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Das Attentat - 0

Das Attentat - 0

Titel: Das Attentat - 0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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Er war der einzige Teil seiner Hände, der nicht vernarbt war. Schließlich war er sein Abzugsfinger.
    Die Kiodrus-Kapelle. Da war sie. Ein Tempel zum Andenken an einen unfähigen Kommandeur, der in grauer Vorzeit der Heiligen zur Seite gestanden hatte. Anscheinend machte ihn das zu etwas Besonderem.
    Saul stand auf und verstaute die Tafel in seinem Beutel. Er zog den Handschuh wieder an und nahm sein Präzisionsgewehr.
    Er brauchte zwanzig Minuten, um sich auf der Rückseite der Habs zum Prinzipal VI zu schleichen, da er den Truppen seiner eigenen Seite ebenso aus dem Weg ging wie denen des Feindes.
    Er konnte die Kapelle sehen, ein hohes, ehrwürdiges Gebäude aus Quadersteinen. Die Fassade war durch Granatlöcher entstellt. Laserstrahlen zuckten vor ihm über die Straße. Rauch nebelte die Nachtluft ein.
    Saul ging tief geduckt zu einem Hab auf der anderen Seite der breiten Allee und trat die Tür aus den Angeln. Das Haus war schmutzig und stank. Aus den gemeinschaftlichen Speisekammern in jeder Etage des Gebäudes drang der Geruch nach verdorbenem Essen.
    Der Scharfschütze ging in die fünfte Etage und brach in eine Wohneinheit ein. Ein Blick verriet ihm, dass der Blick aus dem Fenster nicht ganz richtig war, also verließ er die Wohneinheit wieder und ging noch eine Etage höher.
    Besser.
    Er öffnete das Fenster und klemmte es mit einem Holzbein fest, das er von einem Stuhl abbrach.
    Dann machte er sich bereit.
    Saul schaltete sein Zielfernrohr ein. Es surrte und blinkte, dann baute sich das Bild auf. In Grün und Schwarz, lichtverstärkt, hochauflösend. Er schwenkte es hin und her. Die Vorderseite der Kapelle. Die Seite. Die Gasse daneben. Die Barrikaden. Jetzt sah er grelle Lichtfäden. Laserstrahlen. Die Mündungsblitze mehrerer Autokanonen. Er korrigierte die Einstellung des Blitzkompensators.
    Er sah Gestalten. Imperiale. Dunkle Flecken. PS und RCB in der Verteidigung, von der Straße hinter ihrer soliden Deckung unsichtbar, aber aus dieser Höhe ach so verwundbar.
    Wo bist du, Trommelwirbel?
    »Trommelwirbel, hier ist Wachposten. Bitte antworten Sie, es ist dringend!«
    »Ich höre, Wachposten. Wir sind gerade etwas beschäftigt.«
    »Sie setzen uns schwer zu, Trommelwirbel.«
    »Verdammt, ich sagte, Sie sollen warten!«
    Saul schwenkte sein Zielfernrohr wieder hin und her. Ein Munitionsverteiler lief mit einer Kiste zur Barrikade. Ein Sanitäter hatte sich über einen reglos daliegenden Mann gebeugt. Drei Soldaten, die aus einer Deckung schossen. Ein Kom-Soldat auf einem Knie, der jemandem ein Sprechgerät hinhielt.
    Der jemandem ein Sprechgerät hinhielt, dessen Körpersprache frustrierte Verärgerung zum Ausdruck brachte.
    »Hallo, Trommelwirbel«, sagte Saul leise auf Niedergotisch, während er ob des merkwürdigen Klangs in sich hineingrinste.
    Er hatte den rechten Handschuh ausgezogen, sodass seine Hand nackt war, und sie bereits um den Griff gelegt. Sein einer unversehrter Finger war sanft um den Abzug gehakt.
    Mit der anderen Hand zog er ein Todesmagazin aus dem Gürtelbeutel und rastete es in den Bauch des Präzisionsgewehrs ein.
    Die Waffe summte leise, und ein kleines rotes Licht leuchtete auf.
    Aufgeladen und schussbereit.
    »Im Namen der Beati, Trommelwirbel! Wir werden hier massakriert!«
    »Halten Sie die Klappe, Wachposten! Halten Sie den Laden zusammen. Wirbel ist zu Ihnen unterwegs. Halten Sie den Laden zusammen, dann passiert keinem was.«
    Ein Versprechen, das du wohl nicht halten kannst, dachte Saul.
    Er brauchte für den Schuss nicht den Atem anzuhalten. Es war nicht nötig. Seine Lunge war schon vor dreißig Jahren durch künstliche Lufttauscher ersetzt worden, die ihr Werk ohne bewegliche Teile verrichteten und daher auch keine Körperbewegung verursachten. Er schaltete sie einfach aus und wurde starr, eine lebende Statue.
    Das Präzisionsgewehr knisterte.
    Saul holte die Waffe ein und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand.
    »Bitte wiederholen?«
    »Tot! Er ist tot!«
    »Bitte kommen, Trommelwirbel!«
    »Er ist tot! Vibreson ist tot!«
    So viel zu euren albernen Codenamen, dachte Saul.
     
    Furcht und Verwirrung. Verheerender als eine ganze Panzerdivision. Die PS-Soldaten rings um die Kapelle gerieten in Panik, nachdem ihr geliebter Anführer gefallen war. In weniger als fünfzehn Minuten weitete sich diese Panik zu einem verhängnisvollen Faktor aus.
    Unter dem Ansturm der Todesbrigaden gab die Linie nach. Gleichzeitig wurde sie noch an sechs anderen Stellen entlang des

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