Das Attentat
nach hinten taumelte. Dann ging ich langsam, auf
den Boden vor mich starrend, auf den Fleck verbrannter Erde zu. Zwei Dinge sah
ich — einen geschwärzten Champagnerkorken und ein Stück verkrümmter
Chromzierleiste, die einst die Motorhaube des Cadillac geschmückt hatte.
Ein paar Meter weiter entdeckte
ich noch mehr Dinge. Einen zerbeulten und zerrissenen Schuh, der eindeutig
einer Frau gehört hatte — eine reichlich benutzte Briarpfeife ,
in deren Mundstück noch die Abdrücke der Zähne deutlich erkennbar waren. Und
schließlich das Entsetzlichste — ein Siegelring, der noch immer fest um einen
einzelnen Finger mit verfärbtem Nagel saß.
Ich blieb inmitten des
verbrannten Stücks Erde stehen und starrte darauf. Wenn man es so ansah, schien
es nicht viel zu bedeuten — man hätte annehmen können, ein kleines Grasfeuer
habe sich selbst verzehrt. Der Wagen und die drei Leute in seiner Nähe hätten ebensogut niemals existiert haben können.
»Al«, sagte Greta hinter mir,
»sag, daß es nicht wahr ist. Es muß irgendein Trick sein: Sie haben den Wagen
weggefahren und irgendeinen Feuerwerkskörper losgelassen — « Ich drehte mich zu
ihr um. »Du warst es«, sagte ich langsam. »Du wolltest mitkommen, du hast mich
dazu überredet. Du warst es, die darauf bestand, daß wir ein Picknick machen —
daß wir deinen Wagen nehmen sollten. Nachdem wir hier waren, hast du mich
gezwungen, einen Spaziergang mit dir zu machen — zu diesem Fluß
hinunterzugehen, wo du sicher sein konntest, daß wir von der Explosion nicht
getroffen würden, daß wir uns unterhalb von ihr befänden.«
Meine Hände umfaßten ihren Hals und begannen zuzupressen. »Du warst es — verdammt sollst du sein!«
»Nein«, sagte sie mit
erstickter Stimme. »Ich war’s nicht, um Himmels willen, ich war es nicht —«
Mein Druck um ihren Hals wurde
immer fester, und sie konnte nicht mehr sprechen. Sie zappelte hilflos,
versuchte, mit den Füßen nach mir zu stoßen, während ihre Fäuste wild gegen
meine Brust trommelten. Fast hätten sich meine Finger um ihren Hals
geschlossen, als mir plötzlich klar wurde, was ich tat. Ich ließ sie schnell
los, und sie brach schlaff auf dem Boden zusammen.
Ich zündete mir mit zitternden
Fingern eine Zigarette an und sog tief den Rauch ein. Langsam richtete sich
Greta erst auf die Knie auf, um dann aufzustehen.
»Du hättest mich beinahe
umgebracht«, sagte sie heiser. »Wieso hast du dir’s plötzlich anders überlegt?«
»Ich glaube, ich bin wieder zu
Vernunft gekommen«, sagte ich.
»Jemand hat eine Bombe in
meinen Wagen gelegt«, sagte sie mit heiserem angestrengtem Flüsterton. »Es muß
eine Zeitbombe gewesen sein.«
»Klar! Wenn man ein bißchen geschickt
mit den Händen ist und irgendwo Explosivstoff ergattern kann, sind sie nicht
schwer herzustellen — primitiv, aber wirkungsvoll.«
»Glaubst du nach wie vor, daß
ich es war?« fragte sie.
»Nein.« Ich schüttelte den
Kopf. »Jetzt nicht mehr, nachdem ich ein bißchen abgekühlt bin. Niemand, der
halbwegs bei Trost ist, würde ein solches Risiko auf sich nehmen — zwei Standen lang in diesem Wagen hier heraufzufahren, dann
unmittelbar neben einer hausgemachten Bombe einen Lunch einzunehmen und dabei
die ganze Zeit zu wissen, wieviel Dinge damit
schiefgehen können: Die Zeiteinstellung konnte nicht richtig funktionieren, ein
plötzlicher Stoß hätte das Ding auslösen können. Niemand hätte unter einer
solchen inneren Spannung stehen können, ohne die Nerven zu verlieren und
schreiend in den Wald zu laufen. Das hast du nicht getan, Greta.«
Sie betastete vorsichtig ihren
wunden Hals. »Ich bin froh, daß du dich noch rechtzeitig besonnen hast,
Herzchen! Noch zwanzig Sekunden, und es wäre zu spät gewesen.«
»Es tut mir leid«, sagte ich.«
»Ich verstehe, wie dir zumute
war.« Sie berührte einen Augenblick lang meinen Arm. »Ich kann nach wie vor
nicht fassen, daß es passiert ist.«
»Es hat keinen Sinn, hier
herumzustehen«, sagte ich. »Wir müssen zur Hütte zurück, und zwar zu Fuß. Sie
muß ungefähr sechs Kilometer von hier entfernt sein, also sollten wir uns auf
den Weg machen.«
Es war fast dunkel, als wir die
Hütte erreichten. Greta schwankte nur noch auf ihren Füßen, und so half ich ihr
ins Schlafzimmer, wo sie erschöpft, das Gesicht nach unten, auf dem Bett
zusammenbrach.
Ich erzählte den beiden anderen
Leibwächtern, was sich ereignet hatte, und sie brauchten eine Weile, bis sie es
glaubten. Dann rief ich
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