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Das Attentat - 0

Das Attentat - 0

Titel: Das Attentat - 0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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Zeltstadt erreichte, ging ihm auf, dass er sich irrte. Es war mehr als das, viel mehr. Der freie Blick auf die Obsidae lag vor ihm: eine ebene, kalte Wüste aus grauem Bimsstein und Staub, die mit schwarzen Flecken aus vulkanischem Glas gesprenkelt war. Sie erstreckte sich drei Kilometer weit nach Norden in Richtung Gnadenschlucht und den düsteren Klippen der Trockenberge.
    Drei Fahrzeuge näherten sich der Pilgerstadt. Schleichpanzer. Ihnen folgte eine breit gefächerte Linie von über zweihundert Feinden zu Fuß in mattroten Staubmänteln. Seit wann verfügten fanatische Kultisten über Panzer? Seit wann griffen sie wie eine militärische Streitmacht an?
    »Ach, Scheiße!«, hörte Udol sich sagen. »Rückzug! Sofortiger Rückzug!«
    Die Schleichpanzer huschten näher wie Spinnentiere.
    Jeder hatte sechs kolbengetriebene Beine, die den flachen Rumpf trugen. Udol konnte die Fahrer in den tief unter dem Schwanz hängenden Blasen erkennen. Auf jedem erhöhten Kopf drehten sich zwei Minitürme und eröffneten das Feuer.
    Die flammenden Salven kamen in konstanten Wellen, da die Läufe der Doppellaser in jedem Miniturm in brutalem, automatisiertem Rhythmus abwechselnd feuerten. Udol sah, wie Beresi entzweigeschnitten und drei andere Soldaten von den Druckwellen naher Einschläge von den Beinen geholt wurden. Explosionen schleuderten Bimsstein und Obsidiansplitter in die Luft. Funkelnde Lichtblitze flackerten in der vorrückenden Reihe der blutroten Soldaten auf, als diese ebenfalls das Feuer eröffneten. Udol warf sich in Deckung. Er hörte Männer, die er seit seiner Kindheit kannte, die letzten Worte in ihre Atemmasken schreien.
    Er tat das Einzige, was ihm einfiel. Er betete zur Heiligen.
     
    Fünfzehn Kilometer weiter südlich, in den obersten Etagen der Innenstadt, stimmte sich der unsterbliche Chor ein. Rampshel, der Chorleiter, humpelte hin und her, schwenkte seinen Taktstock und rief den zweiten Stimmen zu, sich »endlich auf eine Tonhöhe zu einigen, um Terras willen«. Die Kinder in der ersten Reihe, einige von ihnen nicht älter als sechs Standardjahre, zappelten in ihren offiziellen Rüschen und Gewändern herum und starrten in die Ferne. Weihrauchdämpfe erfüllten die kühle Luft, und die Tempelsklaven stellten unter Anleitung des Hohen Ekklesiarchen und seiner schwarz berobten Pröbste die letzten der goldenen Reliquienbehältnisse auf.
    »Beinahe geschafft, erster Offiziar«, versicherte Rampshel, während er auf seinen Gehstock mit dem Silberknauf gestützt vorbeihinkte. »So gut wie beinahe geschafft.«
    »Sehr gut, Chorleiter. Weitermachen«, sagte Bruno Leger, der gewählte erste Offiziar von Beatistadt. Er war ein kleiner Mann mit einem kahl rasierten Schädel und einem ordentlich gestutzten Kinnbart. Er legte sich mit einer gezierten Bewegung den Amtsumhang um die Schultern und vergewisserte sich noch einmal, dass sein Amulett auch mitten auf der Brust hing. Neben ihm verschränkte Marschall Biagi die massigen Arme und seufzte.
    »Wir sind gut«, murmelte der erste Offiziar. »Sind wir gut?«
    »Sehr gut, erster Offiziar«, erwiderte Biagi.
    »Sind wir? Ausgezeichnet. Hervorragend. Ich meine, ist das … Ihr wisst schon … ausreichend?«
    »Es ist wunderbar, erster Offiziar«, sagte Biagi. Er glättete seine Regimentsschärpe. »Wenn der verdammte Chor den Ton trifft, werden wir alle strahlen.«
    »Singen sie falsch? Ja? Falsch?« Der erste Offiziar Leger reckte den Hals und legte eine Hand hinter das Ohr. »Sie singen falsch, nicht wahr? Ich muss doch mal ein ernstes Wort …«
    »Herr Offiziar, bitte«, sagte Ayatani Kilosh, der eine knorrige Hand aus den Falten seines langen blauen Seidengewands zog und sie beruhigend auf Legers Arm legte. »Alles ist absolut perfekt.«
    »Ist es das? Ist es perfekt? Gut. Hervorragend. Warum gehen diese kleinen Jungen weg? Müssten die nicht in der ersten Reihe des Chors stehen?«
    »Rampshel wird sich darum kümmern, Herr Offiziar«, sagte Biagi.
    »Wird er das? Ich hoffe es. Ich will, dass alles perfekt ist. Wir empfangen hier und heute Helden. Veteranen. Ihr Ruf eilt ihnen voran.«
    »Das tut er gewiss, Herr Offiziar«, sagte Ayatani Kilosh.
    Ein Schatten huschte über sie hinweg und verdunkelte vorübergehend die Oberlichter der offiziellen Andockterrasse. Alle spürten die Erschütterung des Aufsetzens.
    »Nun, da sind sie«, sagte Leger.
    Rampshel hob die Arme, und der Chor begann zu singen. Er dirigierte die Sänger energisch, während sich die

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