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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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Er legte eine Hand auf Leonards Schulter.
„Der Rest, na ja, der hängt ohnehin zusammen. Reichtum ist eine Folge von Macht, Macht eine Folge von Wissen. Und darum geht es am Ende. Stellen Sie sich nur die endlosen Möglichkeiten vor, Mister Finney. Sie können Hunderte, Tausende hindurchschicken. Sie können den Ausgang jeder Operation erfahren, noch bevor Sie den ersten Schritt unternommen haben. Sie können die Fehler in Ihrem System eliminieren.“
Mit einer Glut, die aus den Tiefen der Hölle kam, sah Kavenay auf seinen Gefangenen hinunter.
„Sie machen die Zukunft zu Ihrer Gegenwart.“
„Sie wollen selbst Gott werden, Kavenay!“
Das Glühen in den Augen des Mannes erlosch.
„Die Institutionen, die meine Arbeit unterstützen, haben Größeres im Sinn als Chan Khuos Träumereien. Sollen wir das aufgeben für die privaten Belange eines alten Idioten? Für diese Schamanentrottel, die alles lieber für sich behalten, um den großen Guru zu spielen?“
Kavenays ganze Erscheinung, seine Methoden gaben wenig Raum für Spekulation, welche Sorte Institutionen sich hinter seinem Rücken verbargen.
„Militärische und industrielle Nutzbarkeit“, stellte Leonard nüchtern fest. „Das alte Lied. Wo immer etwas auf der Bildfläche erscheint, aus dem sich Kapital schlagen lässt, tauchen Leute wie Sie auf.“
„Der Lauf der Dinge“, meinte Kavenay lakonisch. „Wo immer so etwas auf der Bildfläche erscheint, gilt es zu verhindern, dass es den Falschen in die Finger fällt. Nehmen Sie, wen Sie wollen. Die Russen, die Araber, die Chinesen, ahnungslose Weltverbesserer, Friedensapostel. In diesem Fall sogar der Vatikan. Dieser erbärmliche Verein durchkämmt unermüdlich jeden Winkel der Erde. Aus nackter Angst, irgendwer könnte mal feststellen, dass ihr armseliger Gott nur ein Hirngespinst ist. Was soll man tun?“
„Und Sie stehen natürlich auf der richtigen Seite.“
„Das werden Sie auch von sich selbst behaupten, Mister Finney. Die falsche Seite, das sind immer die anderen.“
Dann nahm er eine Spritze auf, die mit milchiger Flüssigkeit gefüllt war.
„Sind wir soweit?“
„Warten Sie. Was soll das werden?“
„Ich hätte Ihnen von dieser Frage abgeraten“, sagte Kavenay hinterlistig. „Aber wenn Sie die Einzelheiten unbedingt erfahren wollen. Ich werde Sie an Ihre Jenseitsschwelle führen. Das da ...“
Seine Hand kreiste über die nebeneinander aufgereihten Spritzen.
„... ist Ihre ganz persönliche Nachtod-Erfahrung. Kältetod-Simulation.“
Nacheinander hob er die aufgezogenen Tinkturen an.
„Das wird Ihre Körpertemperatur auf etwa 30 Grad senken, bis Ihr Gehirn der Überzeugung ist, Sie seien erfroren. Dies dient zur Stabilisierung des Kreislaufs, dies führt in eine Art Wachkoma, dies zur Aktivierung des Sprachzentrums und dieser kleine Kerl hier ...“
Er zeigte auf den Kolben mit der milchigen Flüssigkeit.
„... ist die Weiterentwicklung einer Substanz, die Sie als Wahrheitsserum kennen. Sie werden eine Reise über die Grenze des Todes machen, wobei einige Hirnareale abgeschaltet werden. Die Aktivierung des Sprachzentrums sorgt dafür, dass Sie mir meine Fragen beantworten.“
Kavenay suchte in Leonards Armbeuge nach der Vene.
„Und natürlich sollen Sie mir dabei keine Märchen auftischen. Vereinfacht gesagt kommt die Wahrheit auf den neuralen Bahnen gerade heraus. Die Lüge macht auf ihrem Weg zum Sprachzentrum einen kleinen Umweg. Und dieses Serum blockiert die entsprechenden Synapsen.“
Dann schnippte er mit dem Finger. Randell trat an den Tisch, zog eine Schublade auf und holte zwei Gegenstände heraus, die Leonard schieres Grauen einpflanzten. Einen chirurgischen Bohrer und einen halbkreisförmigen Metallbügel. Er war mit Markierungen versehen, einer kreisrunden Klemme und Schraubvorrichtungen.
„Die Sache bringt aber leider zwei kleine Nachteile mit sich. Der erste betrifft dieses Serum. Bei einigen Probanden führt es nach der Prozedur zu einem partiellen, manchmal sogar totalen Gedächtnisverlust.“
Ohne Erfolg versuchte Leonard, seinen Arm zu befreien. Die Schnallen an Handgelenk und am Oberarm verhinderten jede Bewegung. Er spürte den Stich, die kühle Flüssigkeit, die in die Blutbahn schoss.
„Das zweite hat mit der Aktivierung des Sprachzentrums zu tun. Dazu muss ich leider direkt hier hinein.“
Dabei klopfte er mit einem Finger auf Leonards Schläfe.
„Der Zugang durch das Ohr hat sich bislang am besten bewährt. Es ist schwer zu glauben,

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