Das Arrangement
blickte zu ihm auf.
“Weil du zu jedem Anlass Diamanten getragen hast. Ich dachte, du willst sie vielleicht heute Abend zum Dinner anlegen.”
“Sie sind sehr außergewöhnlich.”
“So wie du.”
Sie sah ihn erstaunt an. “Warum tust du das?”
Sein Schulterzucken sollte zeigen, dass es nichts Besonderes für ihn war, doch er blickte sie dabei lange an, sah ihr in die Augen und auf den Mund – vor allem auf ihren Mund. Ihr zog sich der Magen zusammen, und ihr Puls beschleunigte sich, Hitze breitete sich in ihr aus, verrückte Hitze.
“Du weißt doch”, sagte er. “Du hast sie sogar im Bett getragen – sonst nichts.”
Wieder stieg ihr die Hitze ins Gesicht, sie konnte es förmlich fühlen. “Amnesie kann manchmal sehr praktisch sein.”
Sie legte die Samtschachtel auf den Beistelltisch neben sich, eine offene Zurückweisung. Was zunächst wie Großzügigkeit ausgesehen hatte, kam ihr jetzt vor wie ein weiterer heimtückischer Versuch, sie zu kontrollieren, bis hin zu der Anweisung, welche Ohrringe sie zu tragen hatte.
“Wie auch immer, diese Ohrringe gehören dir.” Dann wechselte er beiläufig das Thema. “Wenn es dir nichts ausmacht, werde ich zuerst ins Bad gehen. Ich dusche nur kurz und bin gleich wieder draußen.”
Mit klopfendem Herzen beobachtete sie ihn, wie er zum Ablagetisch ging, seinen Koffer öffnete und das Rasierzeug herausnahm. Es würde nicht so einfach werden, sich fertig zu machen, mit nur einem Badezimmer. Mit dem Duschen konnten sie sich abwechseln, aber wo würden sie sich umziehen? Sie hatte kein Ankleidezimmer gesehen.
“Ich werde meinen Anzug aufhängen, damit die Knitterfalten sich im Dampf glätten, soll ich dein Kleid auch mitnehmen?”
Sie bejahte, immer in dem Bewusstsein, dass er genau wusste, welches Kleid sie anziehen würde, da er ihren Koffer gepackt hatte. Es war ein merkwürdiges Gefühl, ihm zuzusehen, wie er durch ihre Sachen ging. Zuerst hatte sie sich darüber überhaupt keine Gedanken gemacht, aber jetzt fühlte sie sich dabei irgendwie verletzlich.
Er öffnete den Reißverschluss ihres Kleiderkoffers und zog das knöchellange schwarze Jerseykleid heraus, das auf dem Bügel formlos aussah, sich aber an jede Kurve des weiblichen Körpers schmiegte. Es sah bei einer schlanken Frau wie ihr besonders gut aus.
Als er im Badezimmer verschwunden war, atmete sie erleichtert aus und nutzte die Zeit, die sie allein war, um schnell einen Anruf zu tätigen. Sie tippte dieselbe Nummer in ihr Handy ein, die sie schon seit Tagen wählte, doch wieder erhielt sie keine Antwort. Mit jedem weiteren Versuch machte sie sich mehr Sorgen. Letztendlich würde sie Andrews Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Sie nahm sich vor, einen Plan vorzubereiten, und schaltete das Gerät aus. Im Moment war es zu riskant, selbst hinzugehen.
Sie nahm die flauschige Decke mit aufgedruckten Tiermotiven von der Rücklehne des Sessels und legte sich aufs Bett. Seit ihrem Unfall hatte sie sich in den Schlaf geflüchtet, doch in dieser Situation konnte sie sich nicht vorstellen, ein Auge zuzutun. Sie hatte ihre Tabletten mitgebracht, doch wenn sie die jetzt nahm, würde sie nicht rechtzeitig zum Dinner aufwachen.
Im Nebenraum wurde die Dusche voll aufgedreht. Andrew hatte die Badezimmertür einen Spalt offen gelassen, wahrscheinlich wegen der Lüftung. Offensichtlich fühlte er sich in ihrer gemeinsamen Unterbringung viel wohler als sie. Das hinderte sie allerdings nicht daran, zur Türöffnung hinüberzusehen. Nur das Waschbecken und der Spiegel waren von ihrer Position aus zu erspähen, doch das reichte aus, um sie wie gebannt dorthin starren zu lassen.
Einen Augenblick später wurde der Wasserhahn abrupt wieder zugedreht und der Duschvorhang zur Seite gerissen. Andrew erschien vor dem Waschbecken, sodass sie beobachten konnte, wie er sich das Gesicht einschäumte und rasierte. Er hatte sich ein weißes Badelaken um die Hüften geschlungen, und ihr Blick wurde magisch von dem Knoten angezogen. Doch seine Arme waren noch am aufregendsten. Sie hätte stundenlang das Spiel ihrer Muskeln und Sehnen verfolgen können. Um Himmels willen. Das war nicht gerade die Ablenkung, die sie brauchte.
Sie schloss die Augen, aber die Erinnerung kam trotzdem automatisch. Ganz lebhaft erinnerte sie sich noch, wann sie ihn das erste Mal richtig wahrgenommen hatte, mit dieser wilden Verliebtheit und Heldenanbetung, mit der sie ihn aus der Ferne geliebt hatte. Niemals hätte sie erwartet, dass ihre Gefühle
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