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Das Arrangement

Das Arrangement

Titel: Das Arrangement Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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je erwidert würden.
    War das derselbe Mann, für den sie all das empfunden hatte? Wenn sie keine andere der vielen Fragen in ihrem Leben beantworten konnte, diese eine Antwort musste sie finden. Sie musste wissen, ob er dieser anderen Frau in seinem Leben etwas angetan hatte – und ob es vorsätzlich geschehen war.
    Ihre Gefühle für ihn waren ziemlich widersprüchlich. Sie zuckte zusammen, wenn er ihr zu nahe kam, trotzdem wünschte sie sich nichts sehnlicher und konnte sich nicht erklären, warum. Doch vielleicht konnte sie das. Womöglich sehnte sie sich danach, dass der Traum andauerte, die Vorstellung, wie es mit ihm wäre. Sie wollte den Andrew Villard, den sie aus der Ferne geliebt hatte.
    Tony Bogart schrieb seinen Namen in Blockschrift auf die Gästeliste des Motels. Er war außerdienstlich in Mirage Bay, doch er sah keine Veranlassung, seine Anwesenheit hier oder sein Vorhaben geheim zu halten. Er wollte die Leute wissen lassen, dass er den Mord an seinem Bruder untersuchte – und wahrscheinlich einen zweiten Mord, der mit dem Tod seines Bruders zusammenhing – auch wenn er hierfür bisher noch keinen Beweis hatte, lediglich einen telefonischen Hinweis von seinem anonymen Informanten.
    “Ich habe hier ein Zimmer mit einem Fenster zum Meer raus, extra für Sie”, erklärte ihm die Empfangsdame und schob Tony über die Theke einen altmodischen Messingschlüssel zu. Aus dem Transistorradio, das hinter ihr auf einem rostigen Metallregal stand, wummerte leise Discomusik.
    “Wollen Sie vielleicht noch was?”
    Das zu eilfertige Lächeln der Frau entblößte einen fehlenden Backenzahn, und ihr Gesicht verzog sich zu spinnennetzartigen Falten. Sie war um einiges älter als er, doch das hinderte sie nicht daran, heftig mit ihm zu flirten. Ihr Zwinkern machte Tony wütend. Sie wollte irgendwas, wahrscheinlich ein Trinkgeld, doch bisher hatte sie abgesehen von ihren Flirtversuchen nichts getan, um es sich zu verdienen. Tony verachtete Leute, die bequem waren und versuchten, einen übers Ohr zu hauen. Sie beleidigten die Intelligenz ihrer Gäste.
    “Ich habe früher als Junge selbst hier im Motel gearbeitet”, sagte er. “Jedes Zimmer hat mindestens ein Fenster zum Wasser raus. Die meisten haben vollen Meerblick.”
    “Ja? Sie haben hier im Sand Castle gearbeitet?” Sie drehte das Registrierbuch um und las seinen Namen. “Tony Bogart?”
    Langsam lehnte sie sich zurück und betrachtete ihn eingehend. “Sind Sie mit Vern Bogart verwandt? Ich bin mit ihm zur Highschool gegangen.”
    Tony nickte. Sie beabsichtigte nicht, sich wegen ihrer dummen Lüge herauszureden. Das sprach für ihren Mumm. “Vernon ist mein Vater.”
    Ein kurzes schelmisches Grinsen erschien auf ihren Lippen. “Ihr Vater war ein gut aussehender Mann”, sagte sie. “Groß, schmale Hüften und sandbraunes Haar, sehr kurz geschnitten, nicht so wie Ihres. Nette Ohren dazu. Ein Mann muss schöne eng anliegende Ohren und kurzes Haar haben.”
    Sie tippte mit ihren langen glitzernden Fingernägeln im Takt zur Titelmusik von “Flashdance” auf den Tresen. “Was treibt Vern denn heutzutage so? Wahrscheinlich verheiratet und schon Opa. Was ist mit Ihnen? Sind Sie verheiratet?”
    Sie hob eine Augenbraue, und von ihrer ungenierten Anmache wurde Tony schlecht. Aber offensichtlich lebte sie schon lange hier am Ort und wusste womöglich so einiges. Es konnte ja nichts schaden, wenn sie glaubte, er ließe sich von ihr umgarnen, während er ein paar Informationen aus ihr herausholte.
    “Dad ist vor ein paar Monaten weggezogen”, erwiderte er. “Nachdem mein Bruder Butch umgekommen ist.”
    “Butch Bogart? Der Junge, der sich mit der Heugabel aufgespießt hat, war Ihr Bruder? Die ganze Stadt hat davon geredet. Ist letzten Winter passiert, oder? An dem Tag, als es hier heißer war als in der Hölle. Santa-Ana-Winde, Gewitterstürme.”
    “Er wurde mit siebzehn Stichen getötet”, korrigierte Tony. “Es ist wohl kaum anzunehmen, dass er sich selbst aufgespießt hat.”
    “Ach, tut mir leid.” Sie zog die Nase kraus. “Wie schrecklich für Vern – und für Sie natürlich auch.”
    “Nun ja, das Leben geht weiter. Man tut, was man kann.” Und manchmal versaute man es auch, so wie Vernon Bogart es getan hatte, aber er musste ja dieser Frau nicht erzählen, was sein Vater bei der Erziehung alles vermasselt hatte. Wahrscheinlich weil er seinen Kummer nicht anders auszudrücken wusste, war er zu streng mit Tony gewesen und zu nachsichtig mit

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