Das Attentat
Gesichtsverletzungen davongetragen,
aber sie lebe — und werde vor der Grand Jury aussagen.«
In Lavers ’
Augen dämmerte es. »Klar«, sagte ich und nickte. »Sie stellen jemanden in den
Zeugenstand, dessen Kopf und Gesicht mit Bandagen umwickelt ist — lassen zwei
Krankenschwestern um sie herumschwirren: Und wer will dann behaupten, daß es
sich dabei nicht um Lois Teal handelt?«
Bryan sah mich mit entsetztem
Gesicht an. »Aber das ist nicht mehr und nicht weniger als Beihilfe zum
Betrug!« brachte er mit erstickter Stimme hervor. »Und auch noch Betrug vor
einer Grand Jury!«
»Sie haben die Situation
erfaßt, Mr. Bryan«, sagte ich munter. »Genau darum handelt es sich.«
»Dem kann ich niemals
zustimmen«, sagte er steif.
»Sie waren heute
nachmittag nicht mit dabei«, sagte ich kalt. »Sie haben Lois Teal nicht gesehen, wie sie zum erstenmal seit der Ermordung ihrer Schwester wieder glücklich war — wie sie friedlich im
Gras schlief —, und Sie haben danach auch keine Explosion gehört. Sie haben
noch nicht einmal das zu sehen brauchen, was übriggeblieben war, nachdem die
Bombe losgegangen war: einen ihrer Schuhe, verbeult und zerrissen, einen
Finger, an dem noch der Siegelring steckte.«
Ich schob Greta sanft zu ihm
hin, so daß sie in Reichweite vor ihm stand.
»Für eine Weile, nachdem es
passiert war, verlor ich den Verstand«, sagte ich. »Ich dachte, Greta sei es
gewesen, die die Bombe im Wagen versteckt habe.« Ich umschloß mit der Hand ihr Kinn und hob es an, so daß die beiden anderen die Würgemale an
ihrem Hals sehen konnten. »Ich habe sie beinahe umgebracht, ich habe sie
beinahe erwürgt, weil ich dachte, sie trüge die Schuld an Lois’ Tod und dem der
beiden Leibwächter.« Ich löste die Hand von Gretas Kinn. »So sehr hat mich die
Sache bewegt — und es ist jetzt nicht anders. Aber vielleicht bekümmert Sie das
Ganze nicht so sehr, Mr. Bryan. An einem Betrug mitzuhelfen, der notwendig ist,
damit der Gerechtigkeit Genüge geschieht, bekümmert Sie wesentlich mehr. Sie
wollen lieber diese herrliche Karriere unter einem Mann wie Lederson retten und zulassen, daß Grossman mit einem dreifachen Mord straflos ausgeht —
alles kann so schmutzig wie nur möglich sein, nur Ihre zarten Hände nicht.«
Lavers blickte mich mit mordlüsternen
Augen an und schüttelte den Kopf. Ich begriff — ich hatte Bryan nicht richtig
behandelt. Zum Teufel mit der richtigen Behandlung der Leute! dachte ich
angewidert. Waren Lois Teal und diese beiden
Detektive richtig behandelt worden?
Lavers hüstelte. »Sie verstehen
sicher Wheelers Empfindungen in dieser Sache, Mr. Bryan«, sagte er aalglatt.
»Er ist seelisch aus dem Gleichgewicht gebracht worden. — Ich glaube, wir
wollen lieber vergessen, was er gesagt hat.«
»Nein«, sagte Bryan grimmig.
»Er hat recht. Drei Leute sind heimtückisch ermordet worden, und ich mache mir
darüber Sorgen, daß ich an einem Komplott zugunsten der Gerechtigkeit
teilnehmen soll. Wenn das die einzige Möglichkeit ist, wie wir es schaffen, bin
ich mit von der Partie.«
»Großartig!« sagte ich. »Dann
werden wir uns beeilen müssen — es gibt eine Menge organisatorischer Dinge vor morgen vormittag zu erledigen.«
»Nur eine Kleinigkeit
beunruhigt mich«, sagte Lavers . »Wer übernimmt die
Rolle der Lois Teal ?«
Ich drehte mich zu Greta um.
»Süße«, sagte ich liebevoll, »du wirst mit all den Verbänden phantastisch
aussehen.«
»Ein Nervenbündel!« Sie
lächelte mich etwas mühsam an. »Dies sollte ein Anschauungsunterricht für jedes
Mädchen sein, das sich mit dir einläßt — laß dich
spaßeshalber mit Wheeler ein, und es kostet dir den Kopf!«
»Wenn es Ihnen recht ist«,
sagte ich zu Bryan, »wäre ich dafür, daß Miss Waring die Nacht hier verbringt. Auf diese Weise wird sie nirgendwo mehr gesehen, und
Sie können sie in das einweihen, was Sie morgen als Zeugenaussage brauchen
werden.«
»Wart mal einen Augenblick,
Al«, sagte Greta und fixierte Bryan mit starren Augen. »Sind Sie verheiratet,
Mr. Bryan?«
»Natürlich«, sagte er verdutzt.
»Leben Sie mit Ihrer Frau
zusammen?«
»Gewiß!«
»Hier in diesem Haus?«
»Wo sonst?« fragte er
verzweifelt.
»Danke.« Sie lächelte
liebenswürdig. »Ich werde hierbleiben. Ich wollte mich nur davon überzeugen,
daß Al mich nicht etwa dazu benutzt hat, um irgendwelche alten Pokerschulden
abzuzahlen.«
»Miss Waring scheint Ihren Charakter bemerkenswert gut analysiert zu haben,
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