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Das Auge des Basilisken

Das Auge des Basilisken

Titel: Das Auge des Basilisken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kingsley Amis
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sein, zu welchem Zweck, bleibe dahingestellt. Die zweite Erlaubnis, die ich heute einholen möchte, betrifft die Vorladung einiger von diesen Exgeistlichen zu einem Gespräch.«
    »Und die Anwendung von Druck«, sagte Petrowsky.
    »Wenn nötig. Besser ich, als ein anderer.«
    »Auf jeden Fall besser Sie, als der andere, an den wir beide denken. Oder sein Stellvertreter, nach allem, was ich von ihm gesehen habe. Aber ich habe einen Vorschlag, lieber Freund. Eine Vorladung von Ihnen würde notwendigerweise offiziellen und verpflichtenden Charakter haben und die Betreffenden warnen. Wie wäre es aber mit dem Besuch einer Person, die äußerlich in keinem Zusammenhang mit Ihnen steht und als unverdächtig angesehen würde? Ein solches Vorgehen auf Agentenbasis könnte wertvolle Erkenntnisse bringen.«
    »Vielleicht.« Mets bemühte sich, für die Ablehnung dieses Vorschlages einen anderen Grund als den zu finden, daß ihm die Aussicht mißfiel, etwas von seiner Macht aufzugeben, wenn auch nur vorübergehend. »Was Sie vorschlagen, ist allerdings … äh … regelwidrig.«
    »Genau. Darin liegt der Vorteil.«
    »Ein solcher Besuch würde bald erfolgen müssen. Unsere Zeit wird knapp.«
    »Wann könntest du es tun, Alexander?«
    »Tut mir leid, ich war geistesabwesend, weil ich versuchte, mir etwas ins Gedächtnis zurückzurufen, was ein Geistlicher mir kürzlich sagte.«
    Der Gedanke, ausgelöst durch die Anspielung auf Korotschenko, hatte tatsächlich dessen Frau zum Gegenstand gehabt und war von solcher Intensität gewesen, daß er seinen Denker veranlaßte, den Stuhl näher an den Tisch heranzurücken. Ein Teil des restlichen Vormittags war damit vorherbestimmt.
    »Ich dachte, es könnte nützlich sein, wenn du den einen oder den anderen dieser alten Knaben aufsuchen würdest, natürlich in Zivil, um die Einstellungen und Meinungen auszuforschen. Anschließend hättest du beim Beauftragten Mets Bericht zu erstatten.«
    »Gern. Und was den Zeitpunkt anbelangt, heute schon vielleicht, ganz gewiß aber morgen.«
    »Ausgezeichnet, ich bin Ihnen sehr dankbar«, sagte Mets, ganz warm und leutselig, nachdem Widerstand sinnlos geworden war. Er zog eine Liste mit Namen und Anschriften aus seiner Aktentasche, und Alexander notierte einige Namen daraus, darunter einen, mit dessen Träger er gut bekannt zu sein behauptete. Mets drückte seine Dankbarkeit zu diesem Beitrag aus.
    »Darf ich noch einen machen?« fragte Alexander. »Oder vielmehr zwei? Der erste ist bloß eine Frage. Wäre es nicht zweckmäßig gewesen, die Neue Politik mit dem Sportfest einzuweihen, statt mit bildender Kunst, Literatur und anderen anspruchsvollen Dingen? Bei der Bevölkerung wäre es weitaus beliebter.«
    »Und unendlich viel blutiger«, sagte Mets mit ernstem Kopfschütteln. »Parteienkämpfe beim Fußball und Rassenunruhen beim Cricket.«
    »Alle Vorkrieger, die ich kenne, behaupten, dies alles sei stark übertrieben.«
    »Nun, von denen ist nichts anderes zu erwarten. Aber ich habe in der Angelegenheit ohnedies nicht zu entscheiden.«
    »Mein anderer Beitrag ist eine weitere Frage. Meinen Sie nicht, Ihre Schwierigkeiten auf einigen Gebieten ließen sich verringern, wenn Sie es den Engländern überließen, die Angelegenheiten zu organisieren, statt das für sie zu tun? Gegenwärtig müssen sie den Eindruck haben, daß es unser Projekt sei, nicht ihres.«
    »Ich sympathisiere mit dieser Überlegung, Fähnrich, und es ist auf längere Sicht unser Ziel, gegenwärtig aber können wir es den Engländern nicht überlassen, irgend etwas zu tun. Wir müssen gehen lernen, bevor wir laufen können.«
    »Wie gut kenne ich diesen Ausdruck.« Alexander blickte zu seinem Vater, dessen Miene dem kundigen Auge leises Unbehagen verriet. »Kann man ihnen nicht wenigstens eine plausible Illusion geben, daß sie die Sache in der Hand hätten? Das würde es denjenigen erleichtern, die nach einem Vorwand suchen, um teilnehmen zu können.«
    »Ein bedenkenswerter Gesichtspunkt«, sagte Mets, der seinen Bleistift zog und auf einen Notizblock schrieb. »Ich werde ihn im allgemeinen Zusammenhang berücksichtigen. Ich erneuere meinen Dank und wünsche Ihnen einen guten Tag.«
    »Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder, Herr Mets. – Bis später, Papa.«
    In Mets Abschied war Höflichkeit, in seinem Händedruck und seinem Lächeln sogar ein Stück echter Herzlichkeit. Alexander lauschte in die zurückbleibende Stille, als er den Raum verließ und in den westlichen Korridor

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