie diese Erinnerungen über zwanzig Jahre verdrängt hatte. “Ich habe sie nach der Marnie aus Hitchcocks Film benannt. Eigentlich weiß ich gar nicht warum, aber mir gefiel der Name. Aus offensichtlichen Gründen konnte ich niemandem von ihr erzählen, aber ich habe sie nicht verlassen, weil ich mich ihretwegen schämte. Meinetwegen habe ich mich geschämt, ich war entsetzt über das, was ich ihr angetan hatte. Bei ihrem Anblick, ja selbst wenn ich nur an sie dachte, fühlte ich mich ganz schrecklich.”
    “Haben Sie jetzt eine Beziehung zu ihr?”
    “Nein, und ich bin sicher, dass sie das auch nicht will.”
    “Wollen Sie es denn?”
    “Das hört sich jetzt vielleicht abgedroschen an, aber wie kann ich von ihr erwarten, mir zu verzeihen, was ich selbst nicht vergessen kann? Es gibt keine Entschuldigung für das, was ich getan habe. Wenn es eine Wahl für die schlechteste Mutter auf Erden gäbe, dann würde ich die sicher haushoch gewinnen.”
    Wieder versuchte sie ihren Ehering gerade zu rücken, aber es klappte einfach nicht. Warum trug sie das Ding nach all den Jahren überhaupt noch? Warum versuchte sie immer noch den Anschein zu erwecken, dass alles in Ordnung sei? “Können Sie mich nicht einfach in ein Krankenhaus stecken?”
    Die Tränen brannten ihr in den Augen, und diesmal konnte sie sie nicht mehr zurückhalten. Auch ein tiefer Atemzug half ihr nicht, die Beherrschung wiederzugewinnen. Sie verspürte keine Wut, die ihr neue Energie hätte geben können. Sie ließ den Kopf sinken und weinte. Der Arzt sagte nichts Tröstliches, aber sie sah das Mitgefühl in seinem Blick, als sie sich

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