Das Auge des Leoparden
entgegenkommend. Um so mehr freut es mich, daß ich mich jetzt erkenntlich zeigen kann. Es existiert keine Bewegung der Leoparden, das hat der Präsident entschieden. Und es besteht auch keine Veranlassung, Zusammenhänge zu suchen, wo es keine gibt. Darüber hinaus wäre es ausgesprochen unglücklich, wenn sich das Gerücht verbreiten würde, daß Sie den Mann kannten, der versucht hat, Sie zu ermorden. Dadurch könnte das Mißtrauen der Behörden geweckt werden, und jemand könnte auf die Idee kommen, daß es sich um einen Racheakt gehandelt hat. Eine verdächtige Verbindung zwischen einem weißen Farmer und dem Aufkommen von Gerüchten um die Bewegung der Leoparden? Sie könnten leicht in Schwierigkeiten geraten. Das Beste wird sein, einen einfachen und klaren Bericht über einen bedauerlichen Überfall abzufassen, der glücklicherweise glimpflich ausgegangen ist.«
Darauf läuft es also hinaus, denkt Hans Olofson. Wenn ich seine Erklärung richtig verstehe, soll ich einsehen, daß man den Vorfall unter den Teppich kehren wird. Peter Motombwane wird in der Erinnerung der Menschen nicht als verzweifelter Widerstandskämpfer weiterleben, sondern als Bandit.
»Die Einwanderungsbehörden könnten sich besorgt zeigen«, fährt der Polizeibeamte fort, »aber ich werde mich für Ihre frühere Hilfsbereitschaft erkenntlich zeigen, indem ich den Fall so schnell wie möglich zu den Akten lege.«
Er läßt sich nicht aus der Fassung bringen, denkt Hans Olofson. Seine Anweisungen sind eindeutig, es gibt keinen politischen Widerstand im Land.
»Ich nehme an, daß Sie für Ihre Waffen im Besitz eines Waffenscheins sind«, bemerkt der Polizist freundlich.
»Nein«, antwortet Hans Olofson.
»Da hätten Sie aber leicht Schwierigkeiten bekommen können«, meint der Polizeibeamte. »In den Augen unserer Behörden ist ein fehlender Waffenschein ein ernstes Vergehen.«
»Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht«, antwortet Hans Olofson.
»Auch das werde ich nur zu gerne vergessen«, erwidert der Polizist und steht auf.
Der Fall ist abgeschlossen, denkt Hans Olofson. Seine Argumente sind besser als meine. Kein Mensch will freiwillig in einem afrikanischen Gefängnis zugrunde gehen.
Als sie aus dem Haus treten, ist die Leiche nicht mehr da.
»Meine Männer haben sie in den Fluß geworfen«, antwortet der Polizist, als Hans Olofson fragt. »So ist es am einfachsten. Wir haben uns erlaubt, als Gewichte ein paar Eisenteile zu benutzen, die wir auf dem Hof gefunden haben.«
Die anderen Polizisten warten am Auto.
»Leider ist uns das Benzin ausgegangen«, sagt Kaulu. »Aber einer meiner Männer hat sich ein paar Liter aus dem Treibstofflager ausgeliehen, während wir unseren Tee getrunken haben.«
»Selbstverständlich«, erwidert Hans Olofson. »Nehmen Sie doch auch noch ein paar Kartons Eier mit, ehe Sie fahren.«
»Eier schmecken gut«, sagt der Polizist und streckt die Hand zum Gruß aus. »Es ist nicht immer so leicht, eine Ermittlung abzuschließen.«
Das Polizeiauto verschwindet. Hans Olofson weist Luka an, die blutverschmierte Decke zu verbrennen, und behält ihn dabei im Auge.
Er könnte es doch gewesen sein, denkt Hans Olofson. Wie soll ich mit ihm in meiner Nähe weiterleben können? Wie soll ich hier überhaupt weiterleben können?
Er setzt sich in den Wagen und hält vor dem Hühnerstall, in dem Eisenhower Mudenda arbeitet.
Er zeigt ihm Peter Motombwanes
panga
. »Das gehört jetzt mir«, sagt er. »Wer mein Haus angreift, wird mit der Waffe getötet werden, die mich nicht besiegen konnte.«
»Das ist eine sehr gefährliche Waffe,
bwana
«, erwidert Eisenhower Mudenda.
»Es wäre schön, wenn alle davon erführen«, sagt Hans Olofson.
»Alle werden bald von ihr wissen,
bwana
«, entgegnet Eisenhower Mudenda.
»Dann haben wir uns ja verstanden«, sagt Hans Olofson und kehrt zu seinem Auto zurück.
Er schließt sich in sein Schlafzimmer ein, zieht die Vorhänge zu, sieht, daß Luka die Hundekadaver vergräbt, und denkt: Ich lebe auf einem afrikanischen Friedhof.
Auf dem Dach der Terrasse ist noch Peter Motombwanes Blut. Er war einmal mein Freund, mein einziger afrikanischer Freund. Der Regen wird sein Blut fortspülen, die Krokodile werden seine Leiche am Grund des Kafue in Stücke reißen.
Er setzt sich auf die Bettkante, vor Müdigkeit tut ihm alles weh. Wie soll ich das Geschehene ertragen können, denkt er erneut. Wie komme ich aus dieser Hölle heraus?
Während des folgenden Monats lebt Hans
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