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Das Auge des Nachtfalters: Mystery-Roman (German Edition)

Das Auge des Nachtfalters: Mystery-Roman (German Edition)

Titel: Das Auge des Nachtfalters: Mystery-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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Figur dabei.
    Winky knurrte mich an, was sie sonst nie tat.
    „Was ist los?“, fragte sie. „Mit wem hast du geredet? War er das?“
    „Ja“, sagte ich und ließ mich auf die Liege fallen. Ich hatte keine Lust, nochmal ins Wasser zu steigen. Eigentlich hatte ich zu überhaupt nichts mehr Lust. Heute war lange nicht so ein schöner Tag wie in den vergangenen beiden Wochen, und mir war plötzlich kalt. „Ja, er war da. Aber er ist zu schüchtern, um sich zu zeigen.“
    „Sag bloß. Oder hast du etwa Angst, ihn mit mir zu teilen?“
    Dazu schwieg ich lieber. Vielleicht war es wirklich ein Fehler gewesen, Tatjana einzuladen.

    Winky begrüßte Onkel Vincent schwanzwedelnd; eigentlich unglaublich, dass ein Hund ihrer Größe so viel Lärm machen konnte. Der Hausherr runzelte die Stirn und starrte auf das winzige tobende Ungeheuer herunter.
    „Meinst du nicht, du hättest mich fragen müssen?“ Die steile Falte zwischen seinen Augenbrauen bewies mir, dass ihm nicht zum Lachen zumute war.
    „Ähm, Onkel Vincent …“, begann ich zaghaft.
    „Sie ist ganz brav“, schaltete Tatjana sich eifrig ein. „Ich geh mit ihr raus an die Straße“, (wer’s glaubt), „Ihrem schönen Garten wird nichts passieren. Ehrlich. Sie werden gar nicht merken, dass sie hier ist.“
    „Bitte, Onkel Vincent“, bettelte ich, obwohl ich kaum bis gar keine Hoffnung hatte, seinem finsteren Gesichtsausdruck nach zu urteilen. „Es ist doch fast ein Kaninchen … irgendwie …“ Meine Stimme erstarb.
    Vincent Riebeck von „Riebeck & Meyrink“, Millionär und Schlossbesitzer, starrte von mir zu Tatjana und dann auf das mickrige Hündchen, das ihn mit großen dunklen Augen aufrichtig bewunderte, als sei er ein Gott. Ein Gott, wie Winky ihn in ihrem ganzen Leben noch nie getroffen hatte.
    Sie hatte einfach Charme.
    „Na gut“, knurrte Onkel Vincent, „aber …“
    Er kam gar nicht dazu, seinen Satz zu vollenden, weil wir uns auf ihn stürzten. Wir alle drei, während Sabine im Hintergrund auftauchte und dünn lächelte. Wenigstens bekam sie jetzt ebenfalls keinen Ärger.
    „Oh, Sie sind einfach der Beste!“, kreischte Tatjana, und ihrem hinreißenden Strahlen unter dem blonden Haar hätte niemand widerstehen können. Onkel Vincent ergab sich seufzend in sein Schicksal.
    Nachdem Vincent Riebeck sich einigermaßen von dem Schock erholt hatte, schaffte er es mühelos, meine Freundin um den Finger zu wickeln. Ich hatte vorher Bedenken gehabt, ob sie ihn mögen und sich hier wohlfühlen würde, doch es bestand gar kein Grund zur Sorge. Onkel Vincent konnte so locker plaudern, als hätte er es tagtäglich mit Sechzehnjährigen zu tun.
    Bis Tatjana einen entscheidenden Fehler machte. „Wer ist Rico?“, platzte sie heraus.
    Ich wurde noch blasser als mein Onkel. „Nein“, sagte ich rasch, „Tatjana, nicht, ich …“
    Sie ließ sich nicht bremsen. „Ich weiß, der Typ ist dein großes Geheimnis“, sagte sie zu mir, denn natürlich hatte ich sie schwören lassen, keinem Menschen von ihm zu erzählen. „Aber das muss ich genauer wissen. Gehört er zu Ihren Angestellten? Alicia trifft sich mit ihm, aber sie bekommt nicht viel aus ihm heraus.“ Danke schön, Tatjana! „Oder ist er ein Gast, so wie wir?“
    „Rico?“, wiederholte Sabine.
    Onkel Vincent war still geworden. Er legte die Gabel auf seinen Teller.
    „Was denn?“, meinte Tatjana, die es immer noch nicht begriffen hatte. „Was ist denn so Geheimnisvolles an ihm? Er wohnt auf dem Anwesen, oder? Sonst könnte er schließlich nicht jeden Tag im Garten sein. Sie müssen doch wissen, wen ich meine. Rico, Nachname unbekannt. Schwarze Haare, dunkle Augen, sieht irgendwie ein bisschen italienisch aus …“
    „Genug“, sagte Onkel Vincent leise. Er schob seinen Stuhl zurück; in der plötzlichen Stille war das Knarzen der Holzbeine auf dem Parkett überlaut. Ohne ein weiteres Wort verließ er mit großen Schritten das Esszimmer. Winky lief ihm ein paar Meter nach und kehrte dann reumütig zu ihrer Herrin zurück.
    „Was?“, fragte Tatjana verwirrt. „Was habe ich denn gesagt?“ Sie blickte uns ratlos an. „Könnte mir mal jemand erklären, was los ist?“
    „Komm mit hoch“, sagte ich. „Wir müssen reden.“
    Keiner aus unserer Familie sprach gern darüber. Erst recht nicht, wenn Fremde dabei waren. Ich wollte das wirklich nicht vor Sabine erzählen, auch wenn sie bestimmt längst Bescheid wusste. Aber es war nicht ihre Geschichte. Eigentlich war es auch nicht meine,

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