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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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Dauergäste Einfluss zu nehmen. Übermäßiges Trinken galt ihr als Todsünde, und es provozierte sie zu endlosen Predigten. Um ihnen zu entgehen, blieb ihm nur sein Dienstzimmer. Schon seit langem erweiterten aus diesem Grund ein Feldbett und ein Waschtisch das Mobiliar. Früher hatte er Alkohol strikt abgelehnt. Doch in Sujardhans verhärtete Züge saß tief eingekerbt eine Frustration, die er nur mit Schnaps in die Flucht schlug. Vorübergehend, denn sie stand treu wie ein Hund jeden Morgen bei Fuß, herbeigerufen von der Fotografie, die neben dem Spiegel hing.
Warum vergisst du es nicht einfach?, dachte er müde. Aber das konnte er nicht und er wollte es auch nicht. Diese Fotografie diente ihm dazu, in seiner Wunde herumzustochern.
Sie zeigte ihn selbst, vor drei Jahren, glücklich, ein strammer Bursche von fünfunddreißig, auf dem Weg nach oben. Seine Uniform trug noch die Abzeichen eines Chief Inspectors des Commercial Crime Investigation Departments.
Wie konnte das alles nur geschehen?
Die bitteren Tage stiegen in ihm hoch. Er hatte die Bande gestellt, die Beweise in der Hand. Korruption, Drogenhandel, Diebstahl ungeahnten Ausmaßes. Und er erfuhr den Namen des Kopfes. Zwar nur ein Deckname, denn die wahre Identität blieb im Dunkeln. Trotzdem würde er diesen Namen nie vergessen.
Babi Bunting, dachte Sujardhan mit Groll.
Das Ergebnis seiner Ermittlungen, in mühevoller Kleinarbeit zusammengetragen, hatte er dem Leiter der Abteilung übergeben. Die Hand schon ausgestreckt, seinen Lohn zu empfangen, der nur in einem weiteren Stern auf seiner Uniform bestehen konnte. Stattdessen machten sie ihn fertig, bevor er auch nur reagieren konnte. Sein Ruf ruiniert, zum einfachen Officer degradiert, um für den Rest seines Lebens in einem Provinznest Eierdiebe zu jagen.
Seufzend musterte er sein Spiegelbild und der Zorn zerrann zu Gleichgültigkeit.
„Das nennt man wohl, -die Rechnung ohne den Wirt machen-.“
Hinter Babi hatten mächtige Verbündete gesteckt, Mitglieder der Regierung, vielleicht sogar sein Abteilungsleiter.
Das Telefon klingelte und er sandte ein Stoßgebet zum Himmel.
„Bitte kein tollwütiger Köter.“
Er hatte genug davon einfangen müssen. Sein Gebet wurde erhört, wenn auch auf spektakuläre Weise. Was ihm der Anrufer mitteilte, wollte er kaum glauben. Drei öde Jahre, die in der Suche nach einem gestohlenen Fahrrad gipfelten und jetzt das! Hastig klatschte er sich eine Handvoll Wasser ins Gesicht, zupfte die zerknitterte Uniform glatt und rannte herüber zum Haus des Doktors.
    Sie nahmen den Expressway Richtung Woodlands-Checkpoint, einen der beiden Grenzübergänge nach Malaysia. Die letzte Stunde passierten sie eintönige Betonsilos, die schmucklosen Außenbezirke im Norden Singapurs. Leonard folgte der einzigen Spur, die offenlag, und sie führte zu diesem ominösen empu Gandring. Sofort hatte Mister Mahangir sich angeboten, ihn zu begleiten. Um, wie er sagte, bei der Verständigung behilflich zu sein. Dahinter versteckte sich noch eine andere Absicht. Leonard mühte sich, mehr über seinen Begleiter zu erfahren. Wie nasse Seife entglitt Mahangir aus jeder direkten Frage. So blieben nur Vermutungen. Den Umgangsformen, seiner eleganten Erscheinung und der überdurchschnittlichen Bildung nach zu urteilen, bekleidete Mahangir ein hohes Amt in Politik oder Wirtschaft. Wohl deshalb gingen die Grenzformalitäten ungewöhnlich rasch vonstatten. Weniger in dieses Bild passte, wie sich ein Teil von Mahangirs aufgeklärtem Wesen in einen bizarren Glauben an Übersinnliches verhedderte.
„Sie haben, wie ich sehe, damit gewisse Schwierigkeiten, Mister Finney.“
Wie bei ihrer ersten Begegnung installierte Mahangir wieder sein Dauergrinsen.
„Nachdem die Hochreligionen in diesen Archipel eindrangen, waren sie über Jahrhunderte das Privileg einer kleinen, gebildeten Schicht und der Fürstenhöfe. Das einfache Volk hingegen blieb lange seinen Naturreligionen überlassen.“
Der Grund dafür, wie er sagte, dass bis heute uralte Mythen überlebten.
„Bei Ihnen, in Europa, wurde die Bevölkerung schon sehr viel früher, sagen wir, spirituell zivilisiert.“
„Wenn Sie so was wie die mittelalterlichen Kreuzzüge als zivilisiert betrachten wollen.“
„Sie haben daraus gelernt. Sie verbrennen auch keine Hexen mehr. Hier werden Sie an jeder Ecke jemanden finden, der einen Nachbarn der schwarzen Magie verdächtigt.“
Diese Begründung, sich in der Welt magischer Dolche zu verlieren, kam

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