Das Attentat - 0
Prinzipal durchbrochen. Die führerlosen imperialen Verteidiger verloren den Kopf und wurden abgeschlachtet.
Bis Mitternacht waren die Angreifer bis zur Lomanstraße gekommen und nur noch ein paar Häuserblocks vom Astronomenring tief im Westsektor der Stadt entfernt. Saul folgte der Flut in ihrem blutigen Kielwasser durch brennende Straßen, in denen es von toten PS-Soldaten wimmelte.
Kurz nach Mitternacht schob er sich allein und zu Fuß an der Front seiner eigenen Soldaten vorbei und tauchte in den dunklen Straßen der Stadtmitte und Gildenhangs unter. Die sich rasch zurückziehenden, schlecht organisierten imperialen Verteidiger waren leicht zu umgehen.
Das Ziel erwartete ihn.
Der Krieg grollte weit über ihm wie der Albtraum eines anderen. Beine klatschten durch warmes Wasser. Karess drang weiter vor. Wenn die Kalksteinkavernen zu eng wurden, benutzte er seine Strahler, um sie zu öffnen. Es roch nach erhitztem Gestein und Asche.
Karess konnte den Geruch nicht wahrnehmen. Er konnte die Hitze nicht spüren. Er spürte nichts außer dem maschinell hervorgerufenen Schmerz seines Wesens. Meter um Meter arbeitete er sich in den Bauch der Civitas voran.
»Der Westen ist gefallen«, sagte der Adjutant aus der Leibkompanie.
Kaldenbach wandte sich ihm mit gepeinigter Miene zu.
»Gefallen?«
»In die Flucht geschlagen, Herr Oberst. Nicht mehr da. Vibreson ist tot. Sie fallen jetzt durch Glaswerke ein.«
In dem Raum, einer kleinen Kammer im Keller einer Manufaktur in Eisenhalle, wurde es still. Die Phosphalampen flackerten. Kom-Offiziere schauten von ihren tragbaren Apparaten auf, die sie in der improvisierten Kommandozentrale aufgebaut hatten.
Kaldenbach hielt Eisenhalle jetzt schon beinahe achtzehn Stunden und war außerordentlich stolz auf diese Leistung. Die Garde-Abteilungen unter Gaunt im Osten hatten sich ebenfalls gut geschlagen, aber Kaldenbach fand, dass ihre Bemühungen nichts waren im Vergleich zu seinen und denen seiner Männer. Der Feind hatte zwei Angriffe auf Eisenhalle unternommen, und er hatte sie abgewehrt.
Wenn Glaswerke gefallen war, dann hatte er plötzlich eine weit offene linke Flanke.
Kaldenbach winkte Hauptmann Lamm zu sich und zum hololithischen taktischen Schirm. »Wir gehen hier auf dem Zahnfleisch, Hauptmann. Sie müssen unsere Flanke schützen. Hier, hier und hier. Benutzen Sie Prinzipal II als Verteidigungslinie.«
»Mit Freuden. Was können Sie mir geben?«
»Neun Einheiten. Ihre eigenen Transporter. Ich rufe den Marschall über Kom und veranlasse, dass er Ihnen Verstärkung schickt.«
»Er wird mehr tun müssen als das, Herr Oberst«, sagte Hauptmann Lamm. »Er muss die Linie der Truppen in Gildenhang ausdehnen, sonst können wir auch ebenso gut gleich aufgeben.«
Kaldenbach nickte. »Gehen Sie dorthin, Lamm«, befahl er. »Kom-Offizier … zu mir!«
Die Nachtluft war bitter und trocken. Lamm eilte mit seinen Truppen durch die leeren Straßen dem Feuerschein entgegen, der den Vorstoß des Feindes markierte. Sie hatten alle auf die Atemmasken umgeschaltet. Bei dieser Invasion waren schon zu viele Luftreiniger zerstört worden.
Seine viel zu weit aufgefächerten Einheiten erreichten Prinzipal II, und einige bekamen Feindkontakt. Lamm brach in ein Habitat ein und ging mit einem Signalmann und drei seiner Offiziere in die oberste Etage, um sich einen guten Überblick zu verschaffen.
Lamm kniete sich vor ein Fenster und ließ den Feldstecher über die brennende, sterbende Civitas unter sich wandern. Feuer und Explosionen waren so grelle weiße Lichtpunkte, dass sie die Filter des Geräts überforderten.
»Da«, sagte Lamm. »Da, der Gehweg. Dahin muss sofort eine Einheit.«
Der Signalmann antwortete nicht.
Lamm sah sich um und blinzelte, um seine Augen an die Düsternis in dem Raum zu gewöhnen. Von Forbes, seinem Signalmann, war nichts zu sehen. Auch nicht von den drei anderen Offizieren.
Lamm erhob sich verwirrt.
»Was …?«, begann er.
Er hörte, wie sich etwas im angrenzenden Badezimmer bewegte.
»Das ist ungehörig, ihr Idioten!«, bellte er, zog aber dennoch seine Pistole. »Wo sind Sie, Forbes? Wir haben keine Zeit für Scherze!«
»Antworten Sie!«
Die knisternde Stimme ließ Lamm zusammenfahren. Sie kam aus dem Kom-Gerät. Es lehnte an der Wand. Von dem Signalmann, der es getragen hatte, war keine Spur zu sehen.
Aus dem Badezimmer drang wieder ein Geräusch. Lamm hob die Pistole und schoss auf die Tür. Der Laserstrahl bohrte ein Loch durch
Weitere Kostenlose Bücher