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Das Auge von Tibet

Das Auge von Tibet

Titel: Das Auge von Tibet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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hinter den Felsen hervor. Der ältere der beiden überprüfte die Sättel der Tiere und führte dann zwei Pferde zu Shan und Lokesh. Auf halbem Weg blieb er neben der Frau stehen. »Du solltest nicht hier sein, Jakli«, sagte er streng. »Es ist zu gefährlich für dich.«
    Die junge Frau ging einen Schritt auf ihn zu. »Sie war meine Freundin, Akzu«, erwiderte sie. »Und meine Lehrerin.«
    Die Worte ließen den Mann das Gesicht verziehen. »Du schuldest dieser Frau überhaupt nichts. Sieh nur, was sie dir angetan hat.«
    »Und doch verdanke ich ihr viel«, erwiderte die Frau namens Jakli und klang dabei auf merkwürdige Weise zugleich eigensinnig und betrübt.
    Der Mann mit Namen Akzu sah sie wortlos an. Dann erschien ein trauriges Lächeln auf seinem Gesicht. »Komm her, Mädchen.« Er breitete die Arme aus. »Sie sollen alle verdammt sein, daß sie dich von uns ferngehalten haben. Es ist zu lange her.«
    Als die Frau ihn umarmte, schien eine Wolke sich auf Akzus noch immer lächelndes Antlitz zu legen, als würde er sich unfreiwillig an etwas erinnern, das er lieber vergessen hätte.
    Schließlich begann Akzu, das junge Kamel mit Gepäck zu beladen. Shan beobachtete ihre neuen Führer. Der Anblick des Tiers hatte ihm einen regelrechten Schock versetzt. Zwar wußte er durchaus, wie Kamele aussahen, aber ihm war bis zu diesem Moment nicht wirklich klar gewesen, welch große Strecke mittlerweile hinter ihm und seinen Gefährten lag. Dieses Land hier war anders. Die Leute waren anders. Keiner der beiden Männer hatte tibetische Gesichtszüge. Sie waren nach Norden gereist, rief Shan sich ins Gedächtnis, und zwar so tief ins Kunlun-Gebirge, daß sie den Lebensraum eines anderen Volkes erreicht hatten. Wie zur Bekräftigung dieser Erkenntnis rief der Mann neben dem Kamel seinem Begleiter mit der krummen Nase etwas zu. Shan verstand kein Wort. Es schien sich um den Dialekt einer Turksprache zu handeln, wie sie unter den Moslems in Chinas äußerstem Westen üblich war. Diese Leute waren Uiguren, überlegte Shan, oder vielleicht auch Kasachen, genau wie die ermordeten Jungen.
    Der Mann mit der krummen Nase kam näher und legte dem Kamel eine Hand auf den Hals. »Du bist derjenige, der über die Öffentliche Sicherheit Bescheid weiß, nicht wahr?« sagte er auf Mandarin zu Jowa.
    Der purba warf Shan einen kurzen und eindeutig unbehaglichen Blick zu.
    »Es heißt, du würdest die Geheimnisse des Büros für Öffentliche Sicherheit kennen.« Der Mann ließ nicht locker.
    Jowa runzelte die Stirn. »Bei meinem letzten Gefängnisaufenthalt war in meiner Zelle ein Häftling, der früher für die Öffentliche Sicherheit gearbeitet hat«, räumte er zögernd ein. »In Lhasa, als Teil eines Experiments zur Rekrutierung von Tibetern. Aber das Experiment schlug fehl, und so mußte man ihn irgendwo verschwinden lassen. Er wußte, daß er erst in vielen Jahren wieder freikommen würde, also beschloß er, seine Kenntnisse weiterzugeben, damit seine Zeit bei den Kriechern nicht völlig wertlos gewesen wäre.«
    Der Mann lachte, als sei dies ein besonders guter Witz. »Angeblich hast du eine Lastwagenkolonne der Öffentlichen Sicherheit zerstört.«
    »Die Fahrzeuge wurden leider sehr ungünstig geparkt. Es gab eine Lawine.«
    »Aber das warst du.«
    »Die Felsen und der Schnee haben den Schaden angerichtet«, behauptete Jowa ungerührt. »Manchmal werden die Berggeister wütend.« Der Mann lachte erneut. Jowa warf Shan einen zweiten verlegenen Blick zu. Die tibetischen Widerstandskämpfer hatten schmerzlich lernen müssen, daß es sich nicht auszahlte, die Chinesen offen anzugreifen oder eindeutige Sabotage zu betreiben. Solche Aktionen zogen stets schwerwiegende Vergeltungsmaßnahmen nach sich, unter denen fast immer nur Unschuldige zu leiden hatten.
    »Man sagt, du könntest ungesehen die Kontrollpunkte der Öffentlichen Sicherheit passieren«, fuhr der Mann fort, trat an Jowas Seite und half ihm, die Tasche auf den Rücken des Kamels zu heben. »Sogar bei elektronischer Überwachung.«
    Die Worte schienen Jowa und Shan gleichermaßen zu überraschen. Der Mann reiste nach Art des siebzehnten Jahrhunderts und sprach zur selben Zeit von computerisierten Sicherheitssystemen, die aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert stammten.
    »Unsichtbare Kontrollpunkte unterscheiden sich nicht sonderlich von allen anderen«, erklärte Jowa noch immer recht widerstrebend. »Man muß bloß wissen, wie man sie aufspürt.«
    Shan war verblüfft. Nur Jowa

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