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Das Auge des Sehers (German Edition)

Das Auge des Sehers (German Edition)

Titel: Das Auge des Sehers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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beauftragt habe. Die Antwort war deutlich: weil es mich nichts angehe und weil ich ihm bestimmt vom Verkauf abgeraten hätte. Da bin ich ausgerastet.»
    «Woher wussten Sie von den Verkaufsabsichten?»
    «Arthur hat sich verplaudert.»
    «Alura Randa und Jason Untala versuchten den Streit zu schlichten. Richtig?»
    «Sie sind bestens informiert, Frau Kupfer. Es waren unschöne Szenen … so unnötig … und wenig später war Arian tot …» Sie sass mit gesenktem Kopf da. «Wir konnten uns nicht einmal aussöhnen. Arian fehlt mir. Ich weiss nicht, was ich ohne ihn anfangen soll», flüsterte sie.
    Nadine wollte sie trösten, aber Ferrari hielt sie mit einem warnenden Blick zurück.
    »Arian war die wichtigste Person in meinem Leben. Es gab … es gab … ich bin nicht freiwillig in die USA gegangen. Ich war damals in eine tiefe Depression gefallen, liess niemanden an mich ran. In meiner Verzweiflung floh ich aus Basel, doch in den Staaten wurde es noch schlimmer. Nach …», sie blickte beschämt zu Boden, «nach einem missglückten Selbstmordversuch bin ich zurückgekommen. Ich verbrachte einige Monate in der PUK. In dieser Zeit und vor allem danach kümmerte sich Arian um mich. Daraus ist mehr geworden, die Liebe meines Lebens.» Andrea Grossen atmete ein paar Mal tief ein und aus, bevor sie weitersprach. «Ich erzähle Ihnen all das, damit Sie erkennen, dass Arian ein ganz anderer Mensch war, als Sie vermuten, Frau Kupfer. Er war liebevoll, einfühlsam, hilfsbereit, ja selbstlos. Er sog die Probleme anderer Menschen auf. Oft mehr, als er verkraften konnte. Doch sein Glaube war stark, sehr stark. Arian war überzeugt, dass sein Dasein von einer höheren Macht gesteuert wurde.»
    «Und Sie? Glauben Sie auch daran?», fragte Nadine leise.
    «Arian war mein Gott! Ich hätte alles für ihn getan, und nicht nur ich. Aber das wollte er nicht. Arian war der Auserkorene, bestimmt dazu, den Leidenden zu helfen … jetzt ist er nicht mehr da … ohne ihn ist die Welt arm geworden.» Andrea Grossen setzte sich aufrecht hin und berührte ihr Amulett. «Finden Sie Arians Mörder. Finden Sie ihn schnell oder ich werde ihn finden.»
    «Wie wollen Sie das anstellen, Frau Grossen?»
    «Ich werde eine Belohnung aussetzen, ein Kopfgeld. Zehn Millionen Franken für den, der mir den Kopf des Mörders vor die Füsse legt, Frau Kupfer. Und bei allem, was mir heilig ist, ich werde ihn finden. Das bin ich Arian schuldig. Er hat nie jemandem etwas zuleide getan.»
    «Darf ich Ihnen noch eine weitere Frage stellen, Frau Grossen?»
    Wie in Trance sah die Bankfrau den Kommissär an.
    «Bitte.»
    «Ich hege den Verdacht …»
    Nadine schüttelte den Kopf. Jetzt kam wieder so ein Schachtelsatz à la Francesco Ferrari.
    «… ich meine, bei unseren Ermittlungen haben wir davon Kenntnis genommen, dass …»
    «Der Kommissär möchte Sie fragen, warum Sie Jason hassen?»
    «Hassen? Ein grosses Wort, Frau Kupfer. Ich mag ihn nicht. Ich traue ihm nicht über den Weg.»
    «Gibt es dafür einen Grund?»
    «Er ist mir zu devot. Solche Menschen sind nicht ehrlich. Die warten förmlich darauf, dass du Schwäche zeigst, um dir blitzschnell ein Messer in den Rücken zu stechen.»
    «Können Sie sich vorstellen, dass er Arians Job übernehmen wollte?»
    «Es ist kein Job gewesen, Frau Kupfer. Arian war berufen. Ist damit Ihre Frage beantwortet?»
    «Und wie sieht es mit seiner Nachfolge aus?»
    Erneut griff sie nach dem Amulett.
    «Arian war einmalig. Es wird ihn niemand ersetzen können. Niemand. Keine Alura, kein Jason, kein Irion. So eine sinnlose Tat … so eine sinnlose Tat», monoton wiederholte sie die letzten Worte.
    Andrea Grossens Blick verlor sich in der Weite. Wie in Trance verabschiedete sie sich vom Kommissär und seiner Assistentin.
    Auf der Strasse sah Nadine nochmals zum Lällekönig hoch. Er streckte ihr die Zunge heraus, doch das Lachen war ihr vergangen.
    «Trinken wir im ‹Schiesser› einen Kaffee?»
    «Ja, einen doppelten Espresso kann ich jetzt gut vertragen. Puh! Das eben ist mir echt unter die Haut gegangen.»
    «Mir auch … und wie!», bestätigte Ferrari.
    «Die ist voll durch den Wind. Sie hat ihn geliebt. Mehr noch, sie hat ihn angebetet.»
    «Arian war ihr Gott.»
    «Glaubst du das mit der Belohnung?»
    «Sie scherzt nicht. Wir sollten den Fall rasch lösen, bevor plötzlich dubiose Gestalten auftauchen, die scharf auf die Belohnung sind.»
    Sturmartige Böen setzten ein und die ersten dicken Tropfen fielen. Gerade noch

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