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Das Attentat

Das Attentat

Titel: Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nicht mein Wunsch, daß sich die
Angelegenheit so entwickelt, glauben Sie mir das bitte.«
    »Hören Sie«, sagte ich, »lassen
Sie doch die ganzen Sentimentalitäten beiseite und...«
    Er hörte nicht zu, wandte den
Kopf von mir ab und sagte mit lauter Stimme: »Jetzt!« Hinter einer
überdimensionalen Seemannskiste, die vielleicht einmal dem Fliegenden Holländer
persönlich gehört hatte, trat ein nicht sehr großer, quälenddünner Bursche mit braunem Haar und schwarzen leblosen Augen hervor. In seiner Rechten
trug er eine schwerkalibrige automatische Pistole,
deren unangenehmeres Ende direkt auf mich wies. Er kam ohne Eile auf uns zu,
auf dem Gesicht ein breites Lächeln, das die großen, sehr weißen Zähne
entblößte.
    »Hallo, Lieutenant!« Er
streckte die Hand aus und zerrieb sachte ein wenig Luft zwischen den Fingern.
    »Na«, sagte ich, »wenn das
nicht die gute alte letzte Zuflucht ist: Benny Lamont !«
    Er schüttelte bedächtig den
Kopf, mehr besorgt als ärgerlich. »Sie hätten daran denken sollen«, sagte er.
»Ich habe Ihnen doch klargemacht, daß wir uns was einfallen ließen, wenn es
notwendig werden würde.« Er warf einen Blick auf Grossman. »Es sieht so aus,
als ob es jetzt notwendig wäre, was?«
    »Ich habe es zuerst auf jede
andere Weise versucht«, sagte Grossman mit unglücklicher Stimme. »Mir ist diese
Lösung verhaßt .«
    »Ja, wenn man Dinge tun muß,
die einem zuwider sind, wird die Sache unangenehm«, sagte Benny mitfühlend.
»Machen Sie sich keine weiteren Sorgen deshalb, Mr. Grossman, ich werde mich um
die Angelegenheit kümmern.«
    »Sie müssen sehr vorsichtig
sein, Benny«, sagte Grossman freundlich. »Wir können uns keine Fehler leisten.«
    »Selbstverständlich.« Lamont nickte. »Wie ich schon sagte, werde ich mich um
alles kümmern. Ich glaube nicht, daß wir Sie noch weiterhin belästigen werden
müssen, Mr. Grossman.«
    »Gut«, sagte Grossman unsicher.
»Sie werden mich später über die Details informieren?«
    »Klar!« Benny nickte ruhig.
»Sobald alles vorüber ist.«
    »Gut.« Grossman sah mich einen
Augenblick lang an und fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. »Es tut
mir leid, daß sich alles so entwickelt hat, Wheeler, glauben Sie mir das.« Dann
ging er schnell davon. Die massiven Schultern hingen vornüber, als ob er eine
schwere Last auf dem Rücken trüge. Der eine Flügel der Doppeltür aus Ebenholz
öffnete sich und schloß sich sachte wieder hinter ihm.
    »Ist das ein neuer Gag?« sagte
ich. »Wollen Sie auf diese Weise Ihre Besucher hier zum Lachen bringen?«
    »Gag?« fragte Benny.
    »Sie haben hoffentlich einen
Waffenschein für die Pistole«, sagte ich leichthin. »Wenn nicht, kriegen Sie großen
Ärger. Vielleicht könnte ich Sie ernst nehmen, wenn Captain Parker unten in der
Mordabteilung nicht wüßte, daß ich hier bin — der Wachmann am Tor hat mich
kommen sehen und der Butler ebenfalls, mein Wagen steht noch draußen — , und so
weiter und so weiter.«
    »Es ist ernst zu nehmen,
Lieutenant«, sagte Benny liebenswürdig. »Machen Sie irgendwelche Dummheiten,
und ich trenne Sie schneller auf als ein Schneidermeister einen Rocksaum. Legen
Sie Ihre Hände an den Hinterkopf.«
    Ich gehorchte, und er nahm meine
Dienstwaffe aus der Halfter, um sie wegzuwerfen. Dann tastete er mich
sorgfältig mit der freien Hand ab, vermutlich für den Fall, daß ich eine Raketenabschußbasis eingebaut hätte.
    »Wir gehen hinunter zu Ihrem
Wagen«, sagte er im Plauderton, »und Sie werden fahren. Wenn ich Sie unterwegs
erledigen muß, werde ich das tun, ohne mit der Wimper zu zucken. Also
unternehmen Sie nichts, was mir gegen den Strich gehen könnte. Ja?«
    Er ging dicht hinter mir, wobei
er die Pistole in seiner Tasche verbarg, als wir auf die Ebenholztür zugingen.
Als wir oben an der Treppe angekommen waren, hörte ich Wagnersche Trauermusik aus einem der oberen Räume des Flügels über der Schatzkammer
herunterdringen.
    »Das ist der Boss«, sagte Benny
respektvoll, als wir die Treppe hinabstiegen. »Dinge wie diese wühlen ihn
innerlich immer auf — die Schwierigkeit mit ihm ist, daß er so sensibel ist.«
    »Und daß er lebt«, brummte ich.
    Wir erreichten den Hausflur,
und dort wartete jemand auf uns — ein unscheinbar aussehendes Individuum mit
einer randlosen Brille. Ich erkannte ihn und verlor jede Hoffnung auf
plötzliche Rettung. Es war Grossmans Privatsekretär, der Inhaber des
Schnelligkeitsrekords der Reise von Küste zu Küste,

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