Das Arrangement
Andrew sollte sich unauffällig nach Einzelheiten erkundigen. Marnie wollte unbedingt mehr darüber erfahren, vor allem wann Gramma Jo zurück sein würde. Dabei hatte sie ihm fest versprochen, sie nicht zu besuchen. Wenn irgendjemand Marnie erkennen konnte, allein schon durch Gesten, dann war es Gramma Jo.
Andrew hatte nichts von seinem Zusammentreffen mit Bogart im Jachtklub erzählt. Es gab keinen Grund, sie jetzt deshalb zu beunruhigen.
Bret grinste über das ganze Gesicht, bis das Schweigen am Tisch unerträglich wurde.
Andrew hob sein Wasserglas an. “Wem können wir gratulieren?”
“Kann das einen Moment warten, Bret?” Julia erhob sich und schlug mit der Gabel gegen ihren Wasserkelch. “Ich habe etwas zu verkünden. Wenn ich um die Aufmerksamkeit aller bitten dürfte.”
Sie saßen nur zu fünft am Tisch, Julia mitgezählt. Doch die schien entschlossen, ihren Sohn nicht zu Wort kommen zu lassen. Andrew konnte sich denken, warum. Soweit er es bisher hatte beobachten können, war Bret für Julia ein ständiger Störfaktor. Er schien nur da zu sein, um sie zu blamieren.
Bret sprang auf und hielt sein Weinglas in die Höhe. “Nein, es kann nicht warten. Man hat mir den Job als neues Gesicht einer Kollektion von Badekosmetik für Männer angeboten.”
Julia kniff die Augen zusammen. “Modeln? So wie irgendwelche Prominente, die für bestimmte Produkte werben?”
Andrew hätte ihr erklären können, welche Rolle ein Model für eine Kampagne spielte. Es bestand nicht wenig Ähnlichkeit zu der eines Popstars, und mit denen hatte er bereits seine Erfahrungen gemacht. Glücklicherweise kümmerte sich jetzt seine Assistentin Stacy darum. Allerdings hatte sie ihn bereits über seine Mailbox kontaktiert, weil sie dringend seinen Rat benötigte.
“Das ist so was wie Mark Wahlberg, der für Unterwäsche von Calvin Klein wirbt”, erklärte Bret seiner Mutter. “Es geht um eine neue Kosmetikserie für Männer, und dafür suchen sie ein unverbrauchtes Gesicht. Sie verkaufen die Produkte in Billigmärkten und ich nehme an, sie wollen ihrer Marke mit dem Namen Fairmont ein bisschen Klasse geben.” Er schielte zu ihr hinüber. “Nicht schlecht, oder? Ich wusste, dass du dich freuen würdest.”
“
Billigmärkte?”
Julia sah aus, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. “Und du hast das Angebot angenommen?”
“Sie wollen, dass ich ihnen morgen Bescheid gebe.”
So wie Julia ihre Gabel in der Hand hielt, würde er vielleicht gar nicht mehr so lange leben. Der Punkt ging ganz klar an Bret, dachte Andrew. Julia würde niemals wollen, dass ihr Familienname mit billigen Toilettenprodukten in Zusammenhang gebracht wurde.
Marnie begann zu applaudieren und erntete damit überraschte Blicke von allen, Bret inbegriffen. Als er ihr Lächeln sah, fragte sich Andrew, was ihr wohl gerade durch den Kopf ging. Er wusste, dass sie die Neuigkeiten über ihre Großmutter erleichtert hatten, aber seit ihrer Konfrontation mit Bret und Julia an diesem Morgen war sie irgendwie verändert, so als hätte sie plötzlich etwas in sich wiederentdeckt. Sie war von Natur aus eine Kämpferin. Das hatte er schon immer gewusst und ihr deshalb vertraut, aber in diesem Fall war es egal, was
er
dachte.
“Ich nehme an, man kann gratulieren.” Julia hob ihr Glas und nickte ihrem Sohn zurückhaltend zu. “Auf Brets neues Abenteuer.”
“Gratulation”, sagte Andrew, als angestoßen wurde. Er hätte nicht erwartet, dass Julia sich mit Brets “heißem neuen Job” abfinden würde. Vielleicht tat sie das auch nicht. Die Nacht war noch jung.
“Mit dieser Eröffnung meines Sohnes kann ich natürlich schwer mithalten”, sagte Julia, als die Toasts ausgesprochen waren und wieder Ruhe einkehrte. “Aber ich habe auch etwas zu verkünden. Rebecca und ich konnten die Dave Matthews Band für den Empfang engagieren – und wir mussten nicht mal Andrews Dienste dafür in Anspruch nehmen.”
Sie lächelte zurückhaltend, doch es war offensichtlich, wie sehr sie sich darüber freute. Gerade eben hatte sie klargemacht, wie nutzlos ihr Schwiegersohn war.
Bret trank seinen Wein aus, seine Augen leuchteten immer noch. “Sag mir bitte, dass es keine Smokingparty wird.”
“Es wird eine Smokingparty”, entgegnete Julia. “Das ist ein großartiger Anlass, Bret. Wir feiern Alison und Andrew – und es ist die erste Party in unserem neu gestalteten Heim, die Vernissage sozusagen.”
Andrew fragte sich, ob sie noch die Eröffnung von etwas
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