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Das Auge der Seherin

Das Auge der Seherin

Titel: Das Auge der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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verbergen. Torina verheiratet mit Vesputo? Wie konnte das geschehen?
    Der Kapitän fuhr fort: „Tragischerweise starb sie kurz nach der Hochzeit durch ihre eigene Hand. Sie ist nach dem Tod ihres Vaters nie wieder bei Sinnen gewesen. Vesputo ist nun alleiniger König von Archeld." Landen klammerte sich an den Griff seines Schwertes, als könnte es ihn stützen. Gestorben. Durch ihre eigene Hand ? Nie wieder bei Sinnen ?
    Kapitän Hadnell sprach weiter, doch der junge Mann in der zweiten Reihe hörte ihn nicht. Gestorben. Tot? Sie ist tot? Die Nachricht hämmerte sich mit jedem Schlag tiefer in sein Herz und doch wollte er sie nicht wahr haben.
    Nein, sie hätte niemals selbst Hand an sich gelegt. Niemals den Mörder ihres Vaters geheiratet. Das konnte nicht wahr sein. Das war alles erfunden. Eine politische Lüge. Vesputo hat sie wahrscheinlich gezwungen ihn zu heiraten und sie dann getötet.
    Aber das hieß, sie war wirklich tot. Sie ist tot! Landen zitterte am ganzen Leib und rang nach Luft. Nie zuvor hatte er mit solcher Gewissheit gespürt, dass er Torina liebte. Und er gestand sich nun ein, was er schon lange ersehnt und erhofft hatte, dass sich ihrer beider Zukunft eines Tages zusammenschließen möge. Er versuchte sich einzureden, sie sei noch am Leben, sei gefangen oder entflohen. Die Torina, die er kannte, hätte die Kraft gehabt Vesputo zu überlisten. Doch dann dachte er an ihren glanzlosen, verlorenen Blick bei ihrer letzten Begegnung. Seit damals hatte sie die Ermordung ihres Vaters und eine erzwungene Heirat erleiden müssen ... Landen schauderte bei dem Gedanken. Aber wenn sie keinen Ausweg mehr gesehen hat, würde es zu ihr passen, sich selbst das Leben zu nehmen? Seine Arme erstarrten und er verspürte den übermächtigen Drang, nach Archeld zu reiten, Vesputo zu suchen und die Wahrheit aus ihm herauszupressen. Er musste wissen, was geschehen war. Unbedingt. „... die mit dem neuen König aufgetretenen Wirren und die Unruhe in der Bevölkerung haben unsere Beziehungen zu Archeld verändert", sagte der Kapitän gerade. „Die Grenzen werden ab sofort strengstens überwacht."
    Zum ersten Mal in seinem Leben hätte Landen am liebsten auf irgendjemanden eingeschlagen. Er blickte starr geradeaus, denn er wusste, jeder Blickkontakt mit einem Kameraden würde ihn sinnlos losschlagen lassen. Tot. Er kannte die Gebräuche des Landes. Mindestens tausend Menschen mussten bei ihrer Hochzeit dabei gewesen sein, noch mehr bei ihrer Beerdigung. Auch ein gerissener Betrüger wie Vesputo konnte so etwas ohne ihren Leichnam nicht inszenieren. Sie musste tot sein.
    Seine Atemzüge quälten sich durch seine Lungen und in seinen Ohren war ein merkwürdiges, helles Sirren. Er konzentrierte sich ganz aufs Atmen und sah sich selbst wie von fern, wie er mühsam versuchte sich aufrecht zu halten.
    Irgendwie schaffte er es, Haltung zu bewahren, bis die Krieger abtreten durften, und irgendwie schaffte er es auch, wie durch eine eisige Nebelwand ferngesteuert, seinen täglichen Pflichten nachzugehen. Wenn er angesprochen wurde, flossen die Worte der anderen ihm auf einer leblosen Welle entgegen und seine Antwort schwappte mit derselben trägen Strömung zurück. Er war sich nicht sicher, ob seine Kameraden seinen Zustand durchschauten, aber es kümmerte ihn auch nicht. Am Abend fühlten sich seine Arme und Beine unerträglich schwer an. Sobald es gestattet war, legte er sich erschöpft auf sein Lager.
    Nachts wachte er tränenüberströmt auf und stolperte ohne Mantel nach draußen. Er schaute nach oben und meinte, die Sterne müssten auf ihn herabstürtzen. Doch sie blieben wo sie waren, ruhig und ernst, leuchtende Punkte am dunkeln Himmelszelt. „Niemals mehr wandeln wir über die Fluren, niemals mehr lauschen wir dem Morgenlied der Vögel. Oh, du warst mein und ich liebte dich so, nun bist du fort, an einem fremden Ort, Ich folge dir, wenn meine Tage sich neigen." Lange blieb er draußen, bis die Tränen an seinen Wangen gefroren.
    Am nächsten Tag ging er zu Hadnell und erkundigte sich nach den Bedingungen für jenes desantische Kampfspiel, in dem Krieger und Verbrecher sich auf den Tod bekämpften.
    Torina hörte leise Stimmen und öffnete die Augen. Sie merkte sofort, dass sie eine Erinnerungslücke hatte. Wo war sie?
    Wie war sie vom kalten Gebirge an diesen warmen Ort gekommen?
    Sie bemerkte zwei Frauen, die sich leise unterhielten. Torina hob ihre Hand, die kaum mehr als Haut und Knochen war.
    „Wo bin ich?", fragte

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