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Das Auge des Nachtfalters: Mystery-Roman (German Edition)

Das Auge des Nachtfalters: Mystery-Roman (German Edition)

Titel: Das Auge des Nachtfalters: Mystery-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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geliefert. Groß, schwarze Haare, etwas älter als wir?“
    „Ach, ihr meint bestimmt Luca Testa, den Sohn vom Chef“, sagte die Rothaarige. „Der arbeitet heute in der Küche. Soll ich ihm was ausrichten?“
    Tatjana warf mir einen verschwörerischen Blick zu. „Sag ihm, seine Freundin sitzt hier draußen, und es wäre nett, wenn er sie mal begrüßt.“
    Das Mädchen starrte uns verdutzt an, kritzelte etwas auf ihren Block und verschwand, obwohl ich noch gar nichts bestellt hatte.
    „Mann, ist die wütend“, stellte Tatjana zufrieden fest. „Am Ende ist sie auch seine Freundin, und jetzt brät sie ihm eins über. Das hat er dann davon.“
    „Vielleicht kommt sie gleich zurück und brät dir eins über“, schlug ich vor. „Das war ja so was von peinlich! Ich bin nicht Ricos Freundin.“ Das fehlte noch. Erst küsste ich ihn und dann kam ich her und behauptete, mit ihm zusammen zu sein. Er musste mich ja für eine verrückte Stalkerin halten.
    „Er heißt Luca. Du bist Lucas Freundin.“
    „Habe ich dir schon mal gesagt, dass du spinnst? Du bist …“
    Ich verstummte abrupt, denn an der Schwelle erschien wieder das Mädchen und brachte uns die Getränke. Ihr Lächeln hatte sich verändert.
    „Hast du ihn gefragt?“, wollte Tatjana wissen.
    „Er sagt, er hat keine Freundin.“ Sie knallte die Gläser vor uns auf den Tisch und rauschte hoch erhobenen Hauptes davon.
    „Wetten, die ist auch in ihn verliebt?“
    „Ich bin nicht in ihn verliebt“, protestierte ich, aber Tatjana lachte nur.
    „Klar bist du das. So wie du dich benimmst! Was meinst du denn, warum ich versuche, dich zu retten?“
    Ich drehte das Glas in meinen Händen und wünschte mir, unsichtbar zu sein. Oder mich wenigstens unter dem Tisch zu verkriechen. Leider gab es keine Tischdecke, die das möglich gemacht hätte.
    Diese absurde Situation passte so gar nicht zu all dem, was mich mit Rico verband. Zu den langen Gesprächen, die ich so liebte, zu unserem Schweigen und dem stillen Verstehen zwischen uns. Zu seinem Lächeln und dazu, wie er mich ansah, wenn er dachte, ich würde es nicht merken. Und noch weniger passte der junge italienische Kellner dazu, der jetzt die Pizza und den Salat brachte.
    „Ihr schon wieder.“ Er seufzte, während er die Teller vor uns ablud. Für mich die Pizza, für Tatjana den Salat.
    „Du heißt also Luca?“, fragte Tatjana. „Warum erzählst du Alicia dann, du würdest Rico heißen?“
    Mir wurde heiß und kalt und wieder heiß. Gleich würde er mich fragen, was dieser Kuss zu bedeuten hatte … Aber er fragte nicht. Er tat, als hätte er mich nie gesehen, und wandte sich an Tatjana. Offensichtlich war er genauso verlegen wie ich. Oder es gab noch mehr Typen von der Sorte. Himmel, waren wir am Ende in einem Dorf gelandet, in dem alle gleich aussahen? „Du sprichst in Rätseln“, meinte er würdevoll. „Haben die Damen sonst noch Wünsche?“
    „Das ist übrigens meine Pizza.“ Tatjana zog den Teller zu ihrem Platz. „Ein Service ist das hier, kaum zu glauben.“
    Sein Blick schweifte kurz zu mir herüber, als könnte er sich an mir verbrennen. Ich zuckte zurück, vor diesen dunklen Augen, vor dem vorsichtigen Lächeln, das dem so ähnelte, das mich in meine Träume verfolgte. Es war, als würde ich in einen Spiegel blicken, der jedoch wie ein Zerrspiegel war. Als hätte ich ein Bild vor mir, das sich in den richtigen Momenten bewegte und genau das zu zeigen schien, was man erwartete, aber auf eine verstörende Weise wiederum nicht. Ich war so verwirrt, dass ich ihn nur anstarren konnte. Ich fand ihn unglaublich attraktiv, aber … es fehlte etwas. Er war nicht Rico.
    „Soll ich euch noch was bringen?“, fragte er übertrieben höflich.
    „Dafür haben wir keine Zeit“, sagte Tatjana. „Wir müssen gleich zurück zum Laden. Ich geb dir was ab, Liss.“
    Luca nickte und verließ unseren Tisch.
    „Was ist denn mit dem los?“, fragte sie.
    „Er ist es nicht“, zischte ich. Es führte kein Weg daran vorbei. Sie musste es erfahren.
    „Was?“
    „Das ist nicht Rico.“
    „Natürlich ist er es. Du hast mir doch die Zeichnung gezeigt. Wie viele Jungs laufen hier denn wohl rum, die so aussehen?“
    „Schon, er sieht genauso aus, jedenfalls dachte ich das neulich. Da war das Licht nicht so gut und ich stand weiter entfernt. Aber jetzt habe ich genau hingeschaut. Er ist es nicht, Tatjana.“
    „Er verstellt sich doch bloß.“
    „Nein, ich glaube … es passt irgendwie nicht

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