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Das Aschenkreuz

Das Aschenkreuz

Titel: Das Aschenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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daraufhin bückte, als sei ihm etwas heruntergefallen. Und wenn sie sich nicht restlos irrte, war Bruder Cyprians Auftritt so ähnlich auch schon bei ihrem ersten Besuch verlaufen. Bei diesem Blutwunder ging es nicht mit rechten Dingen zu, und die, die darum wussten und mit Verrat drohten, hatten sterben müssen.
    «Bist du also damit einverstanden, Serafina?»
    Serafina schrak aus ihren Gedanken. «Womit?» Sie hatte überhaupt nicht gehört, was die Meisterin gesagt hatte.
    «Dass du dich mit Heiltrud um unsere neue Kranke kümmerst.»
    «Wer ist das?»
    «Die alte Besenbinderin aus der Neuburgvorstadt. Sag, Serafina – ist dir nicht wohl? Du siehst leichenblass aus.»
    «Doch, doch, es ist alles bestens. Entschuldige, dass ich unaufmerksam war.» Serafina spürte, wie die anderen sie anstarrten. «Wann sollen wir los?»
    «Jetzt sag bloß – hast du mit offenen Augen geschlafen?», fragte Heiltrud, doch statt Ärger klang echte Besorgnis aus ihren Worten. Seit dem Brand im Hinterhaus war sie Serafina in dankbarer Freundschaft zugetan. «Zum Mittagsläuten sollen wir dort sein, weil wir zuvor alle miteinander Pongratz helfen wollen. Er hat die Holzlatten für den Ziegenverschlag gebracht.»
    Serafina versuchte, sich zusammenzureißen, doch es gelang ihr nicht. Sie hatte soeben einen Entschluss gefasst, der ihr Angst einjagte. Übermorgen, wenn wieder Blutwundermesse war, würde sie in aller Frühe zur Kapelle hinauswandern, noch bevor die Kirchgänger dorthin unterwegs waren. Vor allem aber musste sie vor den Mönchen dort sein. Was genau sie dort tun würde, war ihr noch nicht klar – vielleicht diesen Bruder Cyprian heimlich beobachten oder versuchen, in die Sakristei zu gelangen. Oder beides. Sie war sich inzwischen ganz sicher, dass es sich beim Blutwunder um einen einzigen Betrug handelte, ausgeführt von dem nur scheinbar tumben Cyprian und seinem Spießgesellen Immanuel, dem das schlechte Gewissen doch förmlich ins Gesicht geschrieben stand und den sie nie anders als angespannt und unruhig erlebt hatte. Die Beweise hierfür mussten in der Kapelle zu finden sein, und sie würde sich nicht wundern, wenn der saubere Ratsherr Nidank obendrein der Drahtzieher dieser Schmierenkomödie war.
    Gegenüber der Meisterin und ihren Mitschwestern wollte sie vorgeben, im Morgentau Kräuter zu sammeln. Das würde man ihr ganz gewiss nicht verwehren. Und selbst wenn – sie war so fest entschlossen, dass sie sich von niemandem und um nichts in der Welt von diesem Plan abhalten lassen würde. Denn es war die letzte Möglichkeit, die Wahrheit herauszufinden, bevor Barnabas gemartert würde.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 27
    J etzt steh nicht nur dumm rum, Adelheid», wetterte Heiltrud. «Los, pack mit an.»
    «Du weißt doch, dass ich zwei linke Hände hab.»
    «Affengeschwätz. Beim Malen deiner Andachtsbildchen weißt sie ja auch zu benutzen. Hier, nimm die Latten und bring sie zu Pongratz.»
    Sie hatten sich allesamt im Hof versammelt, wo sie dem Seiler Pongratz und dessen beiden Kumpanen zur Hand gingen. Zum Glück hatte der Regen aufgehört, doch der ganze Hof stand voller Pfützen.
    «Was für eine Sauerei!», schimpfte nun auch Grethe, als sie mitten in eine Wasserlache patschte. «Jetzt ist mein zweites Paar Schuhe auch noch nass.»
    Serafina, die Pongratz die Bretter zum Nageln hinhielt, war heilfroh, dass sie etwas zu tun hatte. Und dabei auch noch genau aufpassen musste, wenn sie nicht Gefahr laufen wollte, ihre Finger unter den Hammer zu bekommen. So war sie wenigstens für ein paar Stunden von ihren Grübeleien abgelenkt.
    «Da schau an – seid Ihr Schwestern jetzt unter die Zimmerleute gegangen?», hörte sie hinter sich eine wohlbekannte Stimme sagen.
    Serafina wandte den Kopf. Es war Adalbert Achaz, der sie belustigt beobachtete.
    «Ob Ihr’s glaubt oder nicht», gab sie schnippisch zurück, «wir Schwestern stehen in so manchen Dingen unseren Mann. Autsch!»
    Der Hammer hatte den Daumen ihrer rechten Hand getroffen.
    «O weh! Das wollt ich nicht.» Der Seiler ließ zerknirscht den Hammer sinken. «Aber Ihr hattet auch gerade mit der Hand gezuckt, als ich zugeschlagen hab.»
    «Wie schön, dass wir zufällig einen Arzt im Hause haben.» Serafina hielt sich den schmerzenden Daumen, dessen Nagel blutunterlaufen war.
    «Und der befiehlt Euch, den Daumen in Wasser zu kühlen. Am besten dort im Regenwasser.»
    Achaz schob sie mit sanftem Druck zum Regenfass und öffnete die Abdeckung.
    «Taucht die Hand

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