Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
führen, nicht halb verhungerte Barbaren abschlachten.« Sie sprach leise und schien jedes Wort sorgfältig zu überlegen. »Ich will mein Schwert erheben für eine Sache, für die es sich lohnt, zu leben, zu kämpfen oder zu sterben. Für einen Krieg, bei dem ich weiß, dass ich auf der richtigen Seite stehe.«
»Es gibt keine anständigen Kriege, Schwertmajor.«
Sie nickte. »Jeder Soldat weiß das. Mein Ausbilder sagte immer, dass der beste Krieg kein Krieg ist.« Sie sah mich mit ihren grauen Augen an. »Aber wenn es schon einen Krieg gibt, dann einen, der es wert ist, geführt zu werden.«
Ja. Thalak ließ keinen Zweifel daran, welche Seite die richtige war. Allein der Einsatz von dunkler Magie garantierte das. Ich sah nachdenklich in den Wassergraben hinab. Es war meine Idee gewesen, diese Legion wiederzuerwecken. Warum zögerte ich? Sie hatte recht. Selbst wenn die Kronburg fiel, war das nur ein Grund mehr, den Kampf aufzunehmen.
»Vielleicht gibt es noch andere Eurer Kameraden, die in die Zweite Legion versetzt werden wollen. Ein guter Offizierskader soll Wunder wirken können. In vier Monaten wird die Zweite Legion ausrücken. Kasale, ich will, dass jeder Rekrut das weiß, bevor er der Legion beitritt. Und noch etwas, Kasale: Thalak hat auch noch nie einen Krieg verloren.«
Sie nickte zur Bestätigung. »Alle werden es wissen, Lanzengeneral.«
»Wir sehen uns in drei Monaten in Askir. Generalsergeant Kasale, Ihr habt Eure Befehle. Befolgt sie.«
Sie schlug mit der rechten Faust auf ihre linke Brust. »Jawohl, General.« Sie wandte sich zum Gehen.
»Generalsergeant. Es gibt da noch etwas, das Ihr für mich tun könnt.«
»Selbstverständlich, General. Was?«
»Ihr müsst mir etwas besorgen. Sobald wie möglich.«
19. Amelas Dririseschlag
Es dauerte eine sehr lange Zeit, bis Leandra herauskam. Sie sah mich und kam langsam auf mich zu; ihr Gesichtsausdruck war zum ersten Mal seit langer Zeit für mich nicht zu deuten.
Sie blieb neben mir stehen. »Ich habe der Reichstadt die Erlaubnis zum Errichten einer Handelsstation in Illian erteilt.« Ihre Stimme war kühl.
Ich hob meine Hand vor die Augen, als ich zu ihr hochblinzelte. Sie hatte die Sonne im Rücken.
»Das war für dich die richtige Entscheidung, Leandra. Ich hätte es nicht anders gemacht. Aber die Idee selbst ist viel zu verschroben. Niemand in der Handelsstation wird überleben. Diese Leute werden geopfert, um der Tinte auf einem alten Stück Papier gerecht zu werden.« Ich bemühte mich, ruhig zu sprechen und meine Stimme neutral zu halten.
»Ich habe dich nicht um deine Meinung gefragt, ich teile dir dies lediglich mit. Sollte sich eine ähnliche Lage erneut ergeben, bitte ich dich, die Politik zu meiden.«
Ich stand auf, direkt vor ihr, sodass kaum Platz war zwischen uns. Sie wich nicht zurück. Natürlich nicht.
»Gibt es etwas, das du nicht opfern würdest, um deine Mission zu erfüllen?«, fragte ich leise.
Sie schluckte und sah mir dann in die Augen. »Nein«, sagte sie so leise, dass ich sie fast nicht verstand, obwohl wir uns so nahe waren.
»Es heißt, es sei gut, wenn man weiß, woran man ist«, sagte ich. »Aber manchmal wünscht man sich, seine Illusionen zu behalten.«
»Es tut mir leid, Havald, ich …«
Ich hob die Hand. »Du hast eine Aufgabe, Leandra. Das verstehe ich sehr gut. Besser als du vielleicht denkst, denn ich weiß, was nach einem erfüllten Auftrag kommt.«
»Was?«
»Der nächste. Lass uns zurück zum Haus der Hundert Brunnen gehen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Heute Abend gibt von Gering einen Empfang für mich, um mich den Gesandten der anderen Reiche vorzustellen.«
»Wo? Hier in der Botschaft?«
Sie nickte. »Havald, es tut mir leid, aber du bist nicht eingeladen. Ich bin nur herausgekommen, um dir mitzuteilen, dass du nicht länger auf mich warten musst.«
»So«, sagte ich dann.
Sie legte die Hand auf meinen Arm. »Havald, es ist nicht so, wie du denkst. Es ist nur …«
»Du hast Angst, ich könnte wieder die heiligen Hallen der Diplomatie mit einem Schlachtfeld verwechseln.« Ich legte meine Hand auf ihre und hob sie sachte von meinem Arm herunter. »Leandra. Ich bitte dich nur um eins. Lerne zu verstehen, dass es bereits ein Schlachtfeld ist, auf dem wir stehen. Und in den Hallen der Diplomaten wurden schon immer die blutigsten Schlachten geschlagen.« Ich machte kehrt und wollte gehen.
»Du …«
Ich drehte mich um. »Ja?«
»Es tut mir leid«, sagte sie
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