Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Auge der Seherin

Das Auge der Seherin

Titel: Das Auge der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
Vom Netzwerk:
Stimme."
    „Nicht ich, liebste Torina. Ein Attentäter. Der Waisenjunge aus Bellandra, den man bedauerlicherweise die ganzen Jahre am Leben gelassen hat." „Noch so eine Lüge?" Ihr Magen krampfte sich vor Angst und Ekel zusammen. „Ihr wollt Euer Verbrechen Landen anhängen? Mich könnt Ihr nicht betrügen, Vesputo! Ich weiß, was ich gesehen habe!" „Du hast mit den Augen einer Wahnsinnigen gesehen. Ich hoffe, es geht dir bald wieder besser." „Wahnsinn. Ja. Ich war wahnsinnig. Zu glauben, dass ich Euch liebte!"
    „Du liebtest mich und du wirst mich wieder lieben." „Ich nehme an Ihr wollt mich töten. Nur zu!" „Aber nein, Prinzessin. Ganz im Gegenteil. Wenn die Trauerzeit vorüber ist, werden wir heiraten. Archeld braucht einen neuen König."
    Kr zerrte sich einen Stuhl vor sie. Sein Gesicht kam dicht an sie heran. Sie zuckte vor ihm zurück und wünschte, er möge ihr die Handfesseln lösen. Sie wollte nachsehen, ob der Kristall sich noch immer in ihrem Kleid befand.
    „Die Krone werdet Ihr niemals durch mich erhalten", erwiderte sie bebend. „Ihr müsst sie Euch mit Gewalt holen, wenn Ihr sie wollt."
    Er spitzte die Lippen, als fühlte er sich von einem kleinen Ärgernis belästigt. „Dein Leben opfern. Wie schrecklich. Nein, Torina. Alle wissen, wie innig wir uns lieben. Du liebst mich so sehr, dass du niemand anderen sehen willst. Selbst deine eigene Mutter nicht." Ihr stockte der Atem. „Ihr seid nicht der König. Ihr könnt uns nicht trennen!"
    „Natürlich kann ich das. Deine überspannte Art ist allgemein bekannt. Dein Geist ist vom Schmerz verwirrt. Du willst dich einschließen und niemanden mehr sehen. Ich weiß, du liebst unsere gute Königin zu sehr, um ihr Leben aufs Spiel zu setzen."
    „Ihr wollt doch nicht etwa Dreea töten! Sie hat nie jemandem etwas zu Leide getan!"
    „Ach, meine Liebe, langweile mich nicht mit deiner Naivität."
    Torina schwieg. Vesputos ruhiges, markantes Gesicht
    machte sie unsicher.
    Diesen Mann hatte sie geküsst!
    „Nun gut", sagte sie angespannt, „ich werde sie nicht sehen. Wenn sie mich sprechen möchte, schicke ich sie fort."
    „Gut! Du lernst schnell, meine Liebe, wenn du den richtigen Lehrer hast." Er langte in seine Tasche und hielt etwas in seiner geschlossenen Hand. Er streckte die Hand aus und öffnete sie. Vor ihr lag der Kristall. Torina wollte ihn nehmen. Sie fürchtete, seine Reinheit würde in den Händen dieses gewissenlosen Verbrechers Schaden nehmen. Aber sie war gefesselt. Ihr Herz bäumte sich vergeblich auf. „Nun Torina, beantworte mir einige Fragen. Du solltest keine Geheimnisse vor mir haben, meine Liebe. Warum hast du mir nichts von diesem hübschen Stein erzählt?"
    Tränen stiegen ihr in die Augen. „Ich habe niemandem davon erzählt außer meiner Großmutter." „Sonst niemandem?" „Niemandem."
    „Warum hast du ihn geheim gehalten?" „Ich weiß nicht."
    „Ach wirklich? Woher hast du ihn?" „Mein Vater schenkte ihn mir." „Und woher hatte ihn dein Vater?"
    „Hättet Ihr ihn am Leben gelassen, könntet Ihr ihn fragen."
    „Seit wann besitzt du ihn?" „Seit meiner Kindheit." „Und er zeigt dir die Zukunft?"
    „Manchmal. Bitte! Löst meine Fesseln, Vesputo. Wohin sollte ich fliehen? Bestimmt lasst Ihr mich streng bewachen."
    Vesputo wusste jetzt von ihrer Gabe. Würde er sie zwingen, ihm ihre Visionen zu verraten? Er machte sie los. Sie rieb sich die tränennassen Augen.
    „Besser?", fragte Vesputo und hielt den Kristall wieder hoch. „Und jetzt verrate mir, wie du die Zukunft daraus erkennst."
    Eine winziger Hoffnungsspalt öffnete sich in Torinas Herzen. Vesputo dachte, sie müsste etwas tun, um den Kristall zum Reden zu bringen. Gut! Sie wollte ihn in diesem Glauben lassen. Sie wollte so tun, als ob sie nicht genau wüsste, wie der Zauber funktionierte. „Ich weiß es nicht genau. Es funktioniert nicht, wenn ich müde bin." Torina hatte immer noch diesen bitteren Geschmack im Mund. Ihr Geist fühlte sich benebelt. Sie war sich sicher, dass nicht allein die Trauer Schuld daran war. Jemand hatte sie unter Drogen gesetzt. Jemand, der unter dem Befehl Vesputos stand. Sie wollte verhindern, dass sie ständig in diesem nebelhaften Zustand gehalten wurde.
    „Aha. Dann ist jetzt nicht die richtige Zeit dafür." Er steckte die Kristallkugel ein und stand auf. „Zwei Monate hast du Zeit. Dann wird geheiratet wie geplant." „Heiraten! Ich will Euch nie mehr sehen." Wenigstens weiß er nicht, dass ich die Zukunft manchmal

Weitere Kostenlose Bücher