Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Attentat

Das Attentat

Titel: Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
schon vor das Abendessen verlegen?«
    »Aber nicht doch — du
verrückter, ungestümer Junge!« Sie ließ ein paar Sekunden lang in gespielter
sittlicher Entrüstung die Augenlider flattern. »Nein!«
    »Oder wirst du mir all dein
wundervolles Geld geben?« erkundigte ich mich, erneut voller Erwartung.
    »Sei nicht so habgierig«, sagte
sie und schürzte die Lippen. »Du weißt, ich habe so viel Geld, daß es mich in
Verlegenheit versetzt, daran zu denken. Komm und sieh dir die Überraschung an!
Sie ist im Wohnzimmer!«
    »Jetzt hab’ ich’s!« Ich schnippte
zuversichtlich mit den Fingern. »Du hast diese Sprungfedern in der Couch
richten lassen!«
    Greta schob mich ins Haus und
den Korridor entlang. Ich öffnete die Tür und trat ins Wohnzimmer — und da saß
Douglas mit einem träumerischen Ausdruck auf dem Gesicht auf dem Boden, erneut
mit der Dementia praecox in
Scharlachrot angetan. Bei seinem Anblick drehte sich mir bereits beim Gedanken
an ein Abendessen der Magen um.
    »Das nennst du eine
Überraschung?« stöhnte ich. »Ich möchte Douglas nicht haben, und wenn er in
Nerz eingewickelt wäre!«
    Douglas warf mir einen ebenso
finsteren wie verächtlichen Blick zu. »Philister!« sagte er. »Ich zweifle nicht
daran, daß in Ihrem schmierigen Dasein Musik nicht das geringste bedeutet,
Lieutenant!«
    Dann begann ich zu begreifen.
Die Luft war von Musik erfüllt, und sie stammte aus dem HiFi -Gerät
in einer Ecke des Zimmers, gegen das das meine sich vergleichsweise wie der
erste funktionierende Phonograph ausnahm.
    »Ich habe es heute morgen gekauft«, sagte Greta stolz.
    »Warum hast du nicht Douglas in
Zahlung gegeben, wenn du schon Gelegenheit dazu hattest?« sagte ich.
    »Ich höre mir nur eine Platte
meiner Lieblingsmusik an«, sagte Douglas beleidigt. »Sobald sie fertig ist,
gehe ich.«
    Ich ging hinüber, betrachtete
das Gerät genauer und spürte, wie mein Gesicht grün vor Neid wurde.
    »Glaubst du, es ist okay?«
fragte Greta ängstlich.
    »Ich glaube, daß es okay ist,
genauso wie die Hersteller des Rolls Royce ihren Wagen für okay halten«, sagte
ich. » Wieviel hat dich das kleine Ding gekostet?«
    »Um fünftausend herum«, sagte
sie gleichmütig. »Ich habe vergessen, wieviel es
genau war.«
    »Das ist der Grund, weshalb mir
Reichtum so gefällt«, sagte ich mit Wärme. »Man braucht sich nie um die
schmutzigen Einzelheiten zu kümmern — wie zum Beispiel um die Nullen bei einer
Zahl. Weißt du, wenn man so viel Geld hat wie du, ist das praktisch
unmoralisch.«
    »Ich bin in allem praktisch —
einschließlich in Sachen Moral«, sagte sie gelassen.
    Die Platte war zu Ende, und
Douglas stand auf. »Vielen Dank, Miss Waring «, sagte
er. »Es war ein Privileg, Musik auf solche Weise wiedergegeben zu hören — ein
wirkliches Privileg. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, ich werde
Sie...«
    »Es ist ein Vergnügen, Sie zu
entschuldigen, Douglas«, sagte ich, »und gleichfalls ein Privileg.«
    Er ignorierte mich und blickte
Greta an. »Ich werde Sie jetzt einer prosaischeren Beschäftigung überlassen.« Sein verächtlicher Blick umfaßte nun auch mich.
»Einer prosaischen Beschäftigung mit Plattfüßen, natürlich!« Er schwirrte aus
dem Zimmer und schloß leise die Tür hinter sich.
    Greta kicherte. »Wisch dir die
Spucke aus dem Auge, Al«, sagte sie. »Du siehst erbarmungswürdig aus, wie du so
dastehst!«
    »Und du kannst mir was zu
trinken einschenken, anstatt so dazustehen«, sagte ich.
    Gehorsam drückte sie auf den
Knopf, der veranlaßte, daß sich die Bar aus der Wand herausdrehte, und begann
dann, die Gläser einzugießen.
    »Dieser Douglas!« sagte ich
mürrisch.
    »Nun«, sie reichte mir ein
Glas, »du warst auch nicht sehr freundlich zu ihm, weißt du.«
    »Es hat nichts mit dem
Mutter-Image und diesem Quatsch zu tun — ich kann ihn einfach nicht ertragen«,
gab ich zu.
    »Ich glaube, du bist
eifersüchtig.« Sie grinste boshaft.
    »Eifersüchtig — auf ihn?«
    »Seit du erfahren hast, daß er
hier wohnt«, sagte sie, »hast du Angst, daß unter diesem femininen Äußeren
Ferdinand der Stier lauern könnte.«
    »Du bist überkandidelt!« sagte
ich.
    »Wie ein Fuchs«, sagte sie
selbstgefällig. »Ich lese in dir wie in einem Comic-Heft — ich brauche noch
nicht einmal die Spruchblasen.«
    »Danke«, sagte ich. »Ich lese
in dir wie in einer Kleinmädchenzeitschrift.«
    Ich ließ mich schwerfällig auf
der Couch nieder und stellte fest, daß sie tatsächlich begann, in der

Weitere Kostenlose Bücher