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Das Attentat

Das Attentat

Titel: Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Zigarette
aus dem Platinetui, steckte sie zwischen die Lippen und zündete sie sorgfältig
mit dem dazu passenden Feuerzeug an.
    »Es tut mir sehr leid, daß Miss Teal etwas Derartiges zugestoßen ist«, sagte er mit
ausdrucksloser Stimme, »und den beiden Männern.« Er hob leicht den Kopf, und
seine verwaschen wirkenden blauen Augen bohrten sich in die meinen. Seine
Gesichtshaut wirkte noch gespannter als beim letztenmal ,
als ich ihn gesehen hatte.
    »Sie sind eigens
hierhergekommen, um mir das zu erzählen, Lieutenant?« fragte er.
    »Ja«, sagte ich. »Ich dachte,
es wäre gut für Sie, genau zu wissen, was sich zugetragen hat.«
    »Demnach glauben Sie also, daß
ich etwas damit zu tun habe?«
    »Stimmt«, bestätigte ich.
    Er lächelte dünn. »Meine Waffen
bestehen eher aus Pfandbriefen und Hypotheken als aus Zeitbomben«, sagte er, »eher
aus Schmiergeldern als aus Pistolen. Geld ist mein wirkungsvollstes
Vernichtungsmittel, weil ich so viel davon habe. Es tut mir leid, Sie
enttäuschen zu müssen, Lieutenant, aber ich muß mich als >nicht schuldig<
erklären.«
    »Das können Sie im Augenblick
vielleicht noch tun«, sagte ich. »Ich kann nicht viel unternehmen, weil ich
nicht genügend Beweise habe — aber wir werden diese Beweise bekommen.«
    Grossman zuckte die massiven
Schultern. »Ich hoffe aufrichtig, daß Sie Ihren Mörder finden und daß Sie ausreichend
Beweise zusammenbringen, damit er verurteilt wird.« Er betrachtete das glühende
Ende seiner Zigarette und blickte dann wieder zu mir auf.
    »Sie haben mich vom ersten
Augenblick an, als ich mir Ihrer Existenz bewußt wurde, gehetzt, Lieutenant.
Ich würde gern wissen weshalb.«
    »Weil man mir das befohlen
hat«, sagte ich. »In jeder Stadt gibt es eine Menge unehrlicher Leute, aber
auch eine ganze Reihe ehrlicher. Sicher, man kann durch jemanden, der eine
solche Macht ausübt wie Sie, eingeschüchtert werden, aber wenn die Macht allzu
korrupt wird, verdrängt der Gestank den Geruch der Furcht aus ihren Nüstern.«
    Er klatschte zweimal bedächtig
in die Hände. »Bravo! Sie hätten Politiker werden sollen — Sie haben eine
natürliche Begabung für schwülstige Phrasen.«
    »Das ist bei mir was ganz
Neues«, sagte ich und grinste ihn an. »Vielleicht ist es heute
nachmittag in mich hineinexplodiert.«
    »Sie haben meine Frage nicht
völlig beantwortet.«
    »Meine Gründe spielen keine
große Rolle — wenn die Grand Jury sich morgen mit Ihnen befaßt hat, werden Sie sich auf dem Weg aus dieser Stadt befinden — erledigt, ein
geschlagener Mann, wenn Sie nichts dagegen haben, daß ich bei meinen
schwülstigen Phrasen bleibe.«
    Er sah keineswegs beeindruckt
aus. »All dies — «, eine nachlässige Handbewegung umschloß den gesamten Raum. »Möchten Sie schätzen, was es wert ist, Lieutenant?«
    »Ich wüßte nicht, wo anfangen.«
    »Beginnen Sie mit einer
Million«, sagte er langsam. »Es ist eine hübsche, eindrucksvolle Zahl und
völlig unreal. Die meisten Leute können, was Geld anbelangt, nur eine begrenzte
Zahl erfassen — sagen wir als äußerstes hunderttausend. Alles, was danach
kommt, wird bedeutungslos. Wenn Sie also mit einer Million anfangen, setzen Sie
sich selber keine Grenzen. Ich würde sagen, der Wert all dieses Zeugs hier im
Raum beträgt etwa zwei Millionen, und das ist vorsichtig geschätzt. Denken Sie
einmal darüber nach, Lieutenant.«
    »Ich höre Sie reden, aber es
sagt mir nicht das geringste«, erklärte ich ihm wahrheitsgemäß.
    »Zwei Millionen Dollar, die in
Kunstgegenständen, wertvollen Steinen und seltenen Antiquitäten angelegt sind.
Und sie gehören mir, Lieutenant, aus einem sehr einfachen Grund: Ich kann mir
leisten, sie zu kaufen. So bin ich von klein auf erzogen worden — nach einer
einfachen goldenen Regel: Wenn du etwas möchtest, dann kaufe es.«
    »Einschließlich Menschen?«
fragte ich.
    Grossman nickte, ein schwaches
Lächeln auf dem Gesicht. »Nun sagte Ihnen das Ganze vielleicht doch etwas? Vier
Generationen meiner Familie haben dieselbe Denkweise gehabt, und ich bin keine
Ausnahme. Wenn ich einen Rembrandt haben möchte, kaufe ich ihn — ebenso eine
Autofabrik — ein Rathaus — sogar einen Distriktsstaatsanwalt :
Für alles gilt dieselbe Regel. Das Ganze ist ein enger Kreis. Verstehen Sie,
Lieutenant? Weil Sie Geld haben, kaufen Sie die Dinge — aber um beides zu
behalten, muß man noch mehr Geld machen. Also muß man manchmal, sogar um Geld
zu machen, gewisse Dinge kaufen — und

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